Legendäre FCB-Geschichte: Erster Titel-Hattrick der deutschen Fußballgeschichte – und nur wenige sind dabei

11. Mai 1974 – eine total andere Fußballwelt: Die Bayern konnten am 33. Bundesligaspieltag mit einem Heimsieg über Kickers Offenbach bei einer gleichzeitigen Niederlage des direkten Verfolgers Borussia Mönchengladbach bei Fortuna Düsseldorf die dritte Deutsche Meisterschaft in Folge perfekt machen und lediglich 22.000 Zuschauer verloren sich bei regnerischem Wetter im weiten Rund des Olympiastadions. Der erste Titel-Hattrick der (bundes-)deutschen Fußballgeschichte war an jenem Nachmittag möglich und die Münchner standen zudem nur vier Tage später im ersten Landesmeistercup-Finale der Vereinsgeschichte: Atlético Madrid wartete im Brüsseler Heyselstadion.

Nachdem die Fortunen, damals eine Spitzenmannschaft, frühzeitig in Führung gegangen waren und den 1:0-Sieg über die Zeit brachten, lag es an den Bayern selbst, den „Meisterschaftssack“ zuzuschnüren. Sie machten es spannend, aber kein geringerer als Gerd Müller sorgte mit seinem 1:0 in der 75. Minute zunächst für Erleichterung und nach Spielschluss für grenzenlosen Jubel … eben leider vor viel zu wenigen Fans …

Ein paar zusätzliche Fakten:

  • Außer den Bayern selbst gibt es im deutschen Fußball erst einen Verein, dem dasselbe Kunststück, nämlich ein Titel-Hattrick, gelang. Direkt im Anschluss an die Bayern-Dominanz (1972-74) waren dies die Gladbacher (1975-77), welche an jenem Nachmittag vor 48 Jahren noch das Nachsehen hatten. Den Bayern gelang dies noch zweimal: Erneut unter Udo Lattek (1985-87) und dann unter Ottmar Hitzfeld (1999-2001). Dies war Deutscher Rekord, bis die aktuellen Bayern mit ihren zehn Meisterschaften in Folge kamen …
  • Die Meisterschaft 1973/74 war die erste Bundesligasaison, in welcher der Verein alle 17 Spiele im Olympiastadion austrug.
  • Es war sicherlich auch eine der turbulentesten Bundesligaspielzeiten: Am Ende hatte der Meister ein Torverhältnis von 95:53 und der Vizemeister von 93:52. Die Bayern spielten 5:5 auf Schalke – vor allem Gerd Müller war mit seinen vier Toren dafür verantwortlich, dass der FCB noch einen 2:5-Rückstand aufholen konnte. Dafür verloren die Bayern nach einer 3:0-Führung noch 4:7(!) in Kaiserslautern. Zum Hinrundenfinale besiegten die Bayern Gladbach zuhause mit 4:3. Es war ein Fußballfest und viele sprachen damals vom besten BL-Spiel aller Zeiten.
  • Dieser vorzeitigen Meisterschaft folgte die vielleicht aufregendste Woche der FCB-Vereinsgeschichte. Aus einem Europapokalendspiel (1:1 n.V. am 15. Mai) wurden zwei: Die Bayern gewannen nur zwei Tage später das Wiederholungsspiel mit einer Weltklasseleistung 4:0 gegen Atleti. Noch vollkommen alkoholisierte Bayern mussten nur einen halben Tag später zum BL-Finale in Gladbach antreten. Am Ende machten es die Borussen mit 5:0 sogar gnädig. Jupp Heynckes schloss dabei in der Torjägerliste mit zwei Toren zum Bomber auf und beide wurden mit jeweils 30 Toren Torschützenkönig. Noch heute frage ich mich, welche Lösung der DFB mit der Spielansetzung getroffen hätte, wäre es an jenem letzten Spieltag tatsächlich noch um die Meisterschaft gegangen.
  • Zurück zu den Offenbachern: Diese revanchierten sich ein Vierteljahr später am 1. Spieltag der Saison 1974/75 fürchterlich. Die Bayern, die mit sechs Weltmeistern antraten, amtierender Deutscher Meister und Europapokalsieger waren, waren satt und wenig motiviert und mussten eine 0:6-Klatsche (im Frankfurter Waldstadion) hinnehmen. Die Offenbacher spielten damals die beste BL-Saison ihrer Vereinsgeschichte und gewannen auch das Rückspiel in München mit 3:2 (nach 0:2-Rückstand). Damit waren jedoch die guten BL-Jahre der Kickers beendet, 1976 stieg man ab und in der bis heute letzten BL-Spielzeit 1983/84 rächten sich die Bayern ihrerseits fürchterlich: Kalle Rummenigge, der beim 0:6 seine BL-Premiere „feierte“, schoss fünf Tore beim 9:0-Heimsieg.
  • Apropos gute BL-Jahre beendet – auch die Bayern hatten nach jener am 11. Mai 1974 erzielten Meisterschaft eine sechsjährige nationale Titeldurststrecke.
  • Der Autor dieses Beitrags erinnert sich noch ziemlich gut an jenen 11. Mai 1974: Die Großfamilie war an jenem Tag bei den Großeltern eingeladen, alle saßen im Wohnzimmer. Nur ein kleiner Fußballfan fieberte in der Küche vor einem Transistorradio mit den Bayern mit – und versorgte natürlich alle anderen mit den wichtigsten Informationen. Der Hausherr war übrigens der Großvater, welcher 1932 beim ersten Meisterschaftendspiel der Bayern in Nürnberg gegen Eintracht Frankfurt im Stadion war.   

Titelbild: Jubelnde Bayernspieler, allen voran Schorsch „Katsche“ Schwarzenbeck und Uli Hoeneß, beide sollten in der darauffolgenden Woche noch zu wahren Europapokalhelden werden. Bernd Dürnberger und Conny Torstensson (wenn auch nur seine Rückseite zu sehen ist).

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