Denkt man an die Europapokalsaison 2009/10 des FCB, erinnert man sich vor allem an die spektakulären Treffer von Arjen Robben in seiner Premierensaison in München. Dabei wird vergessen, dass bei Bayern damals ein anderer Spieler hauptsächlich dafür verantwortlich war, dass man bis ins Endspiel vordringen konnte: Ivica Olic, zum Saisonbeginn ablösefrei vom HSV an die Isar gewechselt.
Am 27. April 2010 mussten die Bayern zum CL-Halbfinal-Rückspiel bei Olympique Lyon antreten. Sie taten dies mit einem 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel in München, aber ohne den sich in Bestform befindlichen Franck Ribéry, der bereits in der 1. Halbzeit des Feldes verwiesen worden war.
Wahrscheinlich die meisten FCB-Fans haben jedoch vergessen, wie holprig der Weg der Bayern in das erste CL-Halbfinale seit 2001 war und dass man dieses nur durch die Tore von Olic erreichen konnte:
In einer Gruppe mit Girondins Bordeaux, Juventus Turin und Maccabi Haifa waren die Bayern nach der 0:2-Heimniederlage gegen Girondins am 4. Spieltag mit lediglich vier Punkten auf der Habenseite quasi schon ausgeschieden.
Olic´ Tor zum 1:0-Heimsieg gegen Haifa hielt die Hoffnungen aufrecht, aber auch nur deswegen, weil Bordeaux Juve gleichzeitig zuhause mit 2:0 besiegte. So konnte es am letzten Gruppenspieltag zum Endspiel um den 2. Platz zwischen Juve und Bayern in Turin kommen.
Die Bayern spielten von der 1. Minute an groß auf in Turin, trotzdem gelang Trezeguet der Führungstreffer für die Italiener (19.). Hansjörg Butt(!) glich nach einer halben Stunde per Elfmeter zum Pausenstand von 1:1 aus.
Ivicas 2:1 in der 52. Minute brachte wie entfesselt aufspielende Münchner endgültig auf die Siegesstraße (Endstand: 4:1) und ins CL-Achtelfinale.
Im Viertelfinale gegen ManUnited gut ein Vierteljahr später erzielte der sympathische Kroate nicht nur den frenetisch bejubelten 2:1-Endstand in der Nachspielzeit im Hinspiel in München, er erzielte auch den enorm wichtigen 1:3-Anschlusstreffer kurz vor der Halbzeit in Old Trafford. Arjen Robbens legendäres 2:3 sorgte letztendlich für das Weiterkommen der Bayern ins Halbfinale.
Und jenes Halbfinale war bis zur 26. Minute des Rückspiels in Lyon völlig offen, bis Ivica Olic die Bayern mit einem Schuss aus der Drehung aus der Strafraummitte mit 1:0 in Führung brachte. Olympique musste nun zum Weiterkommen drei Tore schießen. Nicht möglich an jenem Tag gegen die Bayern, vor allem nachdem die Franzosen nach knapp einer Stunde (Gelb-Rot für Cris) auch noch in Unterzahl agieren mussten. Olic per Flachschuss aus spitzem Winkel zum 0:2 und per Kopf zum 0:3 ließ am Ende nur die Bayern und ihre mitgereisten Fans jubeln.
Nach dem Spiel meinte der Matchwinner: „Ich habe nicht geglaubt, dass wir so deutlich gewinnen. Drei Tore in so einem Spiel ist überragend. Wir haben alle gemeinsam gut gespielt. Ich habe gedacht, Manchester sei das Spiel meines Lebens gewesen, aber jetzt war das Halbfinale wieder so ein großartiges Spiel.“
Leider fand Ivicas herausragende CL-Saison 2009/10 kein Happy End – im verlorenen Finale gegen Inter wurde er in der 74. Minute für Mario Gomez ausgewechselt. Ebenso wenig im Finale dahoam 2012: Er wurde in der Verlängerung für den verletzten Ribéry eingewechselt und gehörte mit seinem Fehlschuss im Elfmeterschießen zu den tragischen Helden.
Bei den Bayernfans blieb er trotzdem stets beliebt, selbst als er 2017 in den falschen Farben seine aktive Fußballkarriere mit einem Abstieg aus der 2. Bundesliga beendete.

Titelbild: 23. Mai 2010 – leider keine Triplefeier am Marienplatz, aber nach dem verlorenen CL-Finale in Madrid gegen Inter dennoch eine schöne Doublefeier auf dem Münchner Marienplatz. Ivica auf der Cabriofahrt durch die Münchner Innenstadt dorthin, mit ihm sein Landsmann Daniel Pranjic.