Der 25. April 2012 bot einen Fußballkrimi der Extraklasse im Estadio Santiago Bernabeú in Madrid. Die Bayern reisten mit einem knappen 2:1-Hinspiel-Sieg über Real Madrid in die spanische Hauptstadt. Es war bis zu jenem Zeitpunkt das fünfte Halbfinal-Königsklassen-Aufeinandertreffen der beiden europäischen Fußball-Schwergewichte. Die Bayern qualifizierten sich damals zum vierten Mal für das Finale und besiegten bzw. eliminierten zum ersten Mal ein von José Mourinho betreutes Team.
Jupp Heynckes ließ folgende Startelf auflaufen:
Neuer – Lahm; Boateng; Badstuber; Alaba – Gustavo; Schweinsteiger; Kroos – Ribéry; Robben; Gomez.
Mourinhos Startelf:
Casillas – Arbeloa; Pepe; Ramos; Marcelo – Khedira; Alonso; Özil – di Maria; CR7; Benzema.
Der Auftakt des Spiels hätte nicht unglücklicher für Bayern verlaufen können. Bei der ersten ernsthaften Offensivaktion des Spiels sah der ungarische Schiedsrichter ein strafbares Handspiel von David Alaba. Auch in Zeiten des VAR würde diese Aktion noch länger diskutiert werden. Alaba sah damals zusätzlich Gelb, wusste schon sehr früh im Spiel, dass er für ein mögliches Finale gesperrt sein würde – und CR7 verwandelt souverän zum 1:0 für Madrid.
Die Bayern reagierten keineswegs geschockt, sondern übernahmen sofort die Spielkontrolle. Zwei Großchancen durch Robben und Gomez / Ribéry konnten jedoch leider nicht zum postwendenden Ausgleich verwertet werden. Die Strafe folgte auf dem Fuß: Ronaldo erzielte das 2:0 (14.). Allerdings aus Abseitsposition – der VAR würde diesen Treffer heute kassieren.
Eine knappe Viertelstunde später gab es einen Foulelfmeter auf der anderen Seite: Pepe stieß Gomez bei einer Kroos-Flanke in den Rücken. Arjen Robben verwandelte, nein zitterte den Elfmeter zum 1:2-Anschlusstreffer ins madrilenische Tor. Es roch schon früh nach Verlängerung!
Arjen und die extrem wichtigen Elfmeter im Frühjahr 2012: In Dortmund vergab er beim 0:1 im BL-Spitzenspiel – Dortmund war damit quasi Deutscher Meister. In Madrid traf er. Im Pokalfinale gegen Dortmund traf er zum 1:1 (ohne Happy End). Im CL-Finale gegen Chelsea vergab er in der Verlängerung.
Das Spiel wogte hin und her, ging in die Verlängerung. Viele aufregende Szenen auf beiden Seiten. Auch Holger Badstuber und Luiz Gustavo holten sich die dritten gelben Karten des laufenden Wettbewerbs ab und würden im Finale gesperrt fehlen.
1:2 aus Bayernsicht nach nervenzerfetzenden 120 Minuten (plus) … Elfmeterschießen!
Neuer und Schweinsteiger die Helden im Elfmeterschießen
Der junge noch nicht ganz 20-jährige Alaba trifft souverän zum 1:0. Neuer hält sensationell gegen CR7. Mario Gomez zum 2:0. Neuer abermals sehr stark, dieses Mal gegen den ehemaligen Weltfußballer Kaka (in der Verlängerung für Benzema eingewechselt). Kroos hätte mit seinem Elfmeter schon für die (mehr als Vor-)Entscheidung sorgen können. Sein ganz schwach geschossener Strafstoß ist jedoch kein Problem für Casillas. Der spätere FCB-Spieler Xabi Alonso zum 1:2. Auch Lahm vergibt! Plötzlich alles wieder offen! Zum Glück für Bayern zielt Sergio Ramos sehr schlecht bzw. viel zu hoch. Bastian Schweinsteiger kann die Bayern ins Finale schießen – und tut dies auch souverän: 1:3 im Elfmeterschießen für die Bayern. Grenzenloser Jubel auf dem Rasen, bei den Bayernfans in Madrid und in München – u.a. auf der Leopoldstraße!
Zum bis heute letzten Mal schalteten die Bayern den großen (bei den Fans) wenig geliebten Rivalen in einem Europapokalduell aus. Nach 2014 und 2018 steht die Halbfinalserie mittlerweile nur noch 4:3 für Bayern.
José Mourinho dagegen konnte nie wieder ein wichtiges Europapokalspiel gegen Bayern gewinnen: 2013 Niederlage im Elfmeterschießen im Europäischen Supercup in Prag mit Chelsea. 2019 Niederlage im CL-Gruppenspiel mit Tottenham in München (1:3).
Titelbild: Jubelnde Bayern, allen voran der Elfmeterheld Schweinsteiger, vor der FCB-Kurve im Bernabeú.