CL-Finale ohne Ribéry: Das verpasste erste Triple der Vereinsgeschichte!

Als die Bayern am 22. Mai 2010 im Estadio Santiago Bernabeú in Madrid im Champions League Finale gegen Inter Mailand antraten, hatten sie die Chance, zum ersten Mal in der FCB-Geschichte mit einem einzigen Sieg das heißbegehrte Triple zu holen. Mourinhos Inter hatte nach dem italienischen Double dieselbe Chance – und nutzte sie leider.

Bayerns Comeback in Europa

Nach dem Finalsieg 2001 gegen den FC Valencia im Elfmeterschießen war dies nach neun ewig langen Jahren – in der Champions League war man in diesem Zeitraum nie über das Viertelfinale hinausgekommen – endlich wieder die Chance auf einen großen europäischen Triumph. Nach dem holprigen Saisonstart unter dem neuen Trainer Louis van Gaal war dies durchaus eine sehr positive Überraschung, besonders nachdem man in der CL-Gruppenphase bereits nach vier Spieltagen vor dem Aus gestanden war. Die Bayern bewiesen in der Saison 2009/10 – speziell international – große Comeback-Qualitäten: In Turin beim 4:1 gegen Juventus, aber auch in Florenz (Achtelfinale) und Manchester (Viertelfinale).

Souveräne Qualifikation im Semifinale mit schlechten Vorzeichen für das Endspiel

Choreografie vor dem CL-HF-Hinspiel gegen Lyon.

In den beiden CL-Halbfinalspielen gegen Olympique Lyon brauchten die Bayern diese Comeback-Qualitäten weniger. Allerdings mussten sie sich im Hinspiel in München kurz schütteln, als Franck Ribéry, der zu dem Zeitpunkt in absoluter Topform aufspielte, bereits in der 1. Halbzeit bei einer Angriffsaktion des Feldes verwiesen wurde. Eine sehr harte Entscheidung des italienischen Schiedsrichters Roberto Rosetti.

Viele der Stadionzuschauer sahen damals im ersten Moment nicht einmal ein Foul, Ribéry war der Ball führende Spieler und es ