Die Bayern-Saison 2021/22 – was ist in der Rückrunde schief gelaufen? Eine Analyse.

Zehn Meisterschaften in Folge – einmalig in Europas Spitzen-Vereinsfußball. Trotzdem war am Ende niemand so richtig zufrieden – zuallererst die Fans (von den Medien getrieben), letztendlich aber auch die Spieler und das Trainerteam. FC Bayern Total versucht hier fernab von Polemik – „Sportvorstand-Versager“ – „Trainer-Lehrling“ – „Wertschätzung“ – auch mit Zahlenmaterial Erklärungen zu finden.

Starke Hinrunde – enttäuschende Rückrunde

Am Ende der Saison steht der FCB mit 77 Punkten und 97:37 Toren als souveräner Meister da. Die Meisterschaft wurde bereits am 31. Spieltag mit einem verdienten 3:1-Sieg gegen den Verfolger Borussia Dortmund eingetütet.

Vergleicht man jedoch die Bilanz in der Hinrunde mit derjenigen in der Rückrunde, bemerkt man einen starken Leistungsabfall: Sehr starke 43 Punkte – 14 Siege – 1 Unentschieden – 2 Niederlagen und sensationelle 56:16 Tore in der Hinrunde stehen 34 Punkten – 10 S – 4 U – 3 N und 41:21 Toren in der Rückrunde gegenüber.

Dabei sollte man aber auch durchaus beachten, dass in den letzten drei Bundesligaspielen, nachdem die Meisterschaft festgestanden war, lediglich zwei Pünktchen geholt wurden. Nichts Entscheidendes, aber vielleicht doch ein Indiz dafür, woran es der Mannschaft in der abgelaufenen Saison fehlte. „Ein Pferd springt nicht höher als es muss!“ In diesem Zusammenhang kommen wir zu einer noch wesentlich interessanteren Statistik …

Der FCB „kann Spitzenspiel“, nimmt aber offensichtlich die „Kleineren“ nicht ernst

Kleine Erklärung zu den Punkten: 34 / 36 bedeutet z.B., dass die Bayern 34 von 36 möglichen Punkten (aus 12 Spielen) geholt haben.

FC Bayern Total unterteilt hier die 17 Gegner des FCB in der Bundesliga zunächst in drei Gruppen: die 6 Teams vom 2. bis zum 7. Tabellenplatz (also die unmittelbaren Verfolger), die 6 Teams vom 2. bis zum 13. Platz und die 5 Teams vom 14. bis zum 18. Platz:

  • Auffallend: Die überragende Bilanz gegen die 6 unmittelbaren Verfolger, vor allem auswärts – das heißt definitiv: der FC Bayern kann Spitzenspiel – ist die Herausforderung groß, können sich die Bayern zusammenreißen.
  •  Leider genauso auffallend ist die wirklich sehr mäßige Bilanz gegen die Teams aus dem Mittelfeld, wiederum vor allem bei Auswärtsspielen.
  • Normal ist die Bilanz gegen die Tabellenschlusslichter.
  • Erweitert man das BL-Mittelfeld bis zum 15. Tabellenplatz, zeigt dies auf, dass auch die Bilanz gegen das unterste Mittelfeld, d.h. die gerade nicht Abstiegsplätze mäßig ist. Dagegen wurden alle 6 Spiele gegen die 3 Absteiger (Hertha kann sich noch über die Relegation retten) mehr oder weniger souverän gewonnen.

Zusammenfassend: Eine überragende Bilanz gegen die deutschen Spitzenteams, dagegen eine äußerst mäßige Bilanz gegen die Mannschaften darunter. Wobei die 3 Letzten der Tabelle offensichtlich so schwach waren, dass der FCB wohl selbst mit einer schwächeren Leistung erfolgreich war (gewesen wäre).

Bei Heim- und Auswärtsspielen in etwa gleich stark

Keine großen Unterschiede gibt es in der Bilanz von Heim- und Auswärtsspielen.

In beiden BL-Statistiken ist der FCB klarer Tabellenführer:

Zuhause 41 Punkte und 48:15 Tore, auswärts 36 Punkte und 49:22 Tore. Die 49 Auswärtstore bedeuten sogar einen neuen Bundesligarekord.

Die Wichtigkeit des Torhüters

Extrem unterschiedlich sind die Bilanzen, was die beiden eingesetzten Torhüter betrifft. Manuel Neuer ist in allen Bereichen extrem wichtig für das Bayernspiel.

Neuer: 28 Spiele – 87:26 Tore – 70 Punkte. Der beste Tormann der Fußballgeschichte kassierte also im Schnitt weniger als ein Gegentor und die Bayern hatten mit ihm einen Punktedurchschnitt von 2,5.

Ganz anders sieht die Bilanz mit Sven Ulreich aus: 6 Spiele – 10:11 Tore – 7 Pünktchen.

Fast zwei Gegentore im Schnitt und einen mickrigen Punktedurchschnitt von 1,17 mit „Ulle“ im Tor. Wirklich wirklich nichts gegen diesen sympathischen tadellosen Sportsmann, aber …

Ganz am Ende völlig ohne Motivation und Willen?

Ja, es ging in den letzten drei BL-Spielen tatsächlich nur noch um die goldene Ananas. Aber musste man seine Fans wirklich derart enttäuschen? Wo war das „Jetzt zeigen wir es Euch!“ nach der schroffen Kritik am Ibiza-Betriebsausflug in Richtung Medien und Fans?

Ganze 2 Punkte aus den letzten 3 Spielen. Auffällig dabei: Alle 3 zweiten Halbzeiten wurden verloren – ohne dabei ein einziges eigenes Tor geschossen zu haben!

