Bevor wirklich Warten aufs Christkind angesagt war, gastierte der VfL Wolfsburg kurz vor Heiligabend nochmal in der Fröttmaninger Heide. Nicht unbedingt ein Leckerbissen für Fußballfans, aber ein wichtiges Spiel um drei Punkte. Wir wollten Red Bull ja nicht ohne unseren Atem im Nacken in die Winterpause gehen lassen. Dorthin hatte sich unfreiwillig auch schon ein gar nicht so kleiner Teil unseres Kaders verabschiedet. Verletzungssorgen auf großer Breite sorgten für eine Bank, auf der außer Sven Ulreich und Jerome Boateng nur noch Youngster Platz nahmen.
Einer von ihnen spielte wie schon gegen Freiburg den Joker. Nach einer eher lahmen Partie, in der wir zwar stets die klare Oberhand hatten, aber irgendwie nach der langen Hinrunde die Kraft für ein echtes Powerplay zu fehlen schien, war es wie schon gegen Freiburg Joshua Zirkzee, der direkt nach seiner Einwechslung knipste. So empfiehlt man sich natürlich für weitere Aufgaben. Nachdem der Wolfsburger Abwehrriegel dann gebrochen war, erhöhte Serge Gnabry sogar noch auf 2:0, womit einer eventuellen feuchtfröhlichen Weihnachtsfeier an der Säbener Straße nichts mehr im Wege gestanden wäre.
In Fankreisen gab es sicher noch den ein oder anderen Drink im Anschluss an das Spiel, aber vorher wollte natürlich auch die Kurve erstmal ihren Beitrag zu einem erfolgreichen Hinrundenabschluss liefern. In Erinnerung blieb aber eigentlich nur ein Wechselgesang mit der Nordkurve, der gefühlt der lauteste in dieser Saison war, was alleine schon zeigt, dass wir in diese frühere Paradedisziplin mal wieder ein bisschen mehr Stimmgewalt stecken könnten. Ansonsten war es schade zu sehen, dass gerade den Leuten in den unteren Reihen sämtliche Begeisterung, die in Freiburg noch zu spüren war aus dem Leib gewichen schien. Da war also maximal Dienst nach Vorschrift.
Na ja, unsere Hinrunde war ja auch nicht megakurz, aber es ist halt schade, dass man als Kurve den Schwung aus einem guten Auswärtsspiel so gar nicht mit nach Hause nehmen kann.
Spruchbänder gab es von uns heute keine, dafür aber von anderen Gruppen aus der Kurve.
MRP kritisierte die erneute Trainingslagerreise in das Wüstenemirat Katar mit dem Spruchband „Und wieder fliegen mit Kafala Airways die Menschenrechte davon“.
In Katar ergeben nicht nur auffällig viele Todesfälle unter Gastarbeitern den deutlichen Eindruck, dass die Arbeitsbedingungen nicht den Standards anderer reicher Länder entsprechen, sondern durch das erwähnte Kafala-System haben die Arbeitgeber auch quasi vollständige Kontrolle über die von ihnen angeworbenen Gastarbeiter. Dies äußert sich dann unter anderem in ausbleibenden Lohnzahlungen, verwehrter Ausreise ins Heimatland und auch in einer mangelhaften Unterbringung der Arbeitsmigranten aus Südasien. Ausbeutung von Arbeitskraft zum Nutzen der Zentren gegenüber der Peripherie (oder wirtschaftlich starken Ländern gegenüber wirtschaftlich schwachen) ist zwar ein Grundprinzip in einer kapitalistischen Weltwirtschaftsordnung, von dem beispielsweise auch wir hier in Deutschland profitieren, deswegen muss man das aber ja nicht klaglos hinnehmen und kann zumindest auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam machen.
Inwiefern das Aufgabe eines Sportvereins bzw. einer Sport-AG sein kann, ist sicherlich diskutabel, genauso ob dies irgendwas bezwecken würde. Der Rückzug auf die Position, dass man hinter verschlossenen Türen durchaus Gespräche führe, ist seitens des FC Bayern allerdings etwas schwach. Einerseits erhalten wir Millionen von einem Staatsunternehmen durch Sponsoring, dieses Unternehmen stellt auf der anderen Seite gegenüber seinen Arbeitnehmern aber Praktiken zur Schau, die den liberalen Grundwerten, für die der FC Bayern eigentlich stehen möchte, diametral entgegengesetzt sind. Die angestoßenen Gespräche haben dabei leider ebenso wenig substantielle Verbesserungen gebracht, wie Lippenbekenntnisse der katarischen Regierung gegenüber der Weltgemeinschaft zu einer Verbesserung der Gastarbeitersituation geführt haben. Wie so oft im Profifußball hat man es mit einer Entscheidung zwischen Geld und Gewissen zu tun. Zumindest an der Fanbasis scheint in diesem Fall der Zeiger aber eher in Richtung Gewissen zu tendieren.
Ein weiteres Thema, das Fußballfans – diesmal deutschlandweit – ziemlich auf den Senkel geht, ist der Videobeweis. Die Gemengelage braucht man keinem regelmäßigen Stadiongänger erklären. Bevor man nach einem Tor so richtig jubelt, geht der Blick erstmal so richtig zum Schiedsrichter, ob der nicht einen Funkspruch aus Köln bekommt. RFM zeigte deshalb ein „Torjubel verschwinden – Emotionen sterben – Ihr macht unseren Sport kaputt – Videobeweis abschaffen!“
Last but not least schickte die aMr solidarische Grüße an ein Mitglied, das nach einem Gerichtsurteil nun erstmal keine Spiele des FC Bayern mehr besuchen darf: “Was sind schon 8 Monate gegen deine Loyalität? Was sind schon 2 Jahre gegen 12 Jahre Identität? Keiner bricht Dich, Bruder!“
Damit war die erste Hälfte der Saison dann auch schon wieder vorbei. Langweilig war sie sicher nicht gewesen und wir sind gespannt, was die Monate Januar bis Mai für uns bereithalten.
Ein Dankeschön geht noch raus an die recht zahlreich anwesenden Freunde aus Jena, denen man dann am nächsten Tag in Ingolstadt noch frohe Weihnachten wünschen konnte.