Champions League Halbfinale in Lissabon: FC Bayern klarer Favorit gegen Lyon

Auch wenn Paris St. Germain gestern Abend Teil 1 des Länderkampfes Frankreich gegen Deutschland im Champions League Halbfinale ganz klar mit 3:0 gegen völlig überforderte fehlerhafte Leipziger entschieden hat, bleibt der FC Bayern für das 2. Halbfinale heute Abend gegen Olympique Lyonnais haushoher Favorit (Wettquote 1,22 auf einen Sieg nach 90 Minuten). FC Bayern Total liefert die Erklärung, warum dies so ist.

Der Gegner der Bayern am heutigen Abend

Dass sich Olympique Lyon (OL) in der „Viergruppe“ OL/Juve-ManCity/Real Madrid durchsetzen konnte, kann man durchaus als kleine Sensation bezeichnen, ist aber durchaus auch der ganz speziellen (Corona-)Situation geschuldet. Ob das 1:0 aus dem Hinspiel im Februar gegen den italienischen Serienmeister Juventus Turin „unter normalen Umständen“ ausgereicht hätte, um ins CL-Viertelfinale einzuziehen, darf stark bezweifelt werden. Die „Alte Dame“ aus Norditalien war schon Ende Juli der 9. Meisterschaft in Serie mehr entgegen getaumelt, als dass man diese durch spielerische Glanzlichter erreicht hätte. Und im Viertelfinale gegen Manchester City benötigte man neben einer falschen Taktik von Pep Guardiola in der 1. Halbzeit auch eine gehörige Portion Dusel, um am Ende mit 3:1 als Halbfinal-Teilnehmer qualifiziert zu sein.

 Schwaches OL in 2020

Das 3:1 gegen ManCity war übrigens der erste Pflichtspielsieg von OL seit dem 1. März(!): Vor der „Corona-Pause“ verlor man zu Hause im Pokal-Halbfinale – allerdings durch einen Platzverweis geschwächt – 1:5 gegen PSG und 0:1 in Lille in der Ligue 1. Fast fünf Monate später wurde das französische Liga-Pokalfinale gegen PSG nach einem 0:0n.V. im Elfmeterschießen verloren und am 7. August verlor man das CL-Achtelfinal-Rückspiel in Turin mit 1:2. Beeindruckend geht anders!

In der französischen Ligue 1 landete OL am Ende auf Rang 7. Die Meisterschaft wurde nach nur 28 Spieltagen und damit 10 Runden vor Ende als einzige der „europäischen Top 5“ vorzeitig abgebrochen. OL beendete die Saison mit 11 Siegen, 7 Unentschieden und 10 Niederlagen und einem Torverhältnis von 42:27. Allerdings muss man auch bemerken, dass man im Oktober 2019 vor dem Trainerwechsel zum aktuellen Coach Rudi Garcia noch abstiegsgefährdet auf Rang 14 lag – die Tendenz war also eindeutig positiv.

Die Gruppenphase der Champions League beendete OL mit 8 Punkten (2S/2U/2N) auf Rang 2 hinter RB Leipzig. Den direkten Vergleich mit den Sachsen entschied OL allerdings mit 2:0 in Leipzig und 2:2 zu Hause für sich. Allerdings gilt auch hier: Beeindruckend geht anders! Übrigens ließ man Benfica Lissabon und Zenit St. Petersburg knapp hinter sich.

Historie OL – FCB

Wenn schon die aktuelle Bilanz OL wenig Hoffnung gegen die Bayern macht, wie sieht es mit der gemeinsamen Historie in Europapokalspielen aus?

Bislang fanden sämtliche Spiele zwischen den beiden Vereinen zwischen 2000 und 2010 statt, und zwar alle in der CL und in der besten Phase der Vereinsgeschichte von OL: Zwischen 2002 und 2008 war man französischer Serienmeister – diese sieben Titel blieben bis heute die einzigen Meisterschaften in der Geschichte von OL. Den französischen Pokal konnte man zuletzt 2012 zum insgesamt fünften Mal gewinnen.

Die CL-Gesamtbilanz lautet aus Bayernsicht: 4 Siege / 2 Unentschieden / 2 Niederlagen – 11:9 Tore. Dabei wurden die letzten drei Aufeinandertreffen gewonnen.

Allerdings sind gerade die beiden Niederlagen in Erinnerung geblieben – und zwar vor allem wegen der „Nebenerscheinungen“.

Welcher Bayernfan erinnert sich nicht an die Wutrede von Franz Beckenbauer von vor mittlerweile fast 20 Jahren, als sich die Bayern am 5. Spieltag der CL-Zwischenrunde 2000/01 mit 0:3 in Lyon haben „abschlachten“ lassen? Die Titulierungen „Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft“ und „AH-Fußball“ waren noch die harmlosesten, die dem Kaiser in seiner damaligen Funktion als Vereinspräsident eingefallen sind. Effenberg, Elber & Co. nahmen sich die Worte Beckenbauers zu Herzen und gut zwei Monate später feierte man die Meisterschaft und den 4. CL-Titel der Vereinsgeschichte.

Im Sommer 2003 verpflichtete der FCB nach monatelangem Ringen mit Deportivo La Coruña den Holländer Roy Makaay. Bauernopfer dieses Deals war der absolute Liebling der Bayernfans Giovane Elber, welcher in der Saison zuvor zudem zum ersten und einzigen Mal in seiner BL-Karriere die Torjägerkanone gewonnen hatte. Damals 31-jährig wechselte Elber spät in der Transferphase – enttäuscht und beleidigt – zu Olympique Lyon. Wie es der Zufall wollte, trafen beide Vereine in der CL-Gruppenphase aufeinander. Nach einem 1:1 in Lyon zwei Wochen zuvor gewann OL am 5. November 2003 im Olympiastadion mit 2:1. Nach dem 1:1-Ausgleich durch Makaay erzielte Elber den Siegtreffer für OL und wurde später bei seiner Auswechslung mit einem donnernden Applaus von den Bayernfans verabschiedet. Damals eine saftige Watschn für die Vereinsbosse und Makaay, aber die nachfolgenden Jahre sollten zeigen, dass der FCB zumindest perspektivisch alles richtig gemacht hatte. Beide Teams qualifizierten sich für das CL-Achtelfinale, ebenso wie 2008: Dieses Mal wurde der FCB Gruppensieger und gewann nach einem 1:1 im Heimspiel mit 3:2 in Lyon.

Das letzte Aufeinandertreffen gab es im CL Halbfinale 2010. Obwohl zum damaligen Zeitpunkt keineswegs großer Favorit setzten sich die Bayern letztendlich souverän mit 1:0 und einem 3:0 im Rückspiel in Lyon durch.

In Erinnerung bleibt noch heute der fragwürdige Platzverweis für den damals in überragender Form aufspielenden Franck Ribéry in der 1. Halbzeit des Hinspiels und die als „UEFA-Skandal“ zu bezeichnende 3-Spiele-Sperre des FCB-Fan-Lieblings. Viele Bayernfans meinen noch heute, dass man mit Ribéry Inter im Finale in Madrid besiegt hätte.

Robben erlöste die Bayern mit seinem fulminanten 1:0 im Heimspiel und Ovica Olic schoss OL im Rückspiel mit seinen drei Toren fast im Alleingang ab.

Somit endet auch der direkte Vergleich FCB – OL ziemlich eindeutig pro FC Bayern – auch wenn das letzte Spiele bereits mehr als 10 Jahre in der Vergangenheit liegt.

„FC Bayern – eine makellose Fußballmaschine“

Könnte man die derzeitige Form und Performance der Bayern besser ausdrücken als die italienische Trainerlegende (u.a. Weltmeistertrainer 2006) Marcello Lippi?

FC Bayern Total möchte hier nicht auf alle Team- und Individualrekorde der Saison 2019/20 eingehen – die durchaus Furcht einflößenden CL-Rekorde und -Serien sollen dagegen nicht zu kurz kommen.

Schon in der Vorrunde stellten die Bayern mit 6 Siegen und 24:5 Toren einen neuen Gruppenspiel-Rekord für die 1992 ins Leben gerufene Champions League auf. Drei KO-Spiele später lautet die Rekordbilanz: 9 Siege – 39:8 Tore!

Die „Bayern-Opfer“

Tottenham Hotspur: Das 7:2 der Bayern in London war die höchste Heimniederlage in der Europapokalgeschichte des CL-Finalisten von 2019. Ebenso stellt der Gesamtscore von 3:10 einen Negativrekord für den stolzen Londoner Klub dar.

Roter Stern Belgrad: 1991 setzte man sich noch im Halbfinale des Landesmeistercups gegen Bayern durch und wurde Europapokalsieger. In der Gruppenphase 2019 erlitt man dagegen vor allem beim 0:6 im Heimspiel ein „Waterloo“ – ebenfalls die höchste Europapokalniederlage der Vereinsgeschichte. Gesamtscore: 0:9!

FC Chelsea: Mit dem 3:0 im AF-Hinspiel in London brachten die Bayern dem „Finale dahoam Gegner“ von 2021 ebenfalls die höchste Europapokal-Heimniederlage der Vereinsgeschichte bei (Damit die 3. Londoner Mannschaft nach Arsenal und Tottenham mit diesem „FCB-Makel“). Erstaunlicherweise ist aber auch das 1:4 in München von vor knapp zwei Wochen ein Negativ-Auswärtsrekord für Chelsea nach 90 Europapokal-Minuten. (In Barcelona verlor man einmal mit 1:5 n.V.). Gesamtscore aus Chelsea-Perspektive: 1:7!

FC Barcelona: Das 2:8 im Viertelfinale ist die höchste Pflichtspielniederlage der stolzen Katalanen nach dem 2. Weltkrieg.

Positive Erinnerungen der Bayern an Gegner und Stadion

Das heutige HF-Spiel wird im Estádio José Alvalade, dem Stadion von Sporting Lissabon, ausgetragen.

Sporting? Da war doch etwas? Im CL-AF 2009 gewannen die Bayern bei Sporting mit 5:0 und in der Allianz Arena im Rückspiel mit 7:1. Beide Niederlagen stellen historische Negativrekorde für den Ex-Klub von Cristiano Ronaldo dar. Beim 7:1 in München erzielte übrigens ein gewisser Thomas Müller sein erstes CL-Tor.

OL´s Trainer Rudi Garcia

Garcia trainierte von 2008-2013 den LOSC Lille und von 2013-2016 die Roma.

Man ahnt es schon fast: Genau in diese Phase fallen das 1:6 von Lille im November 2012 in München und die 1:7-Heimklatsche von AS Rom im Oktober 2014 gegen die Bayern.

Garcias Lille erlitt damit beim Auftritt der Bayern Richtung fünfter CL-Sieg die höchste CL-Niederlage in der Vereinshistorie und seine Roma zwei Jahre später die höchste CL-Heimniederlage der Geschichte und die zweithöchste Nieerlage überhaupt nach dem 2. Weltkrieg!

Ach ja: Um es nicht zu vergessen: Das oben erwähnte 0:3 im HF 2010 ist übrigens ebenfalls bis heute die höchste CL-Heimniederlage von OL 😉

Tipp FC Bayern Total

Was könnte OL für heute Abend Hoffnung geben? Vielleicht die zuletzt aufsteigende eigene Form beim 3:1 gegen ManCity? Dass man nicht nur einmal, sondern vielleicht auch zweimal „Riesendusel“ haben kann? Dass man von den Bayern eventuell unterschwellig unterschätzt wird? (Das sollte aber unter Hansi Flick und bei der aktuellen Fokussierung des Teams keineswegs passieren können) Dass die Bayern aufgrund der gewaltigen Favoritenrolle nervös werden?

Ergebnis-Tipp FC Bayern Total: 4:0

Sollte der FCB nur Normalform zeigen und die Spieler die nötige Konzentration aufbringen, darf OL heute keine ernsthafte Hürde sein. Im Finale wartet dann allerdings mit PSG ein ganz anderes Kaliber und dies auf Augenhöhe.

PS: Interessante Randnotiz. Beim Aufeinandertreffen einer deutschen und einer französischen Vereinsmannschaft spielen auf deutscher Seite (wenn sie spielen werden / dürfen) vier aktuelle französische A-Nationalspieler ( Coman, Pavard, Hernandez, Tolisso), dagegen auf französischer Seite mit einer Ausnahme „nur“ französische U-Nationalspieler: Léo Dubois bestritt seit Sommer 2019 insgesamt vier A-Länderspiele für Frankreich. Die Gegner waren allerdings alle in der Kategorie Albanien, Andorra 😉


Titelbild: Choreografie vor dem HF-Hinspiel 2010 in München

 


Heute auf der offiziellen Homepage des FC Bayern: https://fcbayern.com/de/news/2020/08/champions-league-2020/giovane-elber-im-interview-das-war-wahnsinn-das-war-emotion-pur

Interview mit Giovane Elber, Hauptthema jenes Spiel im November 2003. Aber heute drückt der Giovane „seinen Bayern“ die Daumen.

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

12 Kommentare zu „Champions League Halbfinale in Lissabon: FC Bayern klarer Favorit gegen Lyon

  1. Man hat auch gestern gesehen, dass man in diesem Turnier mutig spielen muss. Bayern hat nach meinem Eindruck das körperlich stärkste Team – die meiste Kraft, aber auch den größten Speed. Und – sehr wichtig – es gibt nicht mehr die zwei Spieler für die individuellen Leckerbissen, sondern es kann sich eigentlich jeder Feldspieler im 1 vs. 1 durchsetzen.

    Wenn wir in die Offensivzweikämpfe reinkommen, bin ich sehr optimistisch. Der 3:0 Auswärtssieg aus 2010 könnte wiederholt werden. Damals drei Tore durch den „Indianer“ Olic. Heute heißt der Indianer Perisic (der IMHO sicher starten wird, auch wenn damit Coman gegen seine Landsleute erst mal draußen bleibt).

    1. Heute kann / darf nichts schief gehen.

      Wenn Bayern früh in Führung geht, kann es auch ganz bitter für OL werden.

      Lewy wird auch seine Bude(n) machen.

      1. Bayern ist relativ früh (18. min.) in Führung gegangen – und irgendwie war es auch bitter für OL 😉

        Und Lewy hat auch seine „Bude“ gemacht.

        FINALE!!!!!! 🙂

  2. Gigantisch – die Bayern … aber auch die Recherche-Arbeit der Seite.

    OK, die Rekordsiege in London gegen Chelsea, Tottenham. Barca war klar – aber darüber hinaus – größten Respekt!

    1. Das sehen alle Wettanbieter aber anders – der FCB ist immer noch ziemlich klarer Favorit (1,50 auf CL-Sieger FC Bayern).

  3. Mir kommt das bisher alles sehr wie 2010 vor. Etwas unwirklich (zwick’ts mi ..), überraschend, nach jetzt sieben Jahren ohne Finalteilnahme (damals neun Jahre ohne Halbfinale). Gegen eine Mannschaft, die ebenfalls kein Dauerabo auf den CL-Titel hat (Inter hatte den Titel wenigstens schon mal gewonnen, auch wenn das mehr als 30 Jahre her war).

    Ich erwarte aber ein komplett anderes Spiel.

    1. Erinnert nicht alles viel mehr an 2013?! Die unfassbaren Serien der Mannschaft?

      2010 war das wirklich so etwas wie ein Comeback der Bayern nach einem international doch eher enttäuschendem Jahrzehnt. 2020 ist das doch ganz anders. Der Münchner FCB zählt seit 10 Jahren zu den Top 3 der Vereinsmannschaften der Welt – und ist nach dem HF-Sieg gegen Lyon auch ganz offiziell die Nr. 1 der UEFA (5-Jahres-Wertung!), das schafft man nicht als „Überraschungsmannschaft“

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