Der 21. April ist wohl der Tag in der ruhmreichen Historie des FC Bayern, an welchem die meisten außergewöhnlichen Siege im Europapokal stattfanden – ausschließlich spektakuläre Partien in der Königsklasse.
21. April 1982 FC Bayern – ZSKA Sofia 4:0
Nachdem die Bayern von 1974 bis 1976 den Titel-Hattrick im Europapokal der Landesmeister geschafft hatten, mussten sie sechs Jahre darauf warten, wieder einmal ins Endspiel der Europäischen Fußball-Königsklasse einzuziehen. An jenem Aprilabend 1982 war es wieder so weit.
Das kongeniale Duo Kalle Rummenigge / Paul Breitner, kurz Breitnigge, führte die Bayern ins Halbfinale, wo man gegen den Armeesportklub aus Sofia klarer Favorit war. Dieser Umstand war wohl auch der Grund, warum man im Hinspiel in Bulgarien bereits nach 18 Minuten mit 0:3 in Rückstand lag. Die Bayern nahmen den bulgarischen Meister offensichtlich auf die leichte Schulter. Danach ging jedoch ein Ruck durch die Mannschaft, schnell schafften die Bayern den Anschluss zum 2:3 (Bernd Dürnberger; Dieter Hoeneß) und am Ende verschaffte Breitners 3:4 wenige Minuten vor Spielende dem FCB eine passable Ausgangssituation für das Rückspiel.
Offensichtlich nahmen auch die Bayernfans den Gegner damals nicht so ernst oder er war schlichtweg nicht attraktiv genug. Denn jenes Halbfinalrückspiel um den Europapokal der Landesmeister war das bisher einzige Semifinale in der heimischen Arena (von insgesamt 18; 2020 gab es kein Heimspiel), welches mit 45.000 Zuschauern nicht ansatzweise ausverkauft war. 16 EC1-Halbfinalheimspiele waren restlos ausverkauft, 1991 gegen Roter Stern Belgrad blieben einige wenige Plätze frei.
Die Spieler waren dagegen im Rückspiel von der ersten Sekunde an hellwach. Mit jeweils zwei Toren schossen Breitner und Rummenigge den FCB zu einem souveränen und nie gefährdeten 4:0-Sieg und damit ins Finale gegen Aston Villa in Rotterdam.
21. April 1999 FC Bayern – Dynamo Kiew 1:0
17 Jahre später qualifizierten sich die Bayern abermals an einem 21. April für ein Endspiel der Fußball-Königsklasse, welche ab der Saison 1992/93 Champions League hieß.
Anders als gegen Sofia waren die Bayern gegen Kiew keineswegs Favorit. Die Ukrainer hatten damals einen gefürchteten Sturm, angeführt von Andrij Schewtschenko, welcher auf der Schwelle zum absoluten Weltklassespieler stand und wenige Monate später zum AC Mailand wechselte. So bestand also keineswegs ein Grund, Kiew zu unterschätzen – dennoch lag man im Hinspiel kurz vor der Halbzeit mit 0:2 hinten, zweifacher Torschütze war der besagte Schewtschenko. Michael Tarnat erzielte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit per Weitschuss zum Glück für die Bayern noch den Anschlusstreffer zum 1:2. Kurz nach der Halbzeit lag man jedoch abermals mit zwei Toren (1:3) in Rückstand.
Über die gesamten 90 Minuten bekamen die Bayern die Offensive von Dynamo nie in den Griff und so konnten sie wahrscheinlich selbst ihr Glück kaum fassen, dass sie durch zwei späte Tore von Stefan Effenberg und Carsten Jancker noch zu einem – sagen wir schmeichelhaften – 3:3 kamen.
Die Bayern spielten damals in der ersten Hitzfeld-Saison lange Zeit überragenden Fußball, das erste Triple der Vereinsgeschichte schien möglich. Allerdings verloren sie im Frühjahr zwei absolute Leistungsträger durch Kreuzbandrisse: Den Weltmeister Bixente Lizarazu und Giovane Élber. Diese Schwächung sollte sich am Saisonende leider negativ bemerkbar machen.
