Am Freitagabend treten die Bayern als Tabellenführer in der Auftaktbegegnung des 12. Bundesligaspieltags beim Nachbarn aus dem schwäbischen Bayern, dem Tabellen-16. FC Augsburg, an. Trotz der für den Spielrhythmus immer ungünstigen Länderspielpause und den vielen „Corona-Turbulenzen“ in den letzten zwei Wochen an der Säbener Straße ist der FC Bayern morgen – wie immer gegen den FCA – klarer Favorit.
Vor dem Spiel wirft FC Bayern Total einen Blick auf die Fußballgeschichte, die den FC Bayern mit dem „kleinen Fußballnachbarn“ verbindet. Obwohl der FC Augsburg erst 2011 in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist, gibt es zwischen ihm und dem FC Bayern eine wesentlich ältere Geschichte als z.B. zwischen dem FCB und dem BVB, welche erst 1965 zum ersten Mal aufeinander getroffen sind.
Der heutige FC Augsburg ist 1969 aus der Fusion vom TSV Schwaben Augsburg und dem BC Augsburg entstanden. Der 1907 gegründete BC gilt dabei als direkter Vorgänger des FC Augsburg, weswegen 1907 auch als Gründungsjahr des FCA genannt wird.
Während der FC Bayern noch in seinem Gründungsjahr 1900 die Vorherrschaft im lokalen Fußball übernommen hatte, gab es in Augsburg bis zum Beginn der 1920er Jahre stärkere Vereine als den BC oder Schwaben Augsburg. So hießen die ersten Bayerngegner aus Augsburg, wenn es um regionale Meisterschaften ging, MTV Augsburg und TV 1847 Augsburg.
Am 12. September 1920 spielten die Bayern erstmals in der Kreisliga Südbayern (damals die höchste Liga) gegen den BC Augsburg und gewannen ihr Heimspiel an der Leopoldstraße mit 7:2. Das Rückspiel zwei Monate später in Augsburg endete mit einem torlosen Unentschieden.

Drei Jahre später kam es zu den ersten Begegnungen mit Schwaben Augsburg in der Bezirksliga Bayern (ebenfalls die zu dem Zeitpunkt höchste Spielklasse) und beide Spiele endeten mit einem 5:2 für die Bayern. Das Rückspiel in München am Dreikönigstag 1924 wurde übrigens auf dem Teutonia-Platz am Oberwiesenfeld ausgetragen.

In den nachfolgenden Jahrzehnten waren jene beiden Vereine die Augsburger Protagonisten, wenn es zu „kleinen Lokalderbys“ zwischen den bayerischen Schwaben und dem FC Bayern kam. Die Vorherrschaft im Augsburger Fußball wechselte bis in die 1930er und 1940er Jahre ständig zwischen diesen zwei Vereinen, welche auch Gründungsmitglieder der nach dem 2. Weltkrieg neu geschaffenen Oberliga Süd waren. In den 18 Oberliga-Jahren waren beide Vereine permanente Gegner des FCB, auch wenn man vor allem den BC Augsburg als „Fahrstuhlmannschaft“ bezeichnen konnte.
Beide Vereine trugen damals ihre Heimspiele im Rosenaustadion aus, genau dort, wo auch die Bayern ihr wichtigstes Spiel, welches sie jemals in Augsburg gespielt haben, spielen sollten: Das Pokalfinale am 29. Dezember 1957 vor 44.000 begeisterten Zuschauern. Die Bayern gewannen damals auf Schneeboden gegen die eigentlich favorisierte Fortuna aus Düsseldorf mit 1:0 und holten ihren ersten von mittlerweile 18 DFB-Pokalsiegen. Der Torschütze hieß damals Rudi Jobst.
(siehe Titelbild)
Die letzte Oberliga-Saison 1962/63 schlossen die Schwaben als Vorletzter und der BC als Letzter ab. Nachdem aber der FC Bayern – aus sportpolitischen Gründen – auch nicht zu den Bundesliga-Gründungsmitgliedern zählte, spielte man 1963/64 wieder zusammen in einer Liga: In der Regionalliga Süd, eine der fünf Zweiten Ligen der damaligen Zeit. Am Ende der Saison stieg der BC Augsburg in die Drittklassigkeit ab, Schwaben Augsburg zählte dagegen als Vierter zu den Regionalliga-Spitzenteams – und der FCB schaffte es als hoher Favorit nicht, sich in der Aufstiegsrunde für die Bundesliga zu qualifizieren. Dies gelang erst ein Jahr später.
In den folgenden 46 Jahren, bis zum Aufstieg des FCA in die Bundesliga im Jahr 2011, gab es im Männerbereich kein Punktspiel mehr zwischen der ersten Mannschaft des FC Bayern und einer Augsburger Fußballmannschaft. In jener Phase kristallisierte sich eher eine gewisse Rivalität zwischen dem FC Augsburg und dem TSV 1860 heraus.
Am 7. Oktober 1983 kehrten die Bayern dennoch wieder an den Ort ihres ersten Pokal-Triumphs zurück. In der 2. Runde des DFB-Pokals wurde der FC Augsburg, der in der Saison zuvor in die Bayernliga (damals 3. Liga) abgestiegen war, mit 6:0 aus dem eigenen Stadion gefegt. Zu den Torschützen des FCB zählte u.a. Kalle Rummenigge und am Ende der Saison gewann der FC Bayern zum siebten Mal den Pokal.
Nachdem der FC Augsburg nach der Saison 1999/2000 sogar für zwei Jahre viertklassig gespielt hatte – während die Bayern genau in jener Phase die Champions League gewannen – gelang ihm in den folgenden neun Jahren der Durchmarsch bis in die 1. Bundesliga.
Seitdem gab es zu den drei Pokalspielen, welche die Bayern alle gewonnen haben, 20 Bundesliga-Duelle: 16 Bayern-Siege stehen zwei Augsburger Erfolgen bei zwei Unentschieden gegenüber, und dies bei einem Torverhältnis von 51:15. Auch die BL-Heimbilanz des FCA gegen den FCB ist ernüchternd: 1 Sieg / 1 Unentschieden / 8 Niederlagen – Torverhältnis 9:24.
Der einzige Heimsieg gelang den Fuggerstädtern am 5. April 2014: Dabei beendete der FC Augsburg die bis heute gültige Bundesliga-Rekordserie des FCB von 53 ungeschlagenen Spielen. Pep Guardiola, der zuvor die Bundesliga nach der frühesten Meisterschaft aller Zeiten sinngemäß für abgeschlossen erklärt hatte, ließ drei Tage nach dem 1:1 in Old Trafford im CL-Viertelfinale zahlreiche Nachwuchsspieler des FC Bayern auflaufen und die Bayern verloren erstmals in der Bundesliga mit 0:1 gegen bzw. in Augsburg. Im Europapokal lohnte sich diese Maßnahme dagegen: Im Rückspiel gewann der FCB in der Allianz Arena nach einem Kraftakt mit 3:1 gegen Manchester United.
Tipp FC Bayern Total für morgen: 3:1 für den FC Bayern.