Legendäre FCB-Geschichte – Pokalendspiel-Revanche gegen Werder Bremen

Am 6. Mai 2000 kam es in Berlin nur knapp 11 Monate nach dem unglücklich im Elfmeterschießen verlorenen 1999er Pokalfinale für die Bayern zum „Re-Match“ gegen den damaligen Erzrivalen SV Werder Bremen. Im Endspiel von 1999 hatte Stefan Effenberg als insgesamt 10. Schütze des Elfmeterschießens beim Stand von 4:4 die Chance den FCB zum Pokalsieger zu küren, hatte aber zu hoch gezielt. Anschließend hatte Bremens Torhüter Frank Rost zum 5:4 verwandelt und den Elfmeter von Lothar Matthäus gehalten – eine besondere Genugtuung für ihn, hatte er doch nie ein Geheimnis daraus gemacht, wie wenig Sympathien er für die Münchner hegte. 2000 machten es die Bayern viel besser und besiegten Werder nach 90 Minuten, in welchen zudem ein frustrierter Rost die gelbe Karte sah, mit 3:0.

Andere Zeiten: Die Endspielgegner standen bereits seit Mitte Februar 2000 fest – die Bayern besiegten in einem Heimspiel im Olympiastadion Hansa Rostock mit 3:2 – vor sage und schreibe 10.000 Zuschauern. Undenkbar aus der heutigen Sicht einer dauerhaft ausverkauften Arena in Fröttmaning.

Ungünstiger Termin für den FCB: Das Pokalfinale wurde zwischen den beiden Champions League Halbfinalpartien gegen Real Madrid ausgetragen – eine äußerst fragwürdige Ansetzung durch den DFB. Drei Tage zuvor hatte man im Bernabeú antreten müssen (0:2), drei Tage nach dem Finale wurde Madrid zum Rückspiel erwartet (2:1).

Bei Bayern-Spielen gibt es keine neutralen Fans

Mit einem Kumpel saß ich damals in einem eher neutralen Zuschauerbereich im Berliner Olympiastadion. Die Karten hatten wir von Winnie Schäfers Co-Trainer bei Tennis Borussia bekommen. Er selbst konnte nicht gehen, weil die Zweite Liga am Endspieltag nicht wie die Bundesliga pausierte und TeBe auswärts spielte.

Die Bayern waren von Beginn an die dominante Mannschaft, ließen aber zu unserem Leidwesen bereits in der 1. Halbzeit eine Menge an besten Chancen aus. Würde sich das schon wieder rächen? Unsere Nervosität bekamen natürlich auch die neutralen (Berliner) Fans um uns herum mit und sie begannen zu sticheln. „Ich denke, die Bayern werden in dieser Saison gar keinen Titel holen!“ 😉 – dieser Satz war noch einer der harmloseren, brannte sich aber bei mir ein. Der Hintergrund: Bayern tanzte zu diesem Zeitpunkt noch auf drei Hochzeiten, war in der Bundesliga aber drei Punkte hinter Leverkusen, hatte durch das 0:2 in Madrid auch in der Champions League schlechte Karten und vergab gegen Werder im Pokalfinale Chance um Chance …

In der 2. Halbzeit machten es die Bayern aber dann viel besser: Giovane Élbers 1:0 in der 57. Minute war der Knotenlöser, Paulo Sérgios (83.) und Mehmet Scholls (90.) späte Treffer rundeten den hoch verdienten 3:0-Sieg ab.

Die Sticheleien in unserem Rücken ließen nach dem 1:0 natürlich merklich nach, stattdessen blickten wir ab dem Zeitpunkt regelmäßig mit einem breiten Grinsen nach hinten 😉 Als die Bayern zwei Wochen später abermals durch einen Sieg gegen Frank Rosts Bremen (3:1) und mit Hilfe von Unterhaching und Michael Ballack das dritte Double der Vereinsgeschichte einfuhren, musste ich noch einmal mit einem breiten Grinsen an das Szenario auf der Tribüne des Berliner Olympiastadions denken – gerade ertappe ich mich wieder, wie ich grinse …

Jener 6. Mai 2000 war ein fast hochsommerlicher Tag und die Bayernfans feierten im Stadion und später in der Stadt noch lange sehr ausgelassen und fröhlich den Triumph ihres Teams – der „tolle Scholl“ wurde besungen, das Vordringen ins CL-Finale heraufbeschworen …

Die Bremer Fans zollten der Bayernleistung Respekt und würdigten den hoch verdienten Pokalsieger. Das war in den Folgejahren bei vielen Endspielgegnern längst nicht der Fall.

Berlin war im Mai 2000 absolut eine Reise wert!


Titelbild: Choreografie der Bayernkurve vor dem Spiel.


PS: Diesen Beitrag habe ich auch in Gedenken an meinen guten Freund und Fußballkumpel Stefan geschrieben, an welchen ich sehr oft denke, wenn ich meinen Jahreskartenplatz einnehme.

Stefan, ich hoffe, du hast “dort oben” gute Fußballgespräche mit meinem Pa, der mir nie eine Chance ließ, für einen anderen Verein als den FCB zu schwärmen – und mit Gerd Müller.

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