105 JAHRE JAKOB STREITLE – ERINNERUNG AN DEN LANGJÄHRIGEN KAPITÄN DES FC BAYERN

Ein sehr schöner Beitrag der Kurt Landauer Stiftung (Nachtrag vom gestrigen 11.12.2021)

20 Jahre als Spieler beim FC Bayern München, ohne dabei einen großen Titel zu gewinnen. Was sich heute undenkbar und wie ein schlechter Traum anhört, war in der frühen Vereinsgeschichte vor dem Bundesligaaufstieg 1965 jedoch lange Zeit keine Seltenheit.

So war es auch bei Jakob Streitle der Fall, der von 1935 bis 1955 für die 1. Mannschaft des FC Bayern die Fußballschuhe schnürte und viele Jahre unsere Rothosen als Kapitän auf das Spielfeld führte.

Am 11. Dezember 1916 – heute vor genau 105 Jahren – in Ulm geboren, begann „Jakl“ in der Jugend des FC Wacker München mit dem Fußballspiel. Im Alter von 16 Jahren wechselte der gelernte Feinmechaniker, der als Verlademeister arbeitete, zum FC Bayern.

Als 18-jähriger debütierte der zweikampfstarke und zugleich technisch begnadete Linksverteidiger in der 1. Mannschaft an der Seite der Vereinsgrößen um Josef Bergmaier, Ludwig Goldbrunner, Conny Heidkamp, Franz Krumm und Wilhelm Simetsreiter.

Von Beginn an zeigte der junge Jakob Streitle gute Leistungen beim FC Bayern, sodass er 1938 auch ohne vorherigen Länderspieleinsatz von Sepp Herberger für die Weltmeisterschaft in Frankreich nominiert wurde.

In den folgenden Jahren wurde seine Karriere durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Als Soldat stand er auf einer Liste von Spielern, die Herberger von der Front loszueisen versuchte. Jedoch vergeblich.

Auch nach dem Weltkrieg war „Jakl“ Streitle weiter Führungsspieler beim FC Bayern, für den er bis 1955 in insgesamt 474 Spielen auflief. Seine Karriere in der Nationalelf konnte er ebenfalls wieder aufnehmen, zu insgesamt 15 Einsätzen kam Streitle dabei bis zum 14. Mai 1952, als er in seinem letzten Spiel gegen Irland in Köln die deutsche Elf als Kapitän anführte.

Gänzlich titellos verlief die Karriere dann aber doch nicht, so gewann Streitle 1944 die Südbayerische Meisterschaft, womit die Bayern für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert waren. Ein Jahr später wurde man Oberbayerischer Meister in der Bezirksklasse.

Den vom DFB in der Saison 1949/50 veranstalteten Länderpokal, dem Pokalwettbewerb für Auswahlmannschaften der Landesverbände – an dem erst- und letztmals Vertragsspieler spielberechtigt waren – gewann er mit der bayerischen Auswahl am 19. März 1950 vor 89.000 Zuschauern in Stuttgart gegen die Auswahl der Pfalz mit 2:0.

Streitle, der ab der Saison 1952/53 mit Knieverletzungen zu kämpfen hatte, bestritt am 9. Mai 1954 sein Abschiedsspiel beim 3:3 des FC Bayern gegen Manchester City um deren legendären deutschen Torhüter Bert Trautmann. Mit diesem entstand vor dem Freundschaftsspiel an der Grünwalder Straße vor 33.000 Zuschauern ein schönes Foto bei der Übergabe der Wimpel.

Bereits 1952 hatte Streitle die Fußball-Lehrer-Prüfung absolviert und arbeitete nach seinem Karriereende als Jugendtrainer für den Bayerischen Fußball-Verband.

Als der FC Bayern 1954/55 eine schwere Talfahrt erlebte, wurde „Bertl“ Moll neuer Trainer und sein langjähriger Mannschaftskollege und Freund, Jakob Streitle, assistierte ihm dabei, so weit es ihm seine Verpflichtungen beim Bayerischen Fußball-Verband erlaubten. Dabei kam Streitle sogar nochmals in sieben Partien für den FCB zum Einsatz, was den bis dato einzigen Abstieg der Vereinsgeschichte jedoch nicht verhindern konnte. Sein letztes Spiel datiert vom 20. Februar 1955 bei der 3:1 Niederlage in Regensburg.

Trotz des Abstiegs bot das Jahr 1955 für Streitle persönlich auch etwas Positives. Im BFV wurde er zum Verbandstrainer befördert. Mit der Amateurauswahl des Freistaates gewann er am 2. Juli 1955 mit einem 5:2 Sieg über Westfalen im Augsburger Rosenaustadion den Amateur-Länderpokal des DFB. Streitle blieb Verbandstrainer bis zum 1. Mai 1960 und trainierte anschließend für eine Saison den Zweitligisten TSV Straubing.

Am 24. Juni 1982 verstarb Jakob Streitle im Alter von nur 65 Jahren.


Dazu FC Bayern Total (Petersgradmesser): Aufgrund der Problematik um die Bilderrechte werden hier nicht die Bilder des Originalbeitrags der KLS auf Facebook verwendet.

Das Titelbild stammt von einem Autogramm von Jackl Streitle, welches sich seit Ende der 1940er Jahre im Besitz der Großmutter des Verfassers dieses Textes befand. Bis zu ihrem Tod war dieses Autogramm ein fester Bestandteil ihrer „Brieftasche“ (ganz offensichtlich mit Genehmigung meines Großvaters). Der „Jackl“, aber auch der im Text der Stiftung erwähnte Bertl Moll und Franz Bachl waren in jener Zeit die erklärten Lieblinge meiner gesamten „FC Bayern Fan Familie“ (sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits).

Welche Vorbildsfunktion Jakob Streitle beim FCB einnahm, lässt auch folgender Ausschnitt aus der Klubzeitung vom November 1957 erahnen:

Jackl Streitle war ein Gentleman, der auch gut zu den Gründungsmitgliedern des FC Bayern gepasst hätte – eine wahre VEREINSLEGENDE.


Update 13.12.2021: Die Kurt-Landauer-Stiftung leistet großartige Arbeit:

105 JAHRE HERBERT MOLL – SPIELER, AUFSTIEGSTRAINER, EHRENSPIELFÜHRER & EHRENMITGLIED DES FC BAYERN

Viele werden Herbert „Bertl“ Moll, der am 13. Dezember 1916 geboren wurde, nicht mehr kennen. In den 1930er und 40er Jahren war Moll zusammen mit Jakob „Jakl“ Streitle das Gesicht des FC Bayern.

Moll schloss sich 1931, gemeinsam mit Jakob Streitle, als Jugendlicher dem FC Bayern München an. Als begnadeter Außenläufer galt er nach seinem Debüt in der 1. Mannschaft am 1. Mai 1935 gegen den SV Waldhof als „Gentleman des grünen Rasens“, wie ihn Vizepräsident Hans Schiefele einst bezeichnete.

1936 gehörte „Bertl“ Moll zum Kader der Nationalmannschaft für das olympische Turnier in Berlin, wobei er jedoch ohne Einsatz blieb.

Eine Berufung zum Länderspiel 1938 gegen Ungarn musste er wegen Verletzung absagen, so dass er ohne A-Nationalspiel blieb.

Für unsere Rothosen bestritt Herbert Moll in der Liga sowie im Pokal insgesamt 268 Spiele und schoss dabei 19 Tore. Mit seiner Hilfe wurde der FC Bayern 1944 Südbayerischer und ein Jahr darauf Oberbayerischer Meister. In der Saison 1949/50 gewann Moll zudem den vom DFB veranstalteten Länderpokal mit der Auswahl Bayerns gegen die Auswahl Südwest in Stuttgart mit 2:0. Sein letztes Meisterschaftsspiel für die Bayern absolvierte „Bertl“ Moll am 29. April 1951 gegen die SpVgg Fürth.

1954 übernahm Moll das Traineramt im Verein während der laufenden Saison, konnte den Abstieg jedoch nicht mehr verhindern. In der Folgesaison 1955/56 gelang ihm jedoch der sofortige Wiederaufstieg in die erstklassige Oberliga Süd.

Für seine Verdienste um den FC Bayern wurde er zum Ehrenspielführer und Ehrenmitglied ernannt. In der Chronik zum 70-jährigen Bestehen des Vereins war man voll des Lobes über den Mensch und Spieler „Bertl“ Moll:

„Er darf ohne Übertreibung als Muster eines wahren Sportlers bezeichnet werden. Seine Fairness auf dem Spielfeld, seine Hingabe für die Mannschaft und den Verein sowie ganz allgemein seine charakterlichen Eigenschaften waren vorbildlich.“

Am 10. Februar 2002 verstarb Herbert Moll im Alter von 85 Jahren.

Veröffentlicht von gastautorfcbtotal

Gastautoren von FC Bayern Total

3 Kommentare zu „105 JAHRE JAKOB STREITLE – ERINNERUNG AN DEN LANGJÄHRIGEN KAPITÄN DES FC BAYERN

    1. Freut uns 😉
      Apropos Zuschauer im Jahr 1950: Im „WM-Finale“ (Anführungsstriche, weil es ein spezielles Format war, in welchem die WM 1950 in Brasilien gespielt wurde) zwischen Brasilien und Uruguay im Maracana-Stadion in Rio wurde als Zuschauerzahl 203.000(!!) genannt. Bis heute absoluter Zuschauerweltrekord!!

  1. Update 13.12.2021: Die Kurt-Landauer-Stiftung leistet großartige Arbeit:

    105 JAHRE HERBERT MOLL – SPIELER, AUFSTIEGSTRAINER, EHRENSPIELFÜHRER & EHRENMITGLIED DES FC BAYERN
    Viele werden Herbert „Bertl“ Moll, der am 13. Dezember 1916 geboren wurde, nicht mehr kennen. In den 1930er und 40er Jahren war Moll zusammen mit Jakob „Jakl“ Streitle das Gesicht des FC Bayern.

    Moll schloss sich 1931, gemeinsam mit Jakob Streitle, als Jugendlicher dem FC Bayern München an. Als begnadeter Außenläufer galt er nach seinem Debüt in der 1. Mannschaft am 1. Mai 1935 gegen den SV Waldhof als „Gentleman des grünen Rasens“, wie ihn Vizepräsident Hans Schiefele einst bezeichnete.

    1936 gehörte „Bertl“ Moll zum Kader der Nationalmannschaft für das olympische Turnier in Berlin, wobei er jedoch ohne Einsatz blieb.

    Eine Berufung zum Länderspiel 1938 gegen Ungarn musste er wegen Verletzung absagen, so dass er ohne A-Nationalspiel blieb.

    Für unsere Rothosen bestritt Herbert Moll in der Liga sowie im Pokal insgesamt 268 Spiele und schoss dabei 19 Tore. Mit seiner Hilfe wurde der FC Bayern 1944 Südbayerischer und ein Jahr darauf Oberbayerischer Meister. In der Saison 1949/50 gewann Moll zudem den vom DFB veranstalteten Länderpokal mit der Auswahl Bayerns gegen die Auswahl Südwest in Stuttgart mit 2:0. Sein letztes Meisterschaftsspiel für die Bayern absolvierte „Bertl“ Moll am 29. April 1951 gegen die SpVgg Fürth.

    1954 übernahm Moll das Traineramt im Verein während der laufenden Saison, konnte den Abstieg jedoch nicht mehr verhindern. In der Folgesaison 1955/56 gelang ihm jedoch der sofortige Wiederaufstieg in die erstklassige Oberliga Süd.

    Für seine Verdienste um den FC Bayern wurde er zum Ehrenspielführer und Ehrenmitglied ernannt. In der Chronik zum 70-jährigen Bestehen des Vereins war man voll des Lobes über den Mensch und Spieler „Bertl“ Moll:

    „Er darf ohne Übertreibung als Muster eines wahren Sportlers bezeichnet werden. Seine Fairness auf dem Spielfeld, seine Hingabe für die Mannschaft und den Verein sowie ganz allgemein seine charakterlichen Eigenschaften waren vorbildlich.“

    Am 10. Februar 2002 verstarb Herbert Moll im Alter von 85 Jahren.

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