Als die Bayern am 14. Bundesligaspieltag unglücklich mit 1:2 in Mönchengladbach verloren hatten und sich in Folge dessen mit sieben Punkten Rückstand auf die Tabellenführung auf dem 7. Tabellenplatz wiederfanden (hierzu Petersgradmesser – Flick: „Die Tabelle lügt nicht“ ), hätte es kaum einer für möglich gehalten, dass sie nur sechs Spieltage später schon wieder von ganz oben grüßen können und am 21. Spieltag sogar die Chance haben werden, sich sogar vom Verfolgerfeld ein Stück abzusetzen. Jedoch kam es nach zuvor sechs Bundesligasiegen und insgesamt acht Pflichtspielsiegen in Folge ein bisschen anders…
Nach fast ausschließlich überzeugenden bis überragenden Leistungen im Jahr 2020 (2. Hälfte in Berlin, gesamtes Spiel gegen Schalke und jeweils die erste Halbzeit in Mainz und gegen Hoffenheim im Pokal) rechnete eigentlich jeder im FCB-Umfeld mit einem – vielleicht sogar klaren – Heimsieg gegen zuletzt etwas schwächelnde Leipziger. Dass gegen die letzten beiden Spielgegner die zweiten Halbzeiten etwas unkonzentriert angegangen wurden und dies gegen Hoffenheim sogar fast schief gegangen wäre, werteten einige sogar positiv: So ein Schreckmoment schärft die Sinne und mit der zu erwartenden entsprechenden Konzentration gegen RB kann eigentlich nur ein Sieg heraus springen. Die Form dazu sollte allemal stimmen.
Mit dieser Überzeugung und dem entsprechenden Selbstvertrauen starteten die Bayern am Sonntagabend auch in das Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten aus Sachsen. In den ersten 15 bis 20 Minuten standen die Bayern sehr hoch, das Pressing war höchst effektiv und die Leipziger sahen teilweise ziemlich wehrlos im Kombinationswirbel der Bayern aus. Obwohl in dieser Phase keine ganz große Chance zu verzeichnen war, hatte man das Gefühl, dass der Führungstreffer der Bayern nur eine Frage der Zeit sein würde. Allerdings wurde schon in dieser Phase das seit langem bekannte Manko der Bayern augenscheinlich: Man benötigt zu viele Chancen, nicht selten agiert man in den wichtigen Situationen zwar technisch brillant, aber zu wenig fokussiert und effizient. Zudem hatte die Leipziger Defensive bei einigen „Flipperbällen“, die durch ihren Strafraum irrten, auch das entsprechende Glück.
Nach 20 Minuten war die ganz große FCB-Dominanz dann vorbei. Leipzig stellte sich besser auf den bayerischen Kombinationswirbel ein, welcher bis dahin auch ein Ergebnis eines glänzenden Spiels ohne Ball gewesen war. Es gab im ersten Viertel des Spiels immer mehrere Anspielstationen und viel Direktpassspiel. Mit jedem verlorenen Ball agierten die Bayern von da an jedoch vorsichtiger und auch das bis dahin vorzügliche Spiel ohne Ball wurde mehr und mehr eingestellt. Darauf zurückzuführen ist auch die „extrem hohe Fehlpassquote“ von Manuel Neuer, wie einige „Fachmagazine“ diesem vorrechneten. Eine abenteuerliche Version: Denn hast du als Spieler keine Anspielstationen, dann hilft häufig nur ein weiter Ball nach vorne. Dies gilt im Speziellen für das Torwartspiel – und selbst ein Manuel Neuer, der eigentlich das Risiko liebt, hat diesbezüglich seine Grenzen. Wenn es dann die Kollegen auf dem Feld zusätzlich noch versäumen, Bällen hinterher zu gehen, die eigentlich in ihre Richtung kommen, dann kann kaum ein weiter Ball ankommen.
Waren die Bayern in Halbzeit 1 die insgesamt bessere Mannschaft und hätten verdient mit einer Führung in die Halbzeit gehen müssen, drehte sich das Spiel in Halbzeit 2 etwas zugunsten der konter- und umschaltstarken Leipziger. Bereits kurz nach der Halbzeit hätte es eigentlich 0:1 durch Sabitzer stehen müssen. Wie bereits in der 1. Halbzeit im eigenen Strafraum hatte RB in dieser Situation extremes „Flipper-Glück“, die Bayern – ausgleichende Gerechtigkeit? – dann das Glück, dass der Österreicher die Kugel nicht richtig traf bzw. wohl auch zu überhastet agierte.
