IN TIEFER TRAUER UM URI SIEGEL
Wir trauern um Uri Siegel, unseren langjährigen Freund und Ehrenpräsidenten unserer Stiftung. Er verstarb gestern im Alter von 97 Jahren.
Uri Siegel wurde am 2. Dezember 1922 in München als Sohn jüdischer Eltern geboren. Hier erlebte er auch die Meisterfeier 1932. Aus dem Haus seiner Tante in der Kaufingerstraße beobachtete er den festlichen Einzug des FC Bayern mit seinem Onkel Kurt Landauer an der Spitze des Meistertrosses.
1934 wanderte er mit seiner Familie nach Palästina aus und ging in Haifa zur Schule, wo er in einer Klasse mit Ezer Weizmann, dem späteren Staatspräsidenten Israels, war. 1942 trat er der Königlich Britischen Artillerie bei und zog als Mitglied der Jüdischen Brigade in den Krieg.
Nach Kriegende studierte Uri Siegel englisches Recht in Jerusalem und trat in die Fußstapfen seines Vaters als Rechtsanwalt. Ab 1953 kümmerte er sich um die Vertretung einer israelischen Anwaltskanzlei in München und kam 1957 wieder fest zurück nach München, wo er sich in Sachen Wiedergutmachung aktiv einsetzte. Auch besuchte er wieder Heimspiele des FC Bayern an der Grünwalder Straße mit seinem Onkel Kurt Landauer, der bereits seit 10 Jahren wieder in München war.
Er leitete das israelitische Kirchensteueramt und wurde ab 1971 Geschäftsführer des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden. Bis ins hohe Alter war Uri Siegel als Rechtsanwalt tätig.
Vor rund 15 Jahren lernten wir Uri Siegel bei einem spontanen Besuch in seinem Büro in Haidhausen kennen. Von dort an entwickelte sich eine ganze besondere Freundschaft mit einem nicht alltäglichen Altersunterschied von rund 60 Jahren. Er war hierbei eine ganz große Stütze für die Erinnerungsarbeit an Kurt Landauer, aber auch für das Gedenken an weitere Personen und Schicksale. Ohne ihn wäre Kurt Landauer sicher nicht zu dieser Bekanntheit gekommen, die ihm heute wieder zu Teil wird.
Uri’s Art und sein Witz hat uns immer wieder inspiriert und begeistert. Oft begleiteten wir Uri bei seinen regelmäßigen Besuchen von FCB-Heimspielen, bei denen mit dem ehemaligen Präsidenten Willi O. Hoffmann und weiteren Ehrenmitgliedern des FC Bayern gefachsimpelt wurde. Uri war Stammgast bei dem Kurt Landauer Turnier der Schickeria und wir erlebten die ein oder andere Festlichkeit. Wir telefonierten stundenlang. Bei unseren Gesprächen packte Uri immer wieder faszinierende Geschichte aus seinem ereignisreichen Leben aus.
Ende 2017 gründeten wir mit der Unterstützung von Uri Siegel die Kurt Landauer Stiftung. Im Rahmen der offiziellen Vorstellung der Stiftung, wurde Uri Siegel zum Ehrenpräsidenten gekürt – ein Ehrenamt, dass er bis zuletzt mit großem Stolz ausübte und sich immer wieder nach „Wohlergehen seiner Stiftung“ erkundigte.
Im Mai letzten Jahres enthüllte Uri Siegel gemeinsam mit Uli Hoeneß die Statue von Kurt Landauer an der Säbener Straße – noch einmal konnte er neben seinem Onkel Kurt Platz nehmen und seine Hand packen.
Nun ging sein bewegtes Leben zu Ende.
Wir werden Uri Siegel mit seinem großen Herzen immer in dankbarer Erinnerung behalten, uns stets gerne an die gemeinsame Zeit erinnern und unseren Freund und Ehrenpräsidenten schmerzlich vermissen.
Unser Versprechen gilt, auch in Zukunft die Erinnerung an den Onkel Kurt – aber genauso auch an Uri Siegel und sein Lebenswerk – hochzuhalten.
Möge er in Frieden ruhen.
Kurt Landauer Stiftung
Persönliche Worte: Auch ich hatte in den letzten Jahren die Ehre anlässlich von einigen Veranstaltungen der Kurt Landauer Stiftung und auf dem Kurt Landauer (Anti-Rassismus-) Turnier der Schickeria Uri Siegel kennenzulernen. Hochbetagt verblüffte und begeisterte er mich mit seinem großen Humor und Witz. Unvergessen bleibt für mich seine Antwort auf meine Frage nach dem Wahrheitsgehalt einiger Passagen des großartigen Buchs von Dirk Kämper über seinen Onkel, Kurt Landauer: “Jaja, der Dirk Kämper, der hat ja noch mehr Fantasie als ich.” 😉
Ruhe in Frieden, Uri Siegel.
RIP – Rest in Power, URI SIEGEL!