Nachdem sich FC Bayern Total vor drei Tagen mit den möglichen Champions League Viertelfinalgegnern des FC Bayern auseinander gesetzt hat – CL Finalturnier in Lissabon – mögliche VF-Gegner des FCB , geht es im heutigen Beitrag um die vier möglichen Halbfinalgegner am 19. August. Aufgrund der absoluten Sondersituation ist vieles rein spekulativ, aber dennoch auf belastbare Fakten bezogen.
Sollte der FC Bayern wie erhofft nach dem Achtelfinal-Rückspiel gegen Chelsea am 8. August in der Allianz Arena und dem Viertelfinale am 14. August gegen den Sieger aus Barcelona / Napoli im CL-Halbfinale stehen, trifft er auf den Sieger aus Juventus Turin / Olympique Lyon – Manchester City / Real Madrid. Vier Teams, deren „Vorbereitungen“ auf das Finalturnier nicht unterschiedlicher hätten sein können.
Olympique Lyonnais
Auf dem Papier ist der französische Klub wohl die mit Abstand schwächste der 12 noch im Wettbewerb verbliebenen Mannschaften. Die französische Liga schloss Lyon am 8. März mit einem 0:1 bei OSC Lille auf dem 7. Tabellenplatz ab: Schlappe 40 Punkte aus 28 Spielen lautete die sehr mäßige Bilanz.
Seit jenem 8. März hatte das Team kein einziges Pflichtspiel, weniger Wettkampfpraxis geht nicht. Zudem ist man bislang noch nicht für den Europapokal 2020/21 qualifiziert und könnte diesen wohl nur mit einem Sieg im Liga-Pokal-Finale am 31. Juli gegen Paris St. Germain erreichen. Zur Einschätzung: Gegen PSG verlor Lyon Anfang März im französischen Pokal-Halbfinale (allerdings Rot-geschwächt) zuhause mit 1:5. Dieses Finale eines in Frankreich zunehmend unpopulären Wettbewerbs wird der einzige Gradmesser für das Duell mit Juve am 7. August sein.
Allerdings reist Olympique Lyon mit einem 1:0-Sieg aus dem Heimspiel am 26. Februar nach Turin. Ein Ergebnis, welches in der Regel alle Möglichkeiten offen löst.
Fazit: Eine Einschätzung der aktuellen Spielstärke von Lyon ist quasi unmöglich. Am Abend des 31. Juli könnten alle ein bisschen schlauer sein – aber der Alten Dame aus Turin kann dieses Szenario der Ungewissheit sicherlich auch nicht allzu sehr gefallen.
Juventus Turin
In keiner Begegnung der noch ausstehenden vier Achtelfinalspiele und bereits fixierten zwei Viertelfinal-Matches ist die „Spiel-Vorbereitung“ so krass unterschiedlich wie bei Juventus gegen Lyon. Während die Franzosen extrem ausgeruht, aber völlig ohne Spielpraxis dieser Partie entgegen fiebern, ist der designierte Meister aus Turin (es wäre die 9. Italienische Meisterschaft in Folge) seit dem Re-Start am 12. Juni im Dauerstress.
Die Bilanz von Juve fällt dabei durchaus durchwachsen aus:
9 Spiele – 4 Siege / 4 Unentschieden / 1 Niederlage – 20:11 Tore.
Diese neun Spiele kann man durchaus in drei Phasen einteilen:
Gestartet wurde in Italien mit der Pokalendrunde. Juve qualifizierte sich dabei über ein 0:0 gegen Milan (1:1 im Hinspiel vor der Corona-Pause) für das Finale. Bemerkenswert dabei: CR7 verschoss dabei einen Elfmeter und Juve spielte fast das gesamte Spiel nach einer roten Karte gegen Ante Rebic in Überzahl.
Das Finale wurde nach einem weiteren torlosen Unentschieden nach (nur) 90 Minuten mit 2:4 im Elfmeterschießen gegen Napoli verloren. Der Sieg der Süditaliener war dabei durchaus verdient. Schon in der regulären Spielzeit waren sie die bessere Mannschaft.
Danach folgten beim Re-Start der Serie A vier Siege in Folge (22. Juni – 4. Juli) – bei einem Torverhältnis von 13:2!
Dagegen konnte die Alte Dame keine der letzten drei Partien für sich entscheiden: 2 Unentschieden – eine Niederlage – 7:9(!) Tore. Dabei verlor man bei Milan nach einer 2:0-Führung noch mit 2:4 und gegen Atalanta Bergamo hatte man beim 2:2 im Heimspiel das Glück des nicht immer Tüchtigen. Lediglich zwei aus Atalanta-Sicht äußerst unglückliche Foulelfmeter, beide von Cristiano Ronaldo verwandelt, der zweite zudem in der Nachspielzeit, ermöglichten dieses schmeichelhafte Unentschieden.
Die Leistungsstärke von Juve gibt ein paar Rätsel auf: haperte es zunächst in der Offensive, konnte dies mit dem Liga-Re-Start schnell behoben werden, um dann plötzlich in der Defensive als „Schweizer Käse“ aufzutreten.
Verlassen konnte sich die Alte Dame jedoch fast immer auf die Schiedsrichter: Wurde es in den Spielen eng, gab es – nennen wir sie „schmeichelhafte“ – Elfmeter für den Serienmeister. In der Liga wurden alle vier von CR7 verwandelt. Dessen Bilanz seit dem Re-Start liest sich folgendermaßen: 7 Tore in 9 Spielen (in 7 Ligaspielen); 4 der 7 Tore vom Punkt; ein Freistoß und zwei Tore aus dem Spiel.
Festzuhalten ist auch, dass Juve in 4 von 9 Spielen, immer wenn der Gegner eine gewisse Qualität hatte (2x Milan, Atalanta, Napoli) das definitiv schwächere Team war. Sieht so ein Champions League Favorit aus? Eher nicht. Vor allem wenn man bedenkt, dass in der Serie A vom 20. Juli bis 2. August (in weniger als zwei Wochen) noch satte 5 Spiele zu absolvieren sind. Sollte Juve zudem am Montag zuhause nicht gegen Lazio gewinnen können, könnte es auch in der Meisterschaft noch eng und sehr anstrengend werden.
Prognose FC Bayern Total: Juventus Turin ist auch als italienischer Meister kein heißer Kandidat für das CL-Halbfinale!
Real Madrid
Vom aktuellen Verein von CR7 zum Ex-Verein von CR7: Zwischen Juve und Madrid gibt es noch mehrere Gemeinsamkeiten. Auch die Königlichen gehen mit der Hypothek einer Hinspiel-Niederlage ins AF-Rückspiel. Die Aufgabe von Real Madrid erscheint aber noch einmal um einiges schwerer. Nach der 1:2-Heimniederlage am 26. Februar im Bernabeu-Stadion gegen ManCity hängen die Trauben für das Erreichen des CL-Viertelfinales extrem hoch.
Nach der Corona-Pause gewann Real Madrid sämtliche 10 Meisterschaftsspiele bei einem Torverhältnis von 19:5. Allerdings waren die Siege äußerst selten souverän. Dabei sollte eine weitere Gemeinsamkeit mit Juve angesprochen werden: Waren die Spiele der Madrilenen eng, konnten sie sich fast immer auf die Liga-Schiedsrichter verlassen – fünf Elfmeter und zahlreiche dubiose VAR-Entscheidungen sind ein Indiz dafür, dass die zuletzt in Spanien getätigte Behauptung, dass „90% der spanischen SR Real-Madrid-Fans sind“, nicht ganz aus der Luft gegriffen ist.
Auch wenn solche Querverweise meist nicht absolut korrekt und hundertprozentig aussagekräftig sind: Die Bayern haben ihre letzten 10 Pflichtspiele ebenfalls gewonnen und dies mit einem Torverhältnis von 31:9. Dabei mussten sie im Gegensatz zu Real Madrid gegen fast alle deutschen Spitzenmannschaften antreten und dies sogar meist auswärts.
Trotzdem sind die 10 Siege von Madrid natürlich eine Hausnummer. Die Königlichen sind sicher einer der „Gewinner der Corona-Krise“ (ohne dass dies nun falsch interpretiert werden soll): Vor der Pandemie-Pause verlor RM 3 seiner letzten 4 Spiele, darunter das 1:2 im CL-AF-Hinspiel gegen Peps Citizens.
Allerdings war das einzige gewonnene Spiel in jener Phase Ende Februar / Anfang März das 2:0 gegen den Erzrivalen aus Barcelona. Richtungsweisend für den weiteren Saisonverlauf: Obwohl Barca als Tabellenführer in die Pause ging, war man schon in jener Saisonphase weit von der eigentlich zu erwartenden (Best)Form entfernt. Dass Real Madrid nun einen Spieltag vor Saisonende mit 7 Punkten Vorsprung auf Barcelona als spanischer Meister feststeht, liegt natürlich zum einen an der zuletzt so beeindruckenden Serie (in Anbetracht aller „Begleitumstände“), aber auch an der äußerst mäßigen Saison der Katalanen.
Vor dem Rückspiel bei Manchester City am 7. August hat Real Madrid eine fast dreiwöchige Spielpause. Man darf gespannt sein, wie der amtierende spanische Meister diese nutzt. Aufgrund der gezeigten Leistungen und der Hypothek aus dem Hinspiel sollte Madrid 2020 nicht zu den CL-Topfavoriten zählen, aber ….
Manchester City
Peps Truppe – zuletzt vom Sportgericht CAS zusätzlich auf eine äußerst fragwürdige Art emotional gepusht – gilt bei den Wettanbietern zusammen mit den Bayern als Favorit auf den CL-Sieg 2020. Dies ist durchaus bemerkenswert, spielt die Mannschaft doch gemessen an den eigenen Ansprüchen – ähnlich wie Spaniens Vize-Meister Barcelona – eine sehr mäßige Saison und wurde in der englischen Premier League vom Meister FC Liverpool nahezu deklassiert.
Ähnlich wie der Achtelfinal-Kontrahent aus Madrid ging City mit einer schmerzhaften Niederlage in die Corona-Pause: 0:2 gegen den Lokalrivalen ManUnited. Diesen hatte man in den letzten Jahren zumeist ganz klar beherrscht.
Die Bilanz seit dem Re-Start ist durchaus beachtlich, wenn auch nicht überragend: 7 Siege – 2 Niederlagen – 27:4 Tore. Darunter ein 1:2 bei Chelsea, aber auch ein 4:0 gegen Liverpool am 2. Juli – der LFC stand zu diesem Zeitpunkt allerdings längst als Meister fest.
Heute Abend entscheidet sich beim FA-Cup-Halbfinale gegen Arsenal, wie lange die nationale Saison von ManCity noch geht. Endet sie am 26. Juli mit dem Heimspiel gegen den Tabellenletzten Norwich City oder erst Anfang August mit dem Pokalfinale gegen den Sieger aus ManUnited / Chelsea. FC Bayern Total geht davon aus, dass es im August noch ein prestigeträchtiges englisches Saisonfinale geben wird, welches als Lokal-Derby stattfinden wird – und wir denken dabei weniger an ein Londoner Derby 😉
Auch diese noch offene Konstellation zieht mögliche Konsequenzen für das Duell gegen Real Madrid. In dieses geht ManCity aufgrund des Hinspiel-Ergebnisses aber auf alle Fälle als Favorit. Und wenn die Hürde Real Madrid übersprungen worden sein sollte, dann ist man auch im Viertelfinale Favorit – aber aus Bayern(fan)sicht sollten Pep´s Champions League „Glücksgefühle“ dann hoffentlich spätestens am 19. August, dem Tag des Halbfinals, beendet werden.
Dazu auch: FC Bayern Total – Das nächste FCB-Ziel: CL-Finale in Lissabon
Sehr informativer Beitrag – habe ich in dieser Form noch nicht gesehen.
Im neuen “51” äußert sich auch ein Journalist (wohl nicht in der FCB-Medienabteilung) zur Situation in der CL, aber nicht ansatzweise so ausführlich. Zu seiner Entschuldigung: Der Beitrag ist offensichtlich vor der Auslosung erstellt worden.
Zu Real Madrid: Da fehlt Sergio Ramos wohl gesperrt gegen ManCity. Eine Ahnung, wie lange er nicht dabei sein darf? Aber eigentlich sollte das das entgültige Aus von Real bedeuten 😉 😉 Auch wenn ManCity wahrlich nicht sympathisch ist – es gibt immer noch unsympathischere … 😉
@ Derbysieger: Ja, Sergio Ramos hat in der Schlussphase gegen City eine rote Karte für eine Notbremse bekommen.
In typischer und bekannter Art und Weise wollte Madrid gegen diese Karte und die nachfolgende Sperre eine Beschwerde o.ä.. einlegen. Meine Info ist, dass Ramos (nur) ein Spiel gesperrt ist. Beim Ausscheiden gegen Ajax fehlte er ja “aus taktischen Gründen” letztes Jahr auch gesperrt 😉
Die Sperre von Ramos ist in der Tat eine schwere Schwächung für Madrid.
Übrigens fehlen Chelsea in München auch zwar Stammspieler: Jorginho und Marcos Alonso.
Interessant auch, dass Bayern bzgl. der Kartenanzahl die mit Abstand fairste Mannschaft im laufenden Wettbewerb ist. 6 gelbe Karten in 7 Spielen – aber: Thiago und Kimmich haben schon Zwei!
Ich teile die Einschätzungen von FC Bayern total, finde aber, dass ManCity wohl der schwerste der hier genannten Gegner wäre. Mit Pep als Trainer und diesem Kader sollten sie gerade diesen Spielstand vom Hinspiel nach Hause bringen und auch gegen Lyon und Juventus Favoriten sein.
@ chrish98: Genauso sieht das auch FC Bayern Total. ManCity ist in seinem “Viererfeld” der Favorit auf den Einzug ins HF, obwohl es auf die Meister von Spanien und wohl auch Italien trifft / treffen könnte …
Verrückte Saison: ManCity hat gestern mit einer äußerst mäßigen Leistung alles dafür getan, eine längere Pause vor dem CL-Finalturnier zu bekommen: 0:2 gegen ein biederes Arsenal! Aus im FA-Cup-Halbfinale.
https://www.sport1.de/internationaler-fussball/fa-cup/2020/07/fa-cup-halbfinale-arsenal-besiegt-manchester-city-aubameyang-tore
Halleluja – schön daneben gelegen: Im FA-Cup-Finale gibt es ein Londoner und kein Manchester-Finale … sehr überraschend! 😉
Haha, ja so kann man sich irren!
Ich hätte aber auch auf die Mannschaften aus Manchester getippt und gewettet. Gut, dass ich kein Zocker bin 😉