Die „Pokalhelden“ auf dem Bild: Oben von links nach rechts: Thomas Mayer, Peter Velhorn, Willi Knauer, Siegfried Manthey, Ludwig „Wiggerl“ Landerer, Arpad Fazekas, Rudi Jobst, Kurt Sommerlatt; unten von links nach rechts: Gerhard Siedl, Kapitän Hans Bauer (mit dem Pokal) – einer der 1954er Weltmeister; Werner Huber.
Heute vor 64 Jahren, am 29. Dezember 1957, stand der FC Bayern zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte im DFB-Pokalfinale. Der Gegner Fortuna Düsseldorf wurde im Augsburger Rosenaustadion durch ein Tor von Rudi Jobst in der 78. Minute mit 1:0 besiegt.
In der Nacht vor dem Spiel hatte es geschneit, trotzdem machten sich 12.000 Bayernfans – das Spiel fand vor 42.000 Zuschauern statt – auf der vereisten Autobahn oder in einem der zwei Sonderzüge auf den Weg, um ihre Mannschaft anzufeuern.
Galten die Fortunen ursprünglich als Favorit, so änderte sich das durch die über Nacht veränderten Spielbedingungen. Und so verlief auch das Spiel, über welches der Kicker schrieb: „… Hätte Bayern drei, vier Tore geschossen – keiner, auch kein Düsseldorfer hätte den Münchnern ihr moralisches Recht auf ein 3:0 oder gar 4:0 abgesprochen.“
Letztendlich gewannen die Bayern durch das Tor von Rudi Jobst knapp mit 1:0 und holten damit ihren ersten von mittlerweile 20 DFB-Pokalsiegen.
Der 22-jährige Jobst war der überragende Mann des Endspiels. Leider musste er nur zwei Jahre später seine verheißungsvoll begonnene Karriere wegen „Knieproblemen“ beenden. Er verstarb 2020 85-jährig in München.
Ein paar nennenswerte Details zum Pokalsieg 1957:
- Endspiel im Dezember, das bedeutet, dass damals der DFB-Pokal ein Wettbewerb über das Kalenderjahr war. Der Weg ins Finale war ein langer (9 Spiele), das Weiterkommen hing einige Male am seidenen Faden: die Bayern mussten viermal in die Verlängerung und zweimal ins Wiederholungsspiel. 1957 gab es noch kein Elfmeterschießen im DFB-Pokal.
- Weil die Vereinskasse so leer war, wollte der FCB-Vorstand eigentlich gar nicht am Wettbewerb teilnehmen, um das Geld für die Fahrten zu sparen. Aber der österreichische Trainer des FC Bayern, Willibald Hahn, bestand – zum großen Glück – auf die Teilnahme.
- In der Vorrunde des Wettbewerbs (Süddeutscher Pokal) spielte der FC Bayern am 3. März 1957 das Wiederholungsspiel gegen Neu-Isenburg im Münchner Dantestadion. Der 4:0-Sieg (nach einem 2:2 n.V. im Auswärtsspiel) war das letzte FCB-Pokal-Heimspiel im mittlerweile denkmalgeschützten Stadion im Stadtteil Gern.


- Für den 2019 verstorbenen B-Nationalspieler des FCB, Kurt Sommerlatt, war es der dritte DFB-Pokalsieg in Folge. In den beiden Jahren zuvor war er mit dem KSC erfolgreich. Kein anderer Spieler in der DFB-Pokalgeschichte konnte bis zum heutigen Tag dieses Kunststück wiederholen.
Unter den Zuschauern befand sich damals meine Tante, die zu jener Zeit als junges Mädchen beim FC Bayern Feldhandball spielte und vom Verein mit Freikarte ausgestattet worden war. Leider kann sie sich nicht mehr allzu gut an das Spiel erinnern. Sie erinnert sich lediglich daran, dass sie auf den engen Sitzplätzen im Rosenaustadion von Zeit zu Zeit immer ihren Vordermann getreten hat, wenn sie selbst zu lebhaft im Spielgeschehen integriert war 😉
Andere Fußballzeiten: Als Jugendlicher kickte mein Vater in den 1950er Jahren häufig in den Münchner Isarauen. Häufige Spielgefährten waren damals die jüngeren Spieler des FC Bayern. Von den Pokalsiegern 1957 war „Wiggerl“ Landerer dort häufig anzutreffen. Dazu mein Vater: “Ich denke, der Wiggerl konnte mich gut leiden. Er hat mir immer die Bälle so aufgelegt, dass ich Tore schießen konnte.” Den Wiggerl Landerer (ebenfalls ein Bekannter meiner “Handball-Tante) durfte ich im Mai 2019 bei der Statuen-Enthüllung von Kurt Landauer an der Säbener Straße persönlich kennen lernen.
Mit Gerhard Siedls Sohn, so glaube ich, habe ich in den 60ern bei Borussia Neunkirchen in der Jugend gespielt.
Überragend 👏👍