Am Ende stand nach einem sehr spannenden, jedoch nicht immer hochklassigen Spiel ein 0:0. Irgendwie ernüchternd für die Bayern und ihre Fans, auf alle Fälle aber gerecht. David Alaba sprach nach der Partie bezeichnenderweise von einer „gefühlten Niederlage“.
So steht der FCB nach dem 21. Spieltag nicht mit einem Abstand von vier und sechs Punkten vor Leipzig und Dortmund, den beiden Hauptkonkurrenten um den Titel. Es sind lediglich ein bzw. vier Punkte. Borussia Mönchengladbach und Leverkusen sollte man aber auch nicht völlig vergessen … und natürlich auch nicht, wo der FC Bayern nach dem 14. Spieltag stand …
Welche Schlüsse lassen sich aus diesem Unentschieden ziehen?
Eigentlich überhaupt keine neuen … Der FC Bayern bleibt in dieser Saison eine Wundertüte! Die Leistungen schwanken von Spiel zu Spiel, innerhalb jedes Spiels … konstant ist allenfalls die Inkonstanz. Dieser “Makel” bleibt seit der Cheftrainer-Amtsübernahme durch Hansi Flick erhalten, auch wenn man unter ihm deutlich mehr Spielstruktur und Spielfreude als unter seinem Vorgänger Niko Kovac erkennen kann.
Gehen die Jungs – auch einmal 90 Minuten – konsequent zur Sache, dann sieht das häufig böse für den Gegner aus: BVB (0:4) und S04 (0:5) lassen grüßen. Stimmt die Leistung und vor allem die Konzentration nicht zu 100%, dann kann die Bayern-Mannschaft in dieser Saison auch gegen Kellerkinder der Bundesliga Punkte liegen lassen, die am Ende sehr weh tun könnten.
Hoffnungen machen die Wiederkehrer: Kingsley Coman und Lucas Hernández feierten gegen RB nach monatelangen Verletzungspausen ihre Comebacks. Leistungsmäßig ist dementsprechend bei beiden noch viel Platz nach oben, auch wenn man mit ihnen absolut zufrieden sein konnte.
Aber es werden – leider – auch wieder neue Verletzungen dazu kommen. Das ist kein Unken. Ob diese angesichts des zu erwartenden straffen Programms – man sollte über Chelsea und Schalke in die jeweils nächste Wettbewerbs einziehen – immer kompensiert werden können, bleibt abzuwarten bzw. kann angezweifelt werden. Prinzip Hoffnung!
Fazit – Saisonausblick
Seit Saisonbeginn hat sich an der Einschätzung wenig geändert: Der FCB kann in dieser Saison ALLES gewinnen, aber auch alles „verlieren“. Die Bundesliga 2019/20 ist alles andere als ein Selbstläufer. Trotz einer überragenden Pokalbilanz gegen Schalke und bei Auswärtsspielen (seit 11 Jahren unbesiegt) ist auch das Pokal-Halbfinale noch nicht gebucht. Und in der Champions League braucht man immer zu allem Können und höchster Konzentration eine gehörige Portion Glück – ohne diese hat noch keine Mannschaft den „Landesmeister-Cup“ seit 1955/56 gewonnen. Und es wird jedes Jahr schwieriger, die Konkurrenz größer und stärker.

Schaun mer mal – aber mia san mia 😉
Titelbild: Südkurve vor dem RB Spiel … entsprechende Grüße nach Leipzig eingeschlossen 😉
So schaut’s aus; meine Hoffnung ist, dass die Bayern sich gerade gegen Chelsea und Co von Hansi Flick so motivieren lassen, dass man schon in London ein Ausrufezeichen setzen kann.
Man darf aber auch nicht vergessen, dass mit Leipzig der wsl größte sportliche Konkurrent zu Gast war; wenn der 1. gegen den 2. spielt, ist ein Unentschieden gerade nach so wechselhaften Halbzeiten – ein Spieler mit der Nummer 11 auf Seiten der Leipziger hat Gott sei Dank auch mehrmals das Tor verfehlt – auch mal ein gutes Ergebnis. Eigentlich muss die Devise etz sein, abhaken, weitermachen.
PS: Wenn mir jemand auf der Rückfahrt aus Gladbach gesagt hätte, dass unser FCB an meinem Geburtstag Tabellenführer ist, hätte ich jede Tabelle blind unterschrieben; Tabellenführung hamma ja 😉🇮🇩⚽️