FC Bayern – TSG Hoppenheim 4:0
Lockdowns, Geisterspiele und insgesamt anderthalb Jahre ohne Auftritt der Kurve: Da fühlt man sich definitiv in der Pflicht, den Spielbericht mit bedeutungsschwangeren Sätzen zu eröffnen. Zum Glück haben es die heutigen Worte unserer Vorsänger am Südkurvenplatz aber schon ganz gut auf den Punkt gebracht. Es war ein Tag der Ungewissheit, an dem man aber auch relativ schnell vielen Leuten eine gewisse Vorfreude angemerkt hat. Es war ein Tag, an dem trotz aller Vorfreude immer noch viele nicht vergessen konnten, was der Profifußball und unser Verein in diesen anderthalb Jahren auch abgeliefert hatten.
Fallen die Ansprachen am Südkurvenplatz ansonsten eher kurz und knackig aus, handelten wir heute nicht nur ein paar organisatorische Feinheiten des Sonderspielbetriebs ab, sondern begrüßten nach langer Zeit ohne Vollauslastung auch jede Menge Stadionverbotler zurück.
Jungs, es wurden einige Worte gesprochen. Es wurden auch mehrere Spruchbänder gezeigt. Es ist trotzdem sicher angebracht auch auf diesem Wege nochmal zu sagen, dass es quasi jeder und jedem auch eine ganz persönliche Freude ist, euch wieder in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. DIFFIDATI CON NOI!
Und damit konnte es auch wieder hoch zum Stadion gehen. Vielleicht erwarten manche, dass wir jetzt erstmal die Lupe bei den neuen Einlassregularien ansetzen, aber im Endeffekt wird jede*r von Euch selbst bewerten können, ob es Euch zu kleinlich oder angesichts der Situation zu lasch war. Wir springen lieber direkt ins Geschehen auf den Tribünen.
Die Spannung der meisten Fans in der Südkurve galt neben dem Spiel wahrscheinlich ohnehin den ersten Liedern, die so ins Rund geschmettert wurden. Einhaken, Hüpfen, die Konstante singen. Funktionierte alles halbwegs eingespielt. Wer nach längerer Abstinenz die absolute Sensation mit 10 000 erhobenen Händen erwartet hatte, der dürfte vermutlich ein bisschen enttäuscht gewesen sein. Auch emotionale Torjubel gehörten bisher nicht zu unseren Stärken und werden es wohl auch in postpandemischen Zeiten nicht mehr werden.
Wer sich hingegen einfach dran erfreuen konnte mit ein paar Liedchen auf den Lippen mit Freund*innen in der Kurve zu stehen, dürfte ziemlich auf seine Kosten gekommen sein. Gerade als dann in Halbzeit zwei mit „Ich geb‘ mein Herz für Dich“ und „Was andere Träume, leben wir“ die Stellen zum Tanzen kamen, hatte man das Gefühl, dass sich die Kurve hier grade ihr eigenes kleines Endorphinräuschchen besorgt. Tat mal wieder richtig gut und die Mannschaft auf dem Platz leistete auch ihr nötiges dazu.
Mit seiner Geschichte gehörte Hoppenheim ja so schon keinesfalls zu den beliebteren Gegnern in der Bundesliga, nach den Geschehnissen im letzten Frühjahr und vor allem der medialen Nachbereitung der Offiziellen wird uns wohl noch lange ein besonderes Band der Antipathie verbinden. In diesem Zusammenhang und den Veröffentlichungen der letzten Monate, angefangen bei der bekannten ZDF-Reportage, Berichten zum Handel mit Jugendspielern und anderen Geschichten ging es dann natürlich auch nicht ohne Grüße an den Kollegen Hopp. Schnappatmung dürfte diesmal aber weder bei den eigenen Granden noch bei den DFB-Kontrollgremien eingesetzt haben. Ehrenmann und echter Fußballfan – sowas geht einem doch runter wie Butter.
Weitere Grüße gingen an die Munichmaniacs zu ihrem 25-jährigen Jubiläum und an unsere Stadionverbotler, die noch immer oder nach kürzlichen Verurteilungen erstmal draußen vor den Stadiontoren stehen müssen. Ganz besonders wollten wir aber auch nochmal das gesamte Fußballestablishment daran erinnern, was sie uns in während der Corona-Pandemie so alles erzählt haben. Demut und Reformen wurden uns versprochen, aber von Woche zu Woche stellte sich vermehrt der Eindruck ein, dass es sich hierbei nur um hohle Phrasen handelte, um eine damals aufgebrachte Fanlandschaft einzulullen. Eine Taskforce, deren Ergebnisse wohl in großen Teil als Farce betitelt werden können. Statements und Aktionen, bei denen es einem die Schamesröte ins Gesicht getrieben hat. Cringe, wenn man mal das Jugendwort des Jahres bemühen will. Und so froh wie alle Leute sind, dass sich die Stadien langsam wieder füllen, alleine sind wir mit diesem Eindruck sicher nicht. Der Profifußball funktioniert nicht ohne die Fans und es muss sich erst noch zeigen, wie viele von ihnen auch nach der Krise den Vereinen noch dauerhaft die Stange halten, wenn sich die versprochenen Veränderungen auch dauerhaft nur als heiße Luft entpuppen.
Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, vorerst sind wir zumindest wieder zurück in der Kurve. Ein schönes Gefühl.