Nicht zu vergessen: auch bei den beiden vorangegangenen Siegen in Bielefeld (3:0) und gegen Dortmund (3:1) waren die ersten Halbzeiten die besseren, die ergebnistechnisch erfolgreicheren …

„Pokalmuster“ vergleichbar mit dem in der Bundesliga

Das Strickmuster der FCB-Saison 2021/22 war in Bundesliga und Champions League nahezu identisch. Hervorragende Hinrunde, unerklärliches (wirklich?) Nachlassen in der Rückrunde.

Die CL-Gruppenphase wurde mit einer Rekordeinstellung – 6 Siege – 22:3 Tore – abgeschlossen – bei Gegnern wie Barcelona, Benfica und Kiew überragend. Salzburg wurde im Achtelfinal-Rückspiel in München mit 7:1 überfahren – die höchste Niederlage in deren Europapokal-Geschichte. Und dann kam Villarreal – zwar amtierender Europa League Sieger, aber in der CL doch eher zumindest vom Namen her ein Leichtgewicht, Mittelklasse … erkennt da jemand das (aus der Bundesliga bekannte) Muster?

Das 0:5-Debakel im DFB-Pokal: Sehr ärgerlich, aber solche gebrauchten Tage gibt es einfach im Fußball, im Sport, im Leben …  Viel Unruhe im Vorfeld (Kimmich, Hernández), ein Trainer, der Covid-positiv zuhause bleiben musste, ein an diesem Abend über sich hinauswachsender Gegner …  Der derzeit allseits so bewunderte CL-Finalist Real Madrid hat vor ein paar Wochen zuhause gegen den FC Barcelona ein 0:4-Debakel erlebt … mindestens so traumatisch wie das FCB-Pokal-Aus

Bilanzen / Statistiken als Diskussionsgrundlage

FC Bayern Total würde sich wünschen, dass dieses Zahlenmaterial als Basis für eine rein sachliche Diskussion verwendet wird.

Dazu auch noch einmal der Verweis auf zwei FC Bayern Total Beiträge der letzten Monate, in welchen Mentalität eine Rolle spielt:

17. Januar 2022: https://fcbayerntotal.com/2022/01/17/mentalitatsmonster-der-fc-bayern-kann-spitzenspiel/

Nach dem Hinspiel in Villarreal:

Titelbild:  Hoch konzentrierte Bayern beim Training Mitte März – alle professionell und gut gelaunt. Auch bezüglich der Champions League waren alle sehr optimistisch.

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

3 Kommentare zu „Die Bayern-Saison 2021/22 – was ist in der Rückrunde schief gelaufen? Eine Analyse.

  1. Ich würde hier weder die Medien noch die Mannschaft kritisieren. Warum höher springen als man muss? Insbesondere bei der Mannschaft gibt es vielleicht interne Themen betreffend Fitness und Gesundheit, die auch nicht an die Öffentlichkeit gehören.

    Wie so oft ist entscheidend, wie man mit einer Situation umgeht.

    Es ist die „Marke“ FC Bayern, die leider inzwischen Schaden genommen hat. Bei Bayern war immer das, was über Spiel und Spieler gesagt wurde, genau so wichtig wie das Spiel selbst. Sich nichts gefallen lassen und verbal auch dann noch gegenzuhalten, wenn auf dem Platz verloren wurde, das ist meiner Meinung nach das in 40, 50, 59 Jahren gewachsene „Bayern-Gen“ (und darauf waren sie alle neidisch, in Gladbach, beim HSV und bei Werder Bremen – und jetzt beim BVB und in Leipzig).

    Die jetzige Führungsriege – und damit meine ich gar nicht mal so sehr den Brazzo, sondern vor allem Olli Kahn und Herbert Heiner, ist viel zu risikoavers und letztlich auch nicht authentisch. Außer Worthülsen haben die nichts zu bieten, so dass das, was sie sagen, gleich danach vergessen ist (und zum vergessen ist).

    Der Abtritt von Hoeness und Rummenigge aus dem Management ist ein größerer Umbruch als der von Beckenbauer, Müller und Maier vom Spielfeld in den 1970ern. Damals ist der FC Bayern ein zweites Mal entstanden, mit neuen Leuten wie Hoeness, Breitner, Rummenigge und – nicht mehr ganz neu – Csernai, Latteck und Heynckes. Vielleicht mal Revue passieren lassen, was damals gut gemacht wurde und heute nicht so gut läuft.

    Mit Leuten wie Nagelsmann, Kimmich und Coman kann man was aufbauen. Nur muss das Management gleichziehen. Eberl, übernehmen Sie. Mehr fällt mir dazu nicht mehr ein.

    1. Wie passt das aber damit zusammen, dass die Bayern – vor allem in der Hinrunde, aber auch in der Rückrunde – die direkte Konkurrenz in Grund und Boden geschossen haben, gegen die „Klein(er)en“ aber häufig richtig schlecht ausgesehen haben?

      1. Genau das passt doch zu dem Bild mit dem Pferd. Das Problem ist das CL-Aus gegen den spanischen Tabellensiebten. Gut, sowas kann passieren, ist früher schon passiert (siehe das Aus 2011 gegen Inter, die dann noch nicht mal gegen S04 weitergekommen sind) und wird weiter passieren. Aber früher hat sich der FC Bayern ist solchen Situatonen nicht hinter powerpoint-Präsentationen verschanzt, sondern weiter Schlagzeilen produziert. Und jetzt? Jetzt scheidet man aus und blamiert sich dann gleich beim nächsten Thema. So schafft es man es noch nicht mal, die causa Lewandowski GERÄUSCHLOS zu erledigen, sondern man lässt sich am Nasenring auf die Titelseite der BILD ziehen..

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