Das Südkurvenbladdl zum 3:1 in Mainz

“You know, there’s nothing that stirs my imagination like the sound of a steam locomotive!” Dampflokomotiven gehören zwar der Vergangenheit an, diesem Zitat von Johnny Cash kann man aber auch heute noch einiges abgewinnen. Für Fußballfans gibt es ja eigentlich nichts Schöneres als mit dem Zug unterwegs zu sein. Man läuft durch die Abteile, hält hier für einen Plausch an, trinkt dort ein paar Schluck aus der Bierdose. Umstiege haben einen kleinen Hauch von Ungewissheit und Abenteuer, die Begegnung mit anderen Reisenden führt zwangsläufig zu lustigen Geschichten und viel Zaster in der Tasche braucht man auch nicht. Sehr schade also, dass unsere Randlage auf der Bundesligakarte verwehrt, öfter auf das edle Stahlross zu setzen. 

Nach Mainz geht es sich aber eigentlich immer aus und so machte sich der Südkurventross per Wochenendticket auf den Weg nach Mainz, wo es heute zum Einlaufen eine gemeinsame, nicht-angemeldete Choreo von alarMstufe rot und Red Fanatic gab. Das Motto „if it’s not illegal, I am not interested“ war dabei der 80er Jahre Kultserie Miami Vice entlehnt, wo sich die beiden Undercover-Cops Sonny und Rico nur um die schweren Fälle der Unterwelt kümmern. Mit Fahnen wurde unter dem Spruchband ein Sonnenuntergang stilisiert und am Zaun mit einem „Munich Vice“-Banner abgeschlossen. Um dann auch noch eine richtige Prise „Illegalität“ und die Sache damit entsprechend dem Slogan auch wirklich interessant zu machen, zischten bald die Bengalos und hüllten die Choreo in Feuer und Rauch. Die Feuerteufel hatten dabei das Timing gut im Griff, anders als ein übermotivierter Bayernfan, der kurz davor ziemlich unpassend in die Rede zum Erinnerungstag hinein einen Rauchtopf anzündete. Das war natürlich nicht Teil der Aktion.

Im Rahmen des eben angesprochenen Erinnerungstages, aus dem man in Mainz übrigens gleich eine Erinnerungswoche mit interessantem Programm machte, zeigten wir anschließend gemeinsam mit der Heimkurve noch ein koordiniertes Spruchband. „Kein Vergeben, kein Vergessen – Nazis bekämpfen, immer und überall!“. Mag manch einer für unnötig alarmistisch halten, wenn dann vier Tage später eine 5%-Partei ihren Extremismus der Mitte dadurch auslebt, dass sie sich mit Unterstützung rechter Faschisten plötzlich den Ministerpräsidentenposten in einem deutschen Bundesland angelt, merkt man schnell, dass dieser Satz am besten weit über die Fußballstadien hinausschallen sollte. 

An solche Szenarien dachten am Samstag aber wohl die wenigsten Leute und es standen 90 Minuten Fußball an, die unser FCB gar formidabel eröffnete. 2:0 nach einer Viertelstunde, 3:0 nach 25 Minuten – mit Powerfußball wurde die Mainzer Hintermannschaft zerlegt. Sehr schön, hoffentlich haben die Red Bull Deppen das im Mannschaftsbus auf dem Weg zum Stadion gesehen. Die restliche Stunde konnten sie sich ruhig sparen, das war halt purer Verwaltungsfußball mit ein paar gefährlichen Unachtsamkeiten. Für die zwischenzeitliche und schlussendlich sogar komplette Eroberung der Tabellenspitze reichte es allemal.

Der Kurve machten eher beschauliche 59 Minuten dementsprechend nichts aus und auch ein richtig unfreundlicher Regenguss konnte die Euphorie des Gästeblocks nicht bremsen. Keine Ahnung, ob alle high auf Weinschorle waren, aber das war richtig fett, gerade wenn man bedenkt, dass der Gästeblock in Mainz schon ein bisschen ein Stimmungsgrab ist. Es fällt schwer jetzt einzelne Passagen besonders hervorzuheben, aber grade die Phase nach der Halbzeit war untypischerweise ein ziemlicher Burner: „Wir singen für die Stadt, die unser Herz erobert hat!“

Bedanken wollen wir uns abschließend noch bei unseren Bochumer Freunden, die heute wieder mit einigen Leuten am Start waren. Dabei denken wir ganz besonders an einen langjährigen Weggefährten, der schon in allen guten und schlechten Situationen an unserer Seite stand und der heute von RFM, aMr und von uns jeweils mit einem eigenen Spruchband gegrüßt wurde: 
Stark bleiben, Max! Wir sind mit Dir!

Veröffentlicht von gastautorfcbtotal

Gastautoren von FC Bayern Total

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