FC Bayern Quiz – Stadion Teil 1

Lange Zeit war der FC Bayern auf der Suche nach einer sportlichen Heimat. Nachdem man an der Clemensstraße und Äußeren Leopoldstraße vor dem ersten Weltkrieg zwar eigene aber zu kleine Spielstätten gehabt hatte, spielte man in den folgenden Jahrzehnten meist als Gast auf fremden Anlagen: U.a. an der Marbachstraße (MTV-Platz), auf dem Teutonia-Platz (Oberwiesenfeld), aber auch in den Städtischen Stadien an der Grünwalder Straße und im Dantestadion im Ortsteil Gern.

Das Dantestadion ist derzeit das viertgrößte Sportstadion in München. Das Dante, wie es von den Münchnern oft genannt wird, verfügte früher über 32.000 Plätze, wovon heute noch 12.000 erhalten sind. Außerdem existieren eine 400-Meter-Tartanbahn und eine elektronische Anzeigetafel. Eine Besonderheit des Stadions ist die trapezförmige und daher einmalige Tribüne, in der sich auch eine Turnhalle und Waschräume befinden. Sie trägt straßenseitig die Aufschrift „Der Münchner Jugend“.

Heutige Quizfrage: Wann spielte die erste Fußball-Mannschaft des FC Bayern im Dante ihr letztes Pflichtspiel?


Auflösung:

Ja, das war natürlich wieder eine „ganz spezielle Quizfrage“.

Viele ordneten dieses letzte FCB-Pflichtspiel im Dante in die Kriegs- bzw. Nachkriegszeit ein. Ein einziger (auf Facebook) wusste offensichtlich, dass es ein Pokalspiel in 1957 war und ein paar wenige konnten sich an ein Spiel in 2007 erinnern, welches natürlich kein Pflichtspiel war.

Als der FC Bayern in der Saison 1956/57 zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte den DFB-Pokal gewann, spielte er in der Vorrunde des Wettbewerbs (Süddeutscher Pokal) am 3. März 1957 das Wiederholungsspiel gegen Neu-Isenburg im Münchner Dantestadion. Dieser 4:0-Sieg (nach einem 2:2 n.V. im Auswärtsspiel) war das letzte FCB-Pflichtspiel im mittlerweile denkmalgeschützten Stadion im Stadtteil Gern.

Das Spiel am 6. Juli 2007 im Dante war ein Freundschaftsspiel gegen die FT Gern (Philipp Lahm spielte dort als Kind, bevor er 1995 als 11-Jähriger zum FCB ging). Die Bayern gewannen standesgemäß mit 18:0 – und es war wohl das allererste Spiel von Franck Ribéry im FCB-Trikot.


Weil auch die Frage nach „Damen oder Herren“ aufgetaucht ist: Bis 2006 spielte die Frauenmannschaft des FCB im Dantestadion, zog jedoch dann in den Sportpark Aschheim um, später ins Grünwalder Stadion und auch auf den Campus.


Update 07. April 2020

Schön, wenn man richtige FCB-Geschichtsexperten in seinem Freundeskreis hat. Da bekommt man immer noch neue Details als Schmankerl serviert. Auf unsere Nachfrage, warum der FC Bayern jenes Pokalspiel im März 1957 im Dantestadion ausgetragen hat, kommt von Toby (vielen Dank!) folgende Information (er zitiert dabei aus der Clubzeitung vom März 1957):  

„Ausgerechnet am Faschingssonntag – und hier wegen des Faschingszuges noch dazu am Vormittag und im Dantestadion – mußten wir – trotz unserer wiederholten Einsprüche – das Pokalwiederholungsspiel gegen den VfL Neu-Isenburg austragen (gegen den wir bekanntlich auf des Gegners Platz zuerst trotz Verlängerung 2:2 unentschieden gespielt hatten). Zwangsläufig mußten sich Spielausschuss und Trainer für eine völlig neue Angriffsformation entscheiden.“ 

„Eine völlig neue Angriffsformation“ deswegen, weil Erich „Witsche“ Hahn zwei Wochen zuvor beim letzten Pflichtspiel, ein Heimspiel der Oberliga Süd gegen Jahn Regensburg, vom Platz geflogen war.

Und jetzt wird es ein bisschen peinlich (wenn zu viel geballtes Wissen vorhanden ist und die Informationen aus eigentlich sehr seriösen Quellen nicht hundertprozentig stimmen):

Das Pokalspiel 1957 gegen Neu-Isenburg war nämlich nicht das letzte Pflichtspiel der ersten Mannschaft des FC Bayern im Dante. 😔

Über acht Jahre später, am 25. April 1965, „mussten“ die Bayern nämlich noch einmal im Dantestadion in einem Pflichtspiel ran. Dazu wird Franz Beckenbauer wie folgt zitiert: „Wir waren da (eig. Anm: im Grünwalder Stadion) nur Gast, eines unserer letzten Regionalligaspiele wurde kurz vor Beginn(!) in das Dantestadion verlegt, weil plötzlich jemandem eingefallen war, dass man den Rasen besser für die Löwen schont.“

So empfingen die Bayern am jenem Tag Schweinfurt 05 im Punktspiel im Dante und gewannen mit 2:0 (Torschützen Drescher und Ohlhauser). (Als Beweis, dass man vielen Quellen nicht immer zu hundert Prozent glauben kann: In den FCB-Jahrbüchern von 1975 und 1980 wurde das Spielergebnis jeweils fälschlicherweise mit 1:0 angegeben).

Hintergrundinfo: Der Rasen im Grünwalder Stadion war wohl zu diesem Zeitpunkt, aber auch schon 1957, alles andere als in einem guten Zustand und der TSV 1860 trat damals nur zwei Tage später zum Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger gegen den AC Turin an.


Zusatzinfo: Von 1963 bis 1972 trug der Münchner Traditionsverein FC Wacker seine Heimspiele im Dantestadion aus, darunter waren 1963 und 1964 auch Heimspiele im Pokal und in der Regionalliga Süd gegen den FCB. Auch diese wurden wohl im Dantestadion ausgetragen. Das letzte „Auswärts-Pflichtspiel“ der Bayern im Gerner Stadtteil-Stadion war somit wohl der 9:2-Punktspiel-Sieg bei Wacker am 27. September 1964.

Fazit: Das 1957er Spiel war lediglich das letzte Pokal-HEIM-Spiel des FCB im Dantestadion. Und: Heimspiele im Dante waren bei den Bayern alles andere als beliebt 😉 !

PS: Danke für Eure Infos, Martin und Toby 👍


Update 25. April 2020

In ihrem heutigen Beitrag bringt die Kurt Landauer Stiftung die ausführliche Geschichte zum Spiel gegen Schweinfurt 05:

HEUTE VOR 55 JAHREN –
DAS LETZTE PFLICHTSPIEL DES FC BAYERN IM DANTESTADION

Am 25. April 1965 – heute vor genau 55 Jahren – fand das letzte Pflichtspiel des FC Bayern im Münchner Dantestadion statt. Eine aus heutiger Sicht unglaubliche Geschichte, doch der Reihe nach…

36. Spieltag der Regionalliga Süd 1964/65, der FC Bayern mit seiner Mannschaft rund um die jungen Spieler Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller hat als unangefochtener Tabellenführer den Aufstieg in die Bundesliga fest im Blick.

Im Stadion an der Grünwalder Straße werden die Gäste vom 1. FC Schweinfurt 1905 erwartet. Doch die Stadtverwaltung gab den „unter Wasser stehenden Platz mit Rücksicht auf das am darauffolgenden Dienstag stattfindende Europacupspiel 1860 – Turin“, so die offizielle Begründung, nur kurze Zeit vor dem geplanten Anpfiff nicht frei. Es waren bereits viele Zuschauer an die Grünwalder Straße gekommen, rund 7.000 traten noch den Weg von dort ins Dantestadion an und harrten trotz anhaltendem Regen aus.

Dank der Treffer von Jakl Drescher und Rainer Ohlhauser holte sich Bayern München den verdienten Erfolg.

Unser damaliger Präsident Wilhelm Neudecker erinnerte sich in seiner Biografie an diesen Tag zurück und das damit verbundene Verhältnis zu den Blauen:

„Als ich 1962 Präsident wurde, war das Verhältnis zwischen Bayern und 1860 von schweren atmosphärischen Störungen belastet. Daran änderte sich viele Jahre nichts. 1860 im Europapokal der Pokalsieger, Bayern in der zweitklassigen Regionalliga – wir hatten nach deren Pfeife zu tanzen.

Im April 1965 war für Sonntag Nachmittag unser Spiel gegen Schweinfurt angesetzt. Am Vormittag um 11 Uhr regnete es in Strömen, als es zwischen Adalbert Wetzel (Anm. Präsident der Blauen von 1952 bis 1969) und mir zur Konfrontation kam – mitten auf dem Rasen des Stadions an der Grünwalder Straße.

Wetzel rannte wiederholt zum Telefon und verlangte von der Stadt, dass unser Spiel abgesetzt wird, weil 1860 am Dienstag ein großes Spiel im Europacup Halbfinale gegen den AC Turin hat und weil wir angeblich den Rasen kaputt trampeln würden. Unglaublich, aber wahr: Zwei, drei Stunden vor Spielbeginn wollte man uns kurzfristig ins Dantestadion verbannen – was Wetzel dann auch durchsetzte. Wir forderten sofort zehn Busse an und transportierten etwa 1.500 Zuschauer von der Grünwalder Straße zum Dantestadion.

Niemand hat uns den Verlust ersetzt oder überhaupt nur gefragt, ob man für unsere Einbußen in irgendeiner Form gerade stehen könnte. Im Gegenteil. Mitten in einer heftigen Diskussion drohte mir Wetzel: „Beten Sie fleißig, dass Ihr Klub nächstes Jahr in der Bundesliga ist. Denn wenn Sie es nicht schaffen, werde ich den FC Bayern vernichten.“

Mit ersterem behielt Wetzel recht. Ich betete oft für den Verein und wir schafften den Aufstieg. Es war also nichts mit Vernichten. Eher andersrum…“

Von diesem sicher prägenden Spiel haben wir eine alte Fotografie für euch (im Hintergrund sieht man die Masse an Regenschirmen) sowie eine Bildtafel mit Fotos vom Dantestadion. Das „Dante“, wie es in München oft genannt wird, ist aktuell das viertgrößte Stadion Münchens und wurde 1928 eröffnet. Seine absolute Besonderheit ist die trapezförmige Haupttribüne.

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

8 Kommentare zu „FC Bayern Quiz – Stadion Teil 1

  1. ich tippe mal auf irgendwann im Jahr 1944. 43/44 war das Dante das „Ausweichstadion“ des FCB, weil das Grünwalder zerbombt war…

    1. Da hat sich wohl dein Tipp mit unserer Auflösung überschnitten. Dieser Meinung waren übrigens einige wirklich gut informierte FCB-Fans. Das mit dem Ausweichstadion stimmt ja auch, außerdem haben die Bayern in jener Zeit als „Schwabinger Mannschaft“ auch auf dem Alte Heide Platz gespielt.

      Warum gerade jenes Spiel im März 1957 im Dante stattgefunden hat, wissen wir übrigens auch nicht. Wahrscheinlich wegen der zu erwartenden geringen Zuschauerresonanz oder die Löwen haben zeitgleich im Grünwalder gespielt?

    1. Gut kombinierbar mit einer Einkehr im Augustiner am Dante … wenn die Zeit dazu wieder gekommen ist … und natürlich kombinierbar mit einer Olympiapark-Tour.

      Kleine Einschränkung: Wie viele andere auch ist der „Platzwart“ des Dantestadions „speziell“. Manchmal kommt man – auch am Wochenende – gar nicht rein. Gerade Fans von auswärts sollten sich da erkundigen und absichern…

      1. Danke! So bald es wieder geht, werden wir uns mal schlau machen und vorbeischauen! Grade das mit dem Augustiner und dem Olympiapark hört sich gut an!

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von FC Bayern Total

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen