Bericht aus der Südkurve zum 3:1 gegen Tottenham

Ein ganz und gar komisches Gefühl brachte dieses Spiel mit sich. Sportlich war es weitgehend unbedeutend. Die Rollen in der Gruppe waren ja schon länger klar definiert. Wir würden als Erster weiter kommen, Tottenham als Zweiter. Aber nach den beiden Niederlagen gegen Leverkusen und Gladbach war einiges an symbolischer und vor allem psychologischer Sprengkraft im Spiel. Ein Sieg sollte das notwendige Selbstvertrauen für die verbleibenden Bundesligaspiele bringen.

Aus Fansicht war es natürlich ganz nebenbei auch noch nett, diesen Vorrunden-Rekord einzufahren und wenn man Jose Mourinho eine Niederlage beibringen kann, tut man das auch mit größtem Vergnügen. Wichtiger war es aber heute wie gesagt, dass die Mannschaft ein Erfolgserlebnis hatte und damit hoffentlich wieder die Sicherheit und Selbstverständlichkeiten der letzten Jahre zurückkehren.

Da kam es uns vielleicht auch entgegen, dass die Spurs heute nicht ihre erste Garde aufs Feld schickten, sondern Mourinho seinen Reservisten zusätzliche Einsatzzeit gab. Erst hätte man denken können, das Spurs Tor sei heute auch vernagelt. Erst wehrt der Torwart gegen Pavard ab und Thiago schafft es dann auch nicht den Ball an ihm vorbei zu bugsieren. Wenn man solche Dinger regelmäßig liegen lässt, braucht man sich eigentlich nicht wundern, wenn man in der Tabelle nicht oben steht. Kurz darauf folgte dann ja aber doch der Führungstreffer und jetzt hätte man sich gewünscht, dass die Spieler sich bestätigt fühlen und wir weiter unser Spiel aufziehen. Die erste Viertelstunde hatte das ja ganz gut geklappt. Stattdessen bekamen wir 5 Minuten später das Gegentor und einen Neuzugang auf der Verletztenliste.

Nun ja, immerhin hatte das zur Folge, dass wir wieder mehr Dampf machten und verdient noch vor der Pause zum 2:1 einnetzen konnten. Außer Coutinhos Kunstschüsschen passierte in den folgenden 45 Minuten nicht mehr viel und wenn man bedenkt, wie oft wir in dieser Saison schon in der zweiten Halbzeit ein gutes Ergebnis wieder hergeschenkt haben, kann man das vielleicht ja mal sogar positiv werten.

Der Kurve hat es jedenfalls trotz eher lauem Kick richtig Spaß gemacht. Es war zwar massig Platz und viel zu viele Südkurvengänger haben heute mal ihren „Joker“ ausgespielt und sind vor dem Fernseher geblieben, aber diejenigen die da waren, machten dies wieder wett. Lautstärkewettbewerb hätten wir wahrscheinlich keinen gewonnen, das braucht’s ja aber auch nicht immer. Stattdessen wurde ein neues Lied ausprobiert, das sicher wie jede Neukreation noch ein wenig Zeit braucht, aber dafür, dass es vorher noch kaum bekannt war, ging „Wir singen für die Stadt, die unser Herz erobert hat, alles was für uns zählt, sind deine Farben und nicht das Geld“ den Leuten eigentlich gut über die Lippen. Überhaupt war die zweite Halbzeit sehr von schönen Melodien geprägt. „Ich geb mein Herz für Dich“ mit dem mittlerweile obligatorischen Wechselgesang zum Einstieg, die Konstante wurde gesungen und auch zum Peru-Lied wurde getanzt. Auch in der ersten Halbzeit gab es schon paar Phasen, die richtig Bock gemacht haben. Ob es jetzt ein neues Lied wie „Auf geht’s ihr Roten, Stolz unserer Stadt“ oder ein lang etabliertes Lied wie „Kissing him goodbye“ ist. Einziger echter Makel, der von heute im Gedächtnis blieb, war das Einklatschen. Das kam irgendwie recht halbscharig daher.

Insgesamt war‘s aber wie gesagt für ein Spiel mit diesen Rahmenbedingungen voll okay. 

Ansonsten gibt‘s neben dem obligatorischen „Twenty is plenty“-Spruchband eigentlich nichts mehr groß zu berichten.

Besonders erwähnen wollen wir heute aber nochmal unsere Gäste. Neben unseren Freunden von Carl Zeiss Jena und dem FC Sankt Pauli war heute auch wieder eine größere Abordnung der Ultramarines Bordeaux 1987 bei uns zu Gast. Normalerweise keine große Neuigkeit, da wir uns häufig gegenseitig besuchen. Wir freuen uns aber besonders, dass diesmal einige Gründungsmitglieder dabei waren, die die kompletten 32 Jahre der Gruppengeschichte mitgemacht haben und für die die Fahrt nach München ob des verlorenen Finals 1996 nicht unbedingt positive Erinnerungen hervorruft. Bisher wurde die Freundschaft ja vor allem von den „jüngeren“ Generationen aktiv mit Leben befüllt. Es ehrt uns, dass sie trotz des München-Traumas zu uns gekommen sind, um uns noch besser kennenzulernen und dass sie wirklich interessiert daran waren, wie wir unser Fußballfansein leben, wie die Strukturen unserer Kurve sind und wie wir im Stadion die Stimmung gestalten. Auch wird es niemand wundern, wenn wir sagen, dass Gespräche mit Leuten, die seit über 30 Jahren in einer Ultrasgruppe aktiv sind auch ziemlich interessant sind. Man kennt es ja von altgedienten Mitgliedern unserer eigenen Fanszene, dass sie ein Quell an Erfahrungen und Anekdoten sind.

Danke Freunde, Merci beaucoup Ultramarines Bordeaux. Mit etwas Glück gibt’s nächstes Jahr einen gemeinsamen Ausflug nach Istanbul.

WIR HOLEN DEN LANDESMEISTERCUP!

Veröffentlicht von gastautorfcbtotal

Gastautoren von FC Bayern Total

Ein Kommentar zu “Bericht aus der Südkurve zum 3:1 gegen Tottenham

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