Münchens „Wahre Liebe“ – FCB: Bayernfan von Geburt an

Als ich im Mai 1963 in München geboren wurde und dem FC Bayern in meiner Geburtswoche mitgeteilt wurde, dass er im Bundesliga-Gründungsjahr leider nicht für die höchste deutsche Fußballspielklasse qualifiziert sei, war eine „gemeinsame Erfolgsstory“ vom FC Bayern und mir nicht unbedingt vorhersehbar. Obwohl ich als kleiner Knirps nicht einmal einen Kilometer entfernt vom Grünwalder Stadion meine ersten fünfeinhalb Lebensjahre verbracht habe, habe ich die Erfolge der jungen Bayerntruppe um Beckenbauer, Maier und Müller in den 1960er Jahren nicht bzw. nicht bewusst mitbekommen. Es waren andere Zeiten, wir hatten kein TV-Gerät in unserem Haushalt und wie sehr meine Familie damals bereits seit Jahrzehnten dem FC Bayern verbunden gewesen war, konnte ich in diesem zarten Alter nicht erahnen.

Mein Großvater, der Vater meines Vaters, war bereits seit den 1920er Jahren glühender Bayernfan. Leider ist er sehr früh verstorben (1974), aber ich kann mich noch erinnern, wie sehr ich als Junge von seinem Fußballfachwissen, speziell den FCB betreffend, beeindruckt war. Vieles deutet darauf hin, dass er im Juni 1932 in Nürnberg als junger Bayernfan dabei, als Kurt Landauers Bayern im Finale gegen Eintracht Frankfurt (2:0) zum ersten Mal Deutscher Fußballmeister wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg war mein Großvater Arbeitskollege (im Münchner Schlachthof) von Ludwig „Lutte“ Goldbrunner. Der Deutsche Meister von 1932 war mit seinen 39 Länderspielen für Deutschland der Rekordnationalspieler des FC Bayern gewesen, bis ihn Franz Beckenbauer 1970 überholte. Die älteren Zwillingsbrüder meines Vaters (Jahrgang 1932) spielten, obwohl selbst keine Metzger, in den frühen 1950er Jahren in der Betriebsmannschaft des Schlachthof zusammen mit Lutte Goldbrunner.

Eine angeheiratete Tante von mir (Jahrgang 1937) spielte ab 1953 in der Frauen-Feldhandball-Mannschaft des FC Bayern. Goldbrunner, dessen Nichte beim Lokalrivalen Post SV München als Nationalspielerin ebenfalls Feldhandball spielte, war häufiger Besucher der FCB-Handball-Damen. Noch heute erzählt mir meine Tante immer wieder mit einem Lächeln, wie sehr sie von Goldbrunner gerade bei den Spielen gegen seine eigene Nichte angefeuert wurde, während er diese immer wieder „frotzelte“.

Wie familiär damals die Atmosphäre beim FCB zwischen den verschiedenen Abteilungen, speziell den Fußballern und Handballdamen (? 😉 ), war, beweist eine Postkarte vom Juni 1956 aus Budapest, unterschrieben von der kompletten Fußballmannschaft, an meine Tante.

Postkarte aus Budapest, Juni 1956

Im selben Jahr lernte eben diese Tante die Zwillingsbrüder meines Vaters in der Tischtennisabteilung des FC Bayern kennen. Ein paar Jahre später war sie mit einem der beiden verheiratet, beide waren aus unterschiedlichen Verbindungen mit Goldbrunner befreundet und dieser war jahrelang Kunde bei meinem Onkel, welcher Goldschmied von Beruf war.

Während Ludwig Goldbrunner eher ein väterlicher Freund war, waren die jungen Bayernspieler Ludwig „Wiggerl“ Landerer, Erich „Witsche“ Hahn und Freddy Lindner damals gleichaltrige Freunde meiner Tante. Sie war nach eigenen Aussagen bei allen Heimspielen der Bayern-Kicker im Grünwalder Stadion und sie war auch am 29. Dezember 1957 dabei, als die Bayern im Augsburger Rosenaustadion mit einem 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf zum ersten Mal DFB-Pokalsieger wurden.

Apropos Landerer, Hahn & Co: viele der jungen Bayernspieler kickten Mitte / Ende der 1950er Jahre privat in den Isarauen mit Altersgenossen von anderen Vereinen. Einer von diesen war mein Vater, welcher zeitgleich mit dem jugendlichen Franz Beckenbauer beim SC 1906 München kickte. Der Kaiser ist allerdings über sieben Jahre jünger als mein Vater, so dass sie natürlich nie im selben Team spielten. Bekanntermaßen konnte der Franz vom Fenster seines Elternhauses auf den Platz von 1906 (damals ein ekeliger rote-Erde-Platz) schauen – und ca. 200 Meter Luftlinie von Beckenbauers Elternhaus in der Zugspitzstraße entfernt bin ich selbst aufgewachsen.

Auch in der Familie meiner Mutter gab es früh große FCB-Fans, die regelmäßig die Oberligaspiele im Grünwalder Stadion besuchten. Meine leider viel zu früh verstorbene Großmutter verehrte besonders den „Gentleman des FC Bayern“ Jakob „Jackl“ Streitle. Bis zu ihrem Tod trug sie in ihrer Tasche jenes Bild von Streitle mit sich:

 Nichts von der großen FCB-Tradition meiner Familie ahnend habe ich selbst als Siebenjähriger ab der Saison 1970/71 – animiert durch die Fußball WM 1970 in Mexico – den Spitzenfußball im Allgemeinen und jedes Spiel meines FC Bayern im Speziellen immer mehr in mir „aufgesaugt“. Ab August 1970 saß ich gefühlt an jedem Samstagnachmittag zusammen mit meinem Vater vor dem Radio und wir fieberten gemeinsam bei der legendären Bayern 1 Kultsendung „Heute im Stadion“ mit dem FC Bayern mit. Die Leidenschaft war schon damals – ohne Sky, Liveticker, Videotextinfo – riesengroß! Nur die zwei bis drei BL-Topspiele wurden in der Sportschau von ca. 18:00 bis 18:30 in Ausschnitten gezeigt. Bei (internationalen) Abendspielen fieberte ich schon dem Morgen entgegen, um so früh wie nur möglich aus der Zeitung die Spielresultate zu erfahren.

Und am 29. Mai 1971 war es soweit! Zusammen mit meinem Vater, meinem Großvater und einem Onkel aus Österreich, der auch immer schon Bayern-Fan gewesen war, durfte ich das erste Mal ein Spiel meiner Bayern live im Grünwalder Stadion erleben. Der Gegner hieß Eintracht Braunschweig. Ich erinnere mich noch sehr gut – es war der vorletzte Spieltag der Saison und der damalige große Konkurrent Borussia Mönchengladbach war vor dem Spieltag punktgleich nur knapp aufgrund des Torverhältnisses in der Tabelle vor dem FC Bayern. Wir kamen etwas zu spät zum Spiel, genau in dem Moment, als Beckenbauer in der 4. Minute das 1:0 für Bayern erzielte. Für mich war es ein großartiges Erlebnis, auf einem Küchenschemel stehend (!) an meinen Vater gelehnt bejubelte ich das 4:1 der Bayern, die nun ihrerseits aufgrund des besseren Torverhältnisses in der Tabellen an den Borussen vorbei zogen.

Eine Woche später verlor der FC Bayern 0:2 beim MSV Duisburg und damit das Meisterschaftsrennen gegen Gladbach. Es war eigentlich ein herrlicher Frühsommertag, wir verbrachten den Fußballnachmittag an einem Badesee, vor einem Transistorradio fieberten wir bei der Meisterschaftsentscheidung mit – die Leute ringsherum taten in meiner Erinnerung dasselbe. Für mich war das die erste große Fußballenttäuschung meines Lebens und gefühlt ein verregneter kalter Novembertag.

Die nächsten Jahre als Bayernfan waren jedoch ein einziger Genuss. Schon drei Wochen nach dieser Enttäuschung gewannen die Bayern zum fünften Mal den DFB-Pokal mit einem 2:1 n.V. im Finale gegen den 1. FC Köln. Bayern spielte ab Mitte der 2. Halbzeit aufgrund eines Platzverweises in Unterzahl und es war das erste FCB-Livespiel, das ich selbst bewusst im (Schwarzweiß)Fernsehen erleben durfte. Den Siegestorschützen Edgar Schneider durfte ich im Mai 2019 bei der Denkmalsenthüllung von Kurt Landauer auf dem Trainingsgelände des FC Bayern kennenlernen. Ein extrem sympathischer Zeitgenosse. Auf dieser Veranstaltung der Kurt Landauer Stiftung sammelte ich auch ein paar Autogramme von Edgar Schneider, Peter Grosser, Wiggerl Landerer, Mucki Brenninger, Willi O. Hoffman etc.

In den Sommerferien 1971 war ich mit meinem Vater und Freunden das erste Mal bei einem Lokalderby im Stadion: Nach 0:1 Rückstand besiegten die Bayern die „Sechzger“ mit 7:1. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dabei ein junger Spieler namens Uli Hoeneß, der direkt vor meinen Augen die Außenlinie entlang stürmte und zwei Tore erzielte. In den nächsten drei Jahren (1972-1974) wurde Bayern jeweils Deutscher Meister und ich besuchte zusammen mit meinem Vater und manchmal auch meinem Großvater meine ersten Bayernspiele im Olympiastadion. Zum allerersten Mal beim 7:2 gegen Hannover 96 im November 1972. 

Der nächste ganz große Höhepunkt meiner noch jungen Karriere als FC Bayernfan war das Endspiel im Europapokal der Landesmeister im Mai 1974 im Brüsseler Heyselstadion. Der FC Bayern hatte sich das erste Mal in seiner Vereinsgeschichte für das Finale des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs qualifiziert und obwohl nur ein einziges Spiel bis zum Halbfinalrückspiel gegen Ujpest Dosza Budapest (3:0 im Olympiastadion) live im Fernsehen gezeigt worden ist, kann ich mich noch heute an jedes Spiel des Wettbewerbs – meist vor dem Radio sitzend – lebhaft erinnern: 3:1 / 1:3n.V. mit anschließendem Sieg im Elfmeterschießen in der 1. Runde gegen den schwedischen Meister Atvidaberg FF. Bayern holte in der anschließenden Winterpause dessen besten Mann Conny Torstensson, der entgegen der heutigen UEFA-Statuten sogar noch für diesen Wettbewerb spielberechtigt gewesen ist. Es folgte in der 2. Runde ein 4:3 nach zweimaligem Rückstand gegen Dynamo Dresden im Heimspiel. Das Rückspiel in Dresden wurde dann – es war ein Prestigeduell BRD gegen DDR – sogar live im Fernsehen gezeigt. Ein überragender Uli Hoeneß lief in der ersten Halbzeit seinem Gegenspieler ein ums andere Mal auf und davon – in meiner Erinnerung scheiterte er noch bei seinen ersten beiden Sololäufen, um dann aber doch quasi im Alleingang für eine scheinbar beruhigende 2:0 Halbzeitführung zu sorgen. Nach der Halbzeit drehte dann Dresden den Spieß um und ging schnell selbst mit 3:2 in Führung, was das frühe Wettbewerbs-Aus für Bayern bedeutet hätte (und vielleicht wäre diese grandiose internationale Ära jener Zeit dann sogar anders verlaufen). Aber der Bomber der Nation, Gerd Müller, glich zum 3:3 aus und Dresden wurde mit diesem Resultat in der 2. Runde des Wettbewerbs ausgeschaltet.

Im Frühjahr ging es weiter mit dem Viertelfinale gegen den bulgarischen Meister, den Armeesportverein ZSKA Sofia. Sofia hatte in der Vorrunde sensationell den Seriensieger des Wettbewerbs (1971-1973), Ajax Amsterdam, eliminiert. Allerdings muss man auch erwähnen, dass Ajax durch den Abgang seines damaligen Superstars, Johan Cruyff, zum FC Barcelona doch erheblich geschwächt war, und nur noch einmal – über 20 Jahre später – dieses Niveau erreicht hat. Bayern setzte sich gegen ZSKA mit 4:1 und 1:2 durch. An was ich mich erinnern kann, ist ein Interview mit Gerd Müller im Kicker nach dem Rückspiel in Sofia, in dem er erzählte, dass er – das Strafraumphantom – noch nie in einem Spiel so viel und jetzt kommt es – im MITTELFELD – gelaufen wäre!

Das Halbfinale gegen Ujpest Dosza – was waren das damals nur für Fußballgiganten auf dem Weg zum größten Triumph der damaligen Klubgeschichte! 😉 – war ziemlich problemlos. Nach dem 1:1 in Budapest wurden die Ungarn im Rückspiel mit 0:3 nach Hause geschickt!

Das Europapokalfinale gegen Atlético Madrid beginnt in meiner Erinnerung erst in der 114. Minute: Luis Aragonés erzielte mit einem Freistoßtor aus 20 Metern das 1:0 für Atlético, was bei uns zu Hause Weltuntergangsstimmung auslöste. Gott-sei-Dank wurde diese in der 120. Minute durch einen „Sonntagsschuss am Mittwochabend“ von Hans Georg „Katsche“ Schwarzenbeck beendet. Ich weiß nur, dass ich damals als Elfjähriger sofort im Anschluss erschöpft aber vor allem erleichtert in mein Bett gefallen bin. Denn damals gab es noch kein nervenaufreibendes Elfmeterschießen, sondern nur ganze zwei (!) Tage später ein Wiederholungsspiel im selben Stadion. Vor diesem Spiel diskutierte man beim FC Bayern eher scherzhaft, ob man einen Mann in der Mauer hochheben sollte, wenn Aragonés noch einmal zu so einer Freistoßgelegenheit kommen sollte! Dazu kam er nicht noch einmal und Bayern gewann dieses Wiederholungsspiel ganz souverän 4:0 durch jeweils zwei Tore von Uli Hoeneß und Gerd Müller, eines schöner als das andere. Beim Sololauf zum 4:0 durch Uli Hoeneß kann ich mich noch an den Fernsehkommentar erinnern: „und jetzt hauen sie ihn um…“! Taten sie aber nicht! 😉

Nach dieser grandiosen Saison mit dem dritten Deutschen Meistertitel in Serie und dem ersten Landesmeistercupsieg gewannen noch sieben Bayernspieler die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land. Und ich war gerade erst 11 Jahre alt! Ein elfjähriger Erfolgsfan? Denn es wäre schlichtweg gelogen, wenn ich behaupten würde, dass mich diese ersten „Fanjahre“ mit meinem FC Bayern nicht in meiner „Fußball-Weltanschauung“ geprägt hätten …

Auch in den Jahren 1975 und 1976 gewann der FC Bayern den Europapokal der Landesmeister – ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich zu diesen Triumphen ebenfalls noch sämtliche Spiele sehr gut im Gedächtnis habe, zumal die Anzahl der Liveübertragungen der Spiele im Fernsehen in dieser Zeit ständig angestiegen ist. Ende des Jahres 1976 wurde der FC Bayern zudem zum ersten Mal Weltpokalsieger – man setzte sich in Hin- und Rückspiel gegen den brasilianischen Südamerikacup-Gewinner Cruzeiro Belo Horizonte durch. Das Hinspiel fand bei Schneegestöber vor 18.000 Zuschauern(!) im Olympiastadion statt. Nachdem es keine Fernseh-Live-Übertragung gegeben hat, fieberte ich einmal mehr vor dem Radio beim 2:0 Sieg der Bayern mit. Das Rückspiel in Belo Horizonte vor 120.000 Zuschauern fand dagegen – kurz vor Weihnachten – bei 35°C statt. Es muss eine regelrechte Abwehrschlacht der Bayern um die Abwehrtürme Beckenbauer und Maier gewesen sein – so hatte ich jedenfalls die Berichte am nächsten Tag in Erinnerung. Eine Live-Übertragung – selbst im Radio – gab es damals wohl nicht, und wenn, dann muss sie mitten in der deutschen Vorweihnachtsnacht gewesen sein. Nach einem 0:0 in Brasilien brachte der FCB jedenfalls den Pokal mit nach München!

In dieser Zeit begann ich auch regelmäßig – mittlerweile immer weniger in väterlicher Begleitung, sondern mehr mit Freunden – zu Bundesligaspielen des FC Bayern ins Olympiastadion zu gehen: Die Stehplatzkarte für Kinder in der Kurve kostete 2 (ZWEI!) DM. Ab 14 Jahren (Jugendliche) waren es dann 5 DM für den Stehplatz. Und ich kann mich noch erinnern, dass mein Vater, wenn er im Stadion dabei war, immer das Stadionheftchen kaufte – dieses wurde von den herumlaufenden Verkäufern immer mit „Die BLAUE(!!), die Genaue … mit der Mannschaftsaufstellung!!“ ausgerufen. Heute wäre das bzw. die Farbe undenkbar! 😉

Damals war es übrigens noch in keinster Weise üblich, dass der „FC Bayern-Stadion-Nachwuchs“ immer zu Saisonbeginn vom Vater ein neues Trikot und / oder einen neuen Schal bekommen hat. Mein erstes „Stadionutensil“ war ein selbstgestrickter rot-weißer Wollschal. In der dritten Grundschulklasse hatten wir – für uns Jungs zwei „Folterstunden“ – Handarbeiten. Und unserer Lehrerin fiel nichts Grausameres ein, als dass sie uns – ja, auch die Jungs! – stricken ließ. Keine Ahnung, ob sich dabei jemals jemand ungeschickter angestellt hat als ich – aber ich hatte eine ganz tolle Großmutter (den Jackl-Streitle-Fan der Familie): Sie vollendete meine Handarbeitshausaufgabe zu einem 2,80 Meter langen kuschligen rot-weißen Wollschal. Dieser kommt bei kalten Winterspielen in der Allianz Arena noch heute zum Einsatz.

Zu meinem original rot-weiß längsgestreiften FC Bayern-Baumwolltrikot bekam ich zudem von meinem Vater vor einem Freitagabendspiel im September 1976 gegen Tennis Borussia Berlin eine kleine FC Bayern-Fahne. An diesen Abend erinnere ich mich noch besonders gut und gerne: Die Bayern schossen die Berliner mit 9:0 ab – der bislang höchste BL-Sieg des FCB, bei dem ich live dabei war. Held des Abends war Gerd Müller. Er wurde von den Bayernfans in der Südkurve mit „Müller, unser Fußballheld, der niemals auf die Schnauze fällt!“ gefeiert. Dieser aus heutiger Sicht etwas eigenartige Text war an den damaligen Schlager „Tarzan, unser Dschungelheld, der….“ angelehnt – ein grausames Lied, aber DER Schlager des damaligen Abends. 😉 Zum 9:0 Sieg der Bayern trug der Bomber übrigens fünf Tore bei!! Dass auch ein gewisser Kalle Rummenigge an jenem Abend drei Tore schoss und dass dieses Spiel vor lediglich 15.000 Zuschauern stattfand, hätte ich jedoch ohne Nachschlagen nicht mehr gewusst. Und dass ich an jenem Abend meine neue Fahne fast 90 Minuten geschwenkt habe, muss ich wohl auch kaum erwähnen.

Leider musste man konstatieren, dass die Jahre 1975 und 1976 zwar noch von internationalen Erfolgen geprägt waren, in der Bundesliga spielte der FC Bayern nach 1974 in den fünf Folgejahren jedoch nur noch eine bescheidene Rolle und schon gar nicht um die Meisterschaft mit. Ich kann mich noch mit Grausen daran erinnern, als ich in den Sommerferien 1974 in Spanien aus der Zeitung ein 0:6-Debakel der Bayern gegen Kickers Offenbach am 1. Spieltag der BL-Saison 1974/75 erfahren musste. Die satten Weltmeister und Europapokalsieger kamen danach in der gesamten Saison nie richtig in die Gänge, auch nachdem „Napoleon“ Dettmar Cramer Udo Lattek in der Winterpause als Trainer abgelöst hatte.

Erst das kongeniale Duo „Breitnigge“ unter dem neuen jungen Manager Uli Hoeneß spielte 1979/80 wieder um die Meisterschaft mit und gewann diese tatsächlich auch. In der Saisonvorbereitung durfte ich mit meinem damaligen B-Jugend-Team sogar das Vorspiel zum Spiel unserer ersten Mannschaft gegen die „großen Bayern“ anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums bestreiten – davon ist mir neben dem 5:1-Sieg der Bayern vor allem noch die Beschwerde von Paul Breitner über die Münchner Bezirkssportanlage in Erinnerung geblieben. Von einem „Scheißheislplatz“ war die Rede – typisch Paul Breitner! 😉

Bis zum heutigen Tag habe ich unzählige Höhen aber auch Tiefen mit diesem Verein erlebt: Die Radioreportagen wurden durch Fernseh- und Internetliveticker ersetzt, ebenso wie die sehr häufigen Stadionbesuche im Olympiastadion durch eine Jahreskarte (seit 21 Jahren) zuerst im Oly, seit 2005 in der Allianz Arena „abgesichert“ worden sind. Dennoch, denke ich, haben mich diese Kinder- und Jugendjahre wohl am meisten geprägt: Als Elfjähriger hat „mein Verein“ quasi schon alles gewonnen, was zu gewinnen war, in den anschließenden fünf Jahren musste ich mich mit einem stetigen Abwärtstrend sicher nicht anfreunden, wohl aber „vertraut“ machen.

Als Fan des FC Bayern wird man landauf landab sofort als „Erfolgsfan“ kategorisiert – jeder kann sich aber nach diesem Beitrag selbst ein Bild davon machen, ob dies für mich zutrifft, oder ob es sich hierbei um „wahre Liebe“ zu einem Verein handelt. Und ich bin mir sicher, dass es unter den Bayernfans noch viele ähnliche Fälle gibt … ich jedenfalls kenne einige davon 😉

Titelbild: eigene Autogrammkarte aus meiner „Startsaison 1970/71“.

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

15 Kommentare zu „Münchens „Wahre Liebe“ – FCB: Bayernfan von Geburt an

  1. Ich habe beim Lesen des Textes einige Male Gänsehaut bekommen. Vieles wusste ich ja schon aus persönlichen Erzählungen des Autors. Aber die Geschichte jetzt einmal chronologisch im gesamten zu lesen ist dann nochmal etwas anderes. Sehr, sehr imponierend und beeindruckend. Aber das habe ich dem Autor ja auch schon des Öfteren persönlich gesagt.😉

  2. Unser wandelndes FC Bayern Lexikon- großartige Geschichte, grad für „Jungspunde“, die das Olystadion und die frühen Jahre nie erleben konnten, wie mich toll zu lesen👍🏻

  3. Überragende Geschichte. Wahnsinn.

    Da kommt man sich als „normaler FCB-Fan“ doch einigermaßen klein vor, obwohl auch meine FCBayern(familien-)Fangeschichte nicht so schlecht ist.

    1. Lass sie uns wissen. Dieser Beitrag soll die Fans animieren, ihre eigene Fan-Geschichte oder auch spezielle Erlebnisse rund um den FCB herum kund zu tun. Bislang gab es leider nur Ankündigungen ….

  4. In Trauer um eine Münchner Fußballlegende.

    Peter Grosser – auf dem Titelbild der Clubzeitung vom August 1959 zu sehen, welches er mir im Mai 2019 neben anderen mit seinem Autogramm veredelt hat, ist heute in München verstorben.

  5. Überragende Story eines wirklichen Fans.

    Aus der Fanszene kommen ja immer schrecklichere Dinge. Heute im Merkur: „Künftig lieber zu Mamas Geburtstag.“ Der Typ soll angeblich Pressesprecher des Club Nr. 12 sein und hat sich während des CL-Finales gegen PSG gelangweilt!!!!

    Junge, ja, bitte bleibt den Fußballstadien für immer fern. Solche „Pseudofans“ wie dich braucht kein Mensch!

    1. Hallo Erich, zunächst einmal herzlichen Dank für das große Kompliment („überragende Story“).

      Ja, dieser Merkur-Beitrag ist mir auch über verschiedene Fan-Schienen zugegangen. In meinem FCB-Fan-Umfeld (ob jung, C12-Mitglied oder „älter“, sprich viele Jahrzehnte FCB-Fan) hat dieses Interview für großes Kopfschütteln gesorgt (sehr wohlwollend ausgedrückt). Ich möchte es hier nicht weiter kommentieren, weil der eigene Beitrag ja etwas Positives erzeugen sollte. Bestenfalls ähnliche Beiträge und Geschichten von Bayernfans …

      In meinem ganz persönlichen FCB-Fan-Umfeld gab es kein Umdenken zu Lasten des Vereins oder des Fußballs im Allgemeinen. Alle warten schon sehnsüchtig auf die „Re-Start“-Taste für die Stadien …

      1. das kann ich bestätigen: Bayernfan seit Kindheitstagen (und das ist etwas her ;-)), Jahreskarte seit 26 Jahren…. der C12 spricht definitiv nicht für mich! Und genau das ist das Problem, die sog. „Fanvertreter“ schauen nicht mehr nach links und rechts und denken, nur ihre Meinung zählt! Einfach nur ärgerlich und für mich der Grund, nach vielen Jahren aus dem C12 ausgetreten zu sein. Natürlich: Fußball in leeren Stadien ist Mist, aber immer noch besser als gar kein Fußball! Ich hatte dazu vor vielen Monaten mal ausführlich geschrieben, daher jetzt und hier keine Wiederholung.

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