BVB – FC Bayern – das Bundesliga-Topduell

Wenn morgen Abend beim Duell der Dauerrivalen des letzten Vierteljahrhunderts die Bayern am 14. Bundesligaspieltag bei Borussia Dortmund antreten, dann ist dies – wie so häufig in den letzten Jahren in der Bundesliga-Hinrunde – das Aufeinandertreffen Tabellen-Erster gegen Tabellen-Zweiter. Auch in der letzten Saison begrüßte der damals sogar punktgleiche Tabellenzweite BVB den Spitzenreiter aus München. Die Bayern gewannen mit 3:2 und der BVB verabschiedete sich nach dieser Heimpleite früh aus dem Meisterschaftsrennen. Ein ähnliches Szenario ist in dieser Saison selbst beim einem FCB-Sieg morgen nicht zu erwarten und selbst für Bayernfans nicht im Sinne der Spannung im Titelrennen. Denn während im letzten Spieljahr RB Leipzig die Meisterschaft bis ins Frühjahr einigermaßen offen halten konnte, scheint 2021/22 Dortmund der einzige Titelrivale des Rekordmeisters zu sein.

Gemeinsame Historie

Seit der FC Bayern im Juni 1965 in die Bundesliga aufgestiegen war, hatte der Rekordmeister immer periodisch Rivalen, die auf Augenhöhe mit den Münchnern um die Meisterschaften kämpften – Borussia Mönchengladbach, der HSV, Kaiserslautern, Werder Bremen seien hier vor allem zu nennen. Aber noch nie gab es einen Verein, der solange mit den Bayern um die Vorherrschaft im deutschen Fußball kämpfte wie der BVB. Anders als in der ferneren Vergangenheit wurde dieses Duell der stärksten Bundesliga-Rivalen im vergangenen Jahrzehnt vor allem im DFB-Pokal ausgetragen. Dieses Szenario gab es mit den anderen genannten Vereinen nie. Seit der Saison 2011/12 traf man sieben Mal im Pokal aufeinander, dreimal davon im Finale, zweimal im Halbfinale – dass die Bilanz dabei nur 4:3 zugunsten der Bayern lautet, deutet auch darauf hin, dass die Borussia im direkten Duell immer in der Lage war, die Bayern zu fordern, obwohl der Punkterückstand in der Bundesliga in den letzten acht Meisterjahren doch meist enorm war.

Fotos von den Pokalendspielen in Berlin 2014 und 2016

Der BVB war auch der einzige deutsche Kontrahent des FCB in der Champions League, mit dem man sich auf Augenhöhe duellierte. Über Wembley 2013 muss man nicht viele Worte verlieren und in der Saison 1997/98 schied der amtierende Deutsche Meister FC Bayern im Viertelfinale in der Verlängerung beim amtierenden CL-Sieger Borussia Dortmund aus (0:0; 0:1 n.V.).

In Vergessenheit geraten ist dagegen, dass sich die beiden aktuellen Dauerrivalen vorher fast ein Jahrhundert „leistungsmäßig“ fast schon aus dem Weg gegangen sind. Während der FC Bayern mit seiner Gründung am 27. Februar 1900 sofort die Vorherrschaft im Münchner Fußball übernahm, schnell zu einer regionalen (bayerischen bzw. süddeutschen) Größe aufstieg und nach einigen gescheiterten Versuchen 1932 erstmals Deutscher Fußballmeister wurde, dümpelte der BVB nach seiner Gründung 1909 fast vier Jahrzehnte in einer gewissen Bedeutungslosigkeit dahin. Im Ruhrpott war der aktuelle Zweitligist Schalke 04 die absolute Nummer 1, viele Dortmunder waren in jener Phase sogar Schalke-Fans bzw. -Bewunderer. Dieses „Aschenputtel-Dasein“ des BVB änderte sich mit einer Partie schlagartig: Am 18. Mai 1947 schlugen die Borussen erstmals die zuvor übermächtigen „Knappen“ mit 3:2 und wurden sensationell Westfalenmeister. Ein Sieg, der dem Verein, der Stadt und den Fans offensichtlich sehr viel Selbstvertrauen einimpfte: Seit diesem Triumph mischte der BVB im deutschen Fußball mit! 1956 und 1957 gewann er die ersten beiden seiner insgesamt acht Deutschen Meisterschaften und stieg 1963 als amtierender Meister in die neu gegründete Bundesliga ein.

Die Bayern dagegen, die unter ihrem Präsidenten Kurt Landauer 1932 auf dem Weg zur Vormacht im deutschen Fußball, aber auch aufgrund der für damals sehr modernen Strukturen zu einer europäischen Größe waren, brauchten sehr lange, bis sie sich von den „Schwächungen“ im Dritten Reich erholt hatten. In der Oberliga Süd (1945-1963) waren sie zwar in 10 von 18 Jahren die Nummer 1 in München, insgesamt aber weit vom dominierenden Club aus Nürnberg abgehängt. 1955 stieg der FCB zudem zum einzigen Mal in seiner Vereinshistorie ab. Auf den sofortigen Wiederaufstieg 1956 folgte nur ein Jahr später der erste DFB-Pokalsieg. Aber 1963 zählte man bekanntermaßen – nennen wir es aus „sportpolitischen Gründen“ – nicht zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga.

Als die Bayern 1965 in die Bundesliga aufstiegen, waren die Dortmunder eine renommierte Spitzenmannschaft im deutschen Fußball und so verwunderte es nicht, dass die Bayern das allererste Aufeinandertreffen gegen den BVB am 16. Oktober 1965 zuhause im Grünwalder Stadion mit 0:2 verloren. Am Saisonende war Dortmund hauchdünn vor den Bayern Vizemeister – beide Vereine hatten in jener Saison durchaus die Möglichkeiten, den Münchner Löwen den einzigen Meistertitel in deren Vereinsgeschichte streitig zu machen. Der BVB wurde zudem 1966 erster deutscher Europapokalsieger (der Pokalsieger) und der FC Bayern gewann als Bundesliga-Neuling sofort den DFB-Pokal.

Ab der Saison 1966/67 ging die Entwicklung der beiden Vereine in grundsätzlich verschiedene Richtungen: Die Bayern gewannen am 17. Dezember 1966 erstmals gegen den BVB mit 1:0 und am Ende der Saison den DFB- und den Europapokal der Pokalsieger und standen damit am Anfang einer ihrer – vor allem international – erfolgreichsten Ären. Der BVB dagegen stieg nach der Saison 1971/72 in die Regionalliga (damals 2. Liga) ab. Unvergessen aus jener Saison: Der 11:1-Sieg der Bayern am 27. November 1971: Gerd Müller (4), Uli Hoeneß, Franz Roth (je 2), Franz Beckenbauer, Paul Breitner und Willi Hoffmann zerlegten vor 17.000 Zuschauern im Grünwalder Stadion den BVB in alle Einzelteile – bis heute der höchste Bundesligasieg des FC Bayern. (Titelbild, auch deswegen, weil sich dieser Sieg vor nicht einmal einer Woche zum 50. Mal jährte.)

Während die Bayern von 1972-74 ihren ersten Titel-Hattrick in der Bundesliga holten und von 1974-76 dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister holten, benötigte der BVB vier Jahre um sich einigermaßen zu erholen und 1976 wieder in die Bundesliga zurückzukehren. Aber erst in der Saison 1994/95 konnte man wieder – unter Mithilfe der Bayern am letzten Spieltag, die den Tabellenführer Bremen mit 3:1 schlugen – Deutscher Meister werden. Die Bayern waren zu dem Zeitpunkt längst Deutscher Rekordmeister.

Ein paar Zahlen: Insgesamt gab es seit 1965 128 Pflichtspiele zwischen den beiden Vereinen, 65 davon gewann der FCB, 33 der BVB, bei 30 Unentschieden. Torverhältnis 251:159 für Bayern.

Auch die Gesamt-Heimbilanz des BVB gegen den FCB ist leicht negativ: 64 Spiele – 22 S / 19 U / 23 N  – 98:97 Tore.

Bundesliga-Gesamt-Bilanz aus FCB-Sicht: 104 Spiele – 50 S / 29 U / 25 N – 207:126 Tore

BL-Auswärtsbilanz FCB: 52 Spiele – 17 S / 19 U / 16 N – 73:73 Tore.

Die letzten drei Heimspiele verlor der BVB gegen die Bayern, zweimal in der Bundesliga, einmal im Supercup.

Die Bayern gewannen die letzten sechs Pflichtspiele gegen den BVB (seit November 2019) bei einem Torverhältnis von 18:7 Toren.

Zum Spiel morgen Abend

Es wird sicherlich ein emotionales und wohl auch enges Spiel werden. Auf BVB-Seite ist der „Ehrgeizling“ Erling Haaland wieder zurück (laut Julian Nagelsmann keine Überraschung), bei Bayern fehlt der „Ehrgeizling“ Joshua Kimmich Corona-bedingt immer noch. Auch der Einsatz von Leon Goretzka ist fraglich. Somit könnte die komplette „Power-Zentrale“ des FCB zum ungünstigsten Zeitpunkt ausfallen. Jamal Musiala und Marc Roca wären dann die Alternativen an der Seite des wohl gesetzten Weltmeisters Coco Tolisso.

Personell hat Borussia Dortmund morgen wohl weniger Probleme als die Bayern. Aber in eben solch schwierigen Situationen hat man zuletzt immer die (mentale) Stärke der Bayern bewundern können. Hoffentlich auch morgen, denn gerade die Konstellation Erster gegen Zweiter liebten die Bayern in den letzten Jahren.

 Tipp FC Bayern Total

Mit einem 1:1 wären wir aufgrund der einigermaßen schwierigen Vorzeichen zufrieden – auch wenn uns ein knapper Sieg natürlich glücklicher machen würde 😉


fcbayern.com

https://fcbayern.com/de/news/2021/12/7-zahlen-und-fakten-zum-spitzenspiel-bei-borussia-dortmund

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

2 Kommentare zu „BVB – FC Bayern – das Bundesliga-Topduell

  1. Ich wünsche mir ein umkämpftes, rassiges Spiel, in einem pickepackevollen Westfalenstadion und wäre mit einem 3:3 zufrieden 😉 Ein volles Stadion wird aber leider nicht der Fall sein 🙁 dennoch: ich freue mich riesig auf dieses Spiel!

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