In beiden Halbfinalduellen gegen Kiew fehlten die Zwei. So wurde auch das Rückspiel in München ein Spiel auf Messers Schneide – eine wahre Europapokalschlacht. Die Stimmung im Olympiastadion war überragend und ein Spieler machte wohl sein mit Abstand bestes Match im Trikot des FCB: Mario Basler. Er erzielte in der 35. Minute nicht nur das Tor des Tages auf überragende Art und Weise, nein der bekennende Raucher hatte ein Laufpensum, einen Einsatzwillen, den man in München so noch nie von ihm gesehen hatte.
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Durch das 1:0 musste Kiew aufgrund der Auswärtstorregel zwei Tore schießen. Oliver Kahn gestattete Schewtschenko & Co jedoch kein einziges. Bis zum Schlusspfiff wogte das Spiel hin und her – und am Ende jubelten nur die Bayern. Sie taten dies zusammen mit ihren Fans auf eine Art und Weise, wie man es sonst erst nach einem Titel, einem Endspielsieg tut: Mit Ehrenrunden. Das gesamte Stadion tobte noch sehr lange nach dem Schlusspfiff.
Leider endete die Europapokalreise des FCB 1999 wie die von 1982 jeweils nicht mit einem Happy End: Jeweils an einem 26. Mai verlor man auf ganz ganz unglückliche Weise gegen ein englisches Team im Finale.
21. April 2010 FC Bayern – Olympique Lyon 1:0
Nachdem die Bayern nach 25 Jahren Wartezeit 2001 endlich wieder einen Königsklassentriumph hatten feiern können, mussten sie sage und schreibe neun Jahre auf das nächste CL-Halbfinale warten. Dies ist eine ganz spezielle Information für die allzu verwöhnte aktuelle FCB-Fangeneration!
Der Gegner kam aus Frankreich, OL – ein Team, mit dem man in den vorausgegangenen 10 Jahren häufiger die europäische Klinge geschwungen hatte.
Dieses Mal war der 21. April kein CL-Rückspiel, sondern das Hinspiel. Die Vorfreude auf das Spiel war in München im Verein und bei den Fans riesengroß. Die Stimmung in der Allianz Arena prächtig, vor dem Spiel gab es eine sensationelle Ganzstadion-Choreografie (Titelbild), bei entsprechendem Spielverlauf wirkt sich solch eine in der Münchner Arena bis zum Schlusspfiff positiv auf die Stimmung der Fans aus.
Die Bayern von Anfang an klar tonangebend, aber nicht sehr zwingend. Die Schlüsselszene des Spiels gab es in der 37. Minute: Franck Ribéry führte im linken Mittelfeld etwa 20 Meter vor dem gegnerischen Strafraum den Ball, legte sich diesen etwas zu weit vor und stieg dann dem französischen Verteidiger auf den Fuß. Zum Entsetzen der Bayern zeigte der italienische Schiedsrichter Roberto Rosetti Ribéry für diese Aktion ohne Zögern die rote Karte.
Viele der Stadionzuschauer sahen damals im ersten Moment nicht einmal ein Foul, Ribéry war der Ball führende Spieler und es ging alles extrem schnell. Aber auch nachdem er die Spielszene zum hundertsten in Zeitlupe gesehen hatte, ist der Autor dieses Beitrags der Meinung, dass der Platzverweis viel zu hart war. Der Skandal ging jedoch weiter. Die UEFA verurteilte Ribéry, der in der Form seines Lebens spielte, zu insgesamt DREI(!) Spielen Sperre. So verpasste er damals das Finale und wäre auch in einem Supercup-Finale gesperrt gewesen. Eine delikate Note bekam der Feldverweis auch dadurch, dass ein Italiener die Partie FCB-OL pfiff. Das andere Halbfinale lautete Barca gegen Inter und die Italiener setzten sich (auch hier) durch. Rosetti verschaffte Inter mit dieser (zu) harten Entscheidung leider für das Endspiel den entscheidenden Vorteil.
Ab dieser Szene verwandelte sich die Münchner Arena in ein – wütendes – Tollhaus. Schiedsrichter und Gästespieler wurden gnadenlos ausgepfiffen, ausgebuht. Der Support aus dem gesamten Stadion erreichte ein ganz anderes Level. Auf dem Feld war kaum zu erkennen, dass die Bayern in Unterzahl spielten, eher im Gegenteil. In der 54. Minute war die Zeit der numerischen Unterlegenheit zudem beendet: Jérémy Toulalan sah völlig zu Recht die gelbe-rote Karte, es hätte auch glatt Rot sein können.
Arjen Robben erzielte schließlich in der 69. Minute per Weitschuss den viel umjubelten 1:0-Siegtreffer. Thomas Müllers Rücken verlängerte den Ball ein wenig, man hätte auch ihm das Tor zusprechen können.
Die 5-Minuten-Zusammenfassung des Spiels:
Eine Woche später hatte Ivica Olic seine Sternstunde im FCB-Trikot: seine drei Treffer zum 3:0-Auswärtssieg in Lyon beschwerten dem FC Bayer das Finalticket für Madrid gegen Inter.
21. April 2015 FC Bayern – FC Porto 6:1
Ob gegen Vitoria Setubal, Benfica, Sporting, Belenenses Lissabon, Sporting Braga, aber auch den FC Porto – kein einziges Mal schied der FC Bayern gegen ein portugiesisches Team in einem KO-Spiel aus, meist setzten sich die Bayern sogar ganz klar durch. Aber das einzige Europapokalendspiel gegen eine portugiesische Mannschaft verloren die Bayern: Ausgerechnet gegen Porto – 1987 in Wien mit 1:2. Eine weitere unglückliche Europapokalgeschichte der Bayern.
In der CL-Saison 2014/15 war der FC Porto der Viertelfinalgegner der Bayern. Und das Hinspiel in Porto verloren die Münchner nach einem sehr frühen 0:2-Rückstand (10. Minute) und einer insgesamt sehr enttäuschenden Leistung mit 1:3 (FCB-Torschütze Thiago).
Schon wieder Porto? Nein – dieses Mal nicht!

Schon die SK-Choreo vor dem Spiel – NIEMALS AUFGEBEN – verriet die Spielrichtung. Die erste Halbzeit zählt wohl zu den besten Europapokal-Halbzeiten in der ruhmreichen Geschichte des FC Bayern. Nachdem ganz zu Beginn noch der Pfosten der FCB-Aufholjagd im Weg gestanden hatte, deklassierten die Bayern ihren portugiesischen Gast in knapp einer halben Stunde: Thiago (14.), Boateng (22.), Lewandowski (27.), Müller (36.) und noch einmal Lewandowski (40.) sorgten für eine 5:0 (Fünf zu Null!!)-Halbzeitführung. Noch bestens in Erinnerung: Die ungläubigen Blicke der FCB-Fans in der Halbzeitpause – „zwickts mi, ii glaab ii draam!“ 😉
Die zweite Halbzeit war etwas ausgeglichener, dem portugiesischen Ehrentreffer ließ Xabi Alonso kurz vor Spielende den Treffer zum 6:1-Endstand per Freistoß folgen …
Im Halbfinale war dann leider – ersatzgeschwächt – gegen den FC Barcelona (0:3; 3:2) Schluss.
Der 21. April – ob 1982, 1999, 2010 oder 2015 – war immer die Garantie für einen großartigen Europapokalabend des FCB – der Autor dieses Beitrags ist stolz auf seinen Verein und happy, dass er bei jedem dieser Spieler ein Teil der jubelnden Stadionfans sein konnte … 😉
überragender Artikel! Ich liebe solche Rückblicke! Und an fast alle Spiele kann ich mich noch erinnern, bei zweien war ich sogar im Stadion. Herrlich!! Danke Peter! 👍
PS im Gegensatz zu 99% der Bayernfans bin ich der Meinung, dass man die rote Karte für Frooonck durchaus geben kann… 😬