Die Bayern zum „Klassiker“ in Mönchengladbach – Historie und Daten zum Pokalschlager

Wenn morgen Abend die Bayern im Schlagerspiel der 2. DFB-Pokalrunde auf den großen Rivalen aus den 70er Jahren treffen, dann ist dies, wenn man die aktuelle Bundesligatabelle zum Maßstab nimmt – der Tabellenführer beim Zwölften – kein absolutes Spitzenspiel im Borussia-Park, aber einmal mehr eine hochbrisante Begegnung. Zumal der Pokal bekanntermaßen sowieso seine eigenen Gesetze hat.

Die Historie der Pflichtspiele

Duellieren sich die Bayern seit Mitte der 90er Jahre hauptsächlich mit der Dortmunder Borussia um die Deutsche Meisterschaft – 24 der letzten 28 Titel und alle seit der Saison 2008/09 (VfL Wolfsburg) gingen an diese beiden Vereine – dominierten die Münchner von 1969 bis 1977 zusammen mit der Gladbacher Borussia die Bundesliga: Alle neun Meisterschaften wurden in dieser Zeit von diesen beiden Clubs gewonnen: der VfL war fünfmal erfolgreich (1970/71; 1975-77), die Bayern viermal (1969; 1972-74).

Das Jahrzehnt von 1970 bis 1980 war das mit Abstand erfolgreichste der Gladbacher Vereinsgeschichte. Zu den fünf Meisterschaften kam noch ein Erfolg im DFB-Pokal (1973) und zwei UEFA-Cup-Siege (1975 und 1979). Zudem stand die Borussia zwei weitere Male im UEFA-Cup-Finale (1973; 1980) und verlor 1977 das Europapokalendspiel der Landesmeister mit 1:3 gegen den angehenden Seriensieger FC Liverpool (1977; 1978; 1981; 1984).

Als die Borussia 1965 zusammen mit den Bayern in die Bundesliga aufgestiegen ist, konnte niemand ahnen, welche Erfolgsgeschichten beide Vereine schreiben würden. Die ganz große Erfolgsphase der Gladbacher, zumindest was die großen Titel betrifft, endete nach einer Dekade, die der Bayern dagegen wohl noch lange nicht.

Bilanz VfL – FCB

Bundesligabilanz

Von den bisherigen 107 Bundesliga-Spielen konnten die Bayern 51 gewinnen, 30 Duelle endeten unentschieden und 26 Mal gewann die Borussia. Das Gesamttorverhältnis lautet 207:135 zugunsten der Bayern – interessant daran ist, dass beide Vereine gegen kein anderes Bundesligateam mehr Gegentore kassiert haben.

Nicht so positiv sieht die BL-Auswärtsbilanz der Bayern in Mönchengladbach aus: 54 Spiele: 13 Siege – 19 Unentschieden – 22 Niederlagen; Torverhältnis: 75:88 — Negativrekord aus Sicht der Bayern! 

Auch in diesem Kalenderjahr konnten die Bayern keines der beiden Gastspiele im Borussia-Park gewinnen. Am 8. Januar gewannen die Borussen gar noch frühem 0:2-Rückstand mit 3:2 gegen am Ende arg frustrierte und zu dem Zeitpunkt auch überspielte Bayern. Am 1. Spieltag der laufenden Saison kam der FCB auch nicht über ein 1:1 bei den „Fohlen“ hinaus. Zu diesem Zeitpunkt lief der Bayernmotor nach einer extrem schwierigen Saisonvorbereitung aber noch nicht ansatzweise rund. In gewissen Fan- und Medienkreisen kamen völlig verfrüht Zweifel am neuen Coach Julian Nagelsmann auf. Zwischen diesen beiden Auswärtsspielen filetierten die Bayern den VfL am 32. Spieltag in der heimischen Arena mit 6:0 – dreifacher Torschütze dabei: Robert Lewandowski.

Pokalbilanz

Im Pokal verlor der FC Bayern dagegen bei sieben Aufeinandertreffen – inkl. Wiederholungsspiel –  kein einziges Mal, auch keines seiner drei Spiele in Gladbach – 2 Siege – 1 Unentschieden. Witziges Detail dabei: Vier der sieben Spiele fanden wie das morgige in der 2. Pokalrunde statt.

Allerdings war es immer knapp: fünf von sieben Spielen gingen in die Verlängerung, zwei sogar ins Elfmeterschießen – immer mit dem besseren Ende für die Bayern. Unvergessen dabei wohl das Pokalfinale 1984 mit dem „Drama um Lothar Matthäus“.

Das letzte Pokalspiel zwischen den beiden Vereinen gewannen die Bayern im Auswärts-Halbfinale im März 2012. Im „Jahr der bayerischen Elfmeterdramen“ natürlich nach Elfmeterschießen und zwar mit 4:2 (0:0 n.V.). Den im darauffolgenden Sommer nach München wechselnden Dante erwischte dabei das „Lothar-Schicksal“

„Legendäre Auswärtsspiele“ in Gladbach

Am 2. Oktober 1965 siegten die Bayern beim ersten Bundesliga-Aufeinandertreffen der Kontrahenten mit 2:1 auf dem Bökelberg. Den Führungstreffer der „Fohlenelf“ durch Günter Netzer drehten Rainer Ohlhauser und Gerd Müller zum Bayernsieg.

Am 18. Mai 1974 erlitten die Bayern am letzten Spieltag der Saison 1973/74 mit 0:5 an selber Stelle ihre höchste Bundesligapleite gegen die Gladbacher – aber es störte niemanden …  Zum einen wurde Bayern bereits eine Woche zuvor Deutscher Meister, weil die Borussia mit 0:1 in Düsseldorf verlor, während die Münchner die Kickers aus Offenbach zuhause im Olympiastadion mit demselben Resultat besiegten. Zum anderen feierte der FCB nicht einmal 18 Stunden vor dem Anpfiff in Gladbach den bis dahin größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Nach dem 1:1 n.V. vom Mittwochabend (15. Mai 1974) gewann man zwei Tage später mit einem satten 4:0 gegen Atlético Madrid in Brüssel zum ersten Mal den Europapokal der Landesmeister. Die meisten Bayernspieler liefen dann – wenig überraschend – auf dem Bökelberg völlig übernächtigt und noch stark alkoholisiert auf – das 0:5 war dementsprechend noch ein „ehrenhaftes Ergebnis“ 😉

Am 24. März 1979 zerlegten die Bayern den späteren UEFA Pokalsieger Borussia Mönchengladbach im eigenen Stadion mit 7:1. Nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem die Begleitumstände waren bemerkenswert. Hier zusammengefasst: http://www.spiegel.de/sport/fussball/neues-bayern-buch-revolution-bei-den-roten-a-404563.html

Weniger positiv bleibt den Bayern(fans) der erste Spieltag der Saison 2001/02 in Erinnerung: Am 28. Juli 2001 liefen die Bayern als amtierender Champions League Sieger beim damaligen Aufsteiger (nach zweijähriger BL-Abstinenz) auf und verloren tatsächlich mit 0:1. Genau diese drei Punkte sollten am Saisonende zur Titelverteidigung fehlen. Nutznießer war der BVB.

Am 24. Spieltag der Saison 2018/19, am 2. März 2019, gelang den Bayern der bislang letzte „Husarenstreich“ im Borussia-Park. Der Tabellen-Dritte Mönchengladbach empfing den Tabellen-Zweiten FC Bayern. Hätte man in Gladbach verloren, wäre wohl die Meisterschaft frühzeitig zugunsten von Dortmund entschieden gewesen. Die Bayern zeigten aber ein überragendes Spiel und zerlegten die Borussia in deren Stadion mit 5:1. Javi Martinez brachte die Bayern früh in Führung, die weiteren Tore erzielten Thomas Müller, Serge Gnabry und zweimal Robert Lewandowski.

Spiel morgen

Nagelsmanns Männer sind auch ohne ihren Corona-infizierten Coach aktuell in einer sensationellen Verfassung. Sollten sie diese morgen einigermaßen auf dem grünen Rasen umsetzen können, hat M´gladbach – starke Heimbilanz gegen den FCB hin, Pokalgesetze her – keine Chance. Zumal die Bayern morgen offensichtlich personell aus dem „ganz Vollen“ schöpfen können.

Tipp FC Bayern Total:

Es wird trotzdem ein enges Match. Verdammter Pokal 😉 Aber die Bayern kommen in der regulären Spielzeit weiter.

Titelbild

 Zweikampf zwischen den „FCB-Legenden“ Gerd Müller und Jupp Heynckes beim ersten BL-Aufeinandertreffen der beiden Vereine am 2. Oktober 1965 auf dem Bökelberg. Das Bild stammt aus einem Zeitungsausschnitt einer privaten Sammlung.  – Danke Toby!

4 Kommentare zu „Die Bayern zum „Klassiker“ in Mönchengladbach – Historie und Daten zum Pokalschlager

  1. Tja – jetzt bin ich seit (weit) mehr als 40 Jahren Bayernfan – und zum ersten Mal freue ich mich so richtig über eine saftige Niederlage. Denn leider habe ich in den letzten ein, zwei Jahren „meinen Verein verloren“ (jedenfalls was die Fußballabteilung angeht).

    Ich kann mich einfach nicht mehr damit identifizieren, dass das alles „o.k.“ zu sein hat – wenn man die Kommentare des Interimstrainers Toppmöller zur Niederalge hört wars halt so, tut uns leid und es wird sicher mal wieder besser sein. Das ist glatt wie ein Babypopo und hat nix zu tun mit dem FC Bayern, wie ich ihn vor Jahrzehnten kennengelernt habe.

    Noch vor 20 Jahren hätte man sich als Bayernfan nach so einem Spiel nicht mal mehr zum Bäcker getraut aus Angst, dort blöd angeredet zu werden. Heute interessieren nur noch die nächste Bayerndoku, das Design der alljährlichen Trikots und ob der Spieler Kimmich geimpft ist.

    Jedenfalls eines wird nicht passieren – die Gründe für die Niederlage, und der eine oder andere interne Missstand, werden sicher nicht angesprochen werden. Das würde auch die Wohlfühlblase kaputtmachen, in der es sich das Bayernumfeld viel zu bequem gemacht hat.

    Mein innigster Wunsch wäre, wenn sich diese Karawane von Social-Media-Selbstbeweihräucherern, damit meine ich insbesondere ein bestimmtes „Milieu“ von gesinnungsfesten so genannten Bayernfans, eine neue Spielwiese sucht und den Fußball den echten Sportfans zurückgibt.

    1. Soweit FC Bayern Total aus deinen früheren Statements bekannt, bist du in den sog. Social Media nicht aktiv. Daher kommt wohl auch diese Fehleinschätzung. Denn was auf Trainer und Spieler schon während des Spiels, aber vor allem nach dem Spiel eingebrochen ist, ist eher ein „Beleidigungs-Tsunami“ als etwas wie du es als „glatten Babypopo“ beschrieben hast.

      Es ist eigentlich schon noch alles wie früher, nur aufgrund des Internets noch krasser!

  2. Da habe ich mich vielleicht auch irgendwie unpräzise ausgedrückt ..

    Was die Fans anderer Clubs schreiben ist nicht entscheidend. Es ist das „heitschibumbeitschi-Getue“ auf Bayernseite, mit dem ich mich nicht mehr identifizieren kann. Das Getue, das von Vereinsseite kommt und von vielen so genannten Bayernfans, die eigentlich nur noch sich selbst feiern und das auch noch für normal halten.

    Eine etwas längere Krise – so wie 2008, in den ersten Monaten van Gaal, oder 2011, in seinen letzten, würde dem FC Bayern und dem Fußball insgesamt mal ganz guttun. Damit sich die wahren Fans ihren Sport zurückholen können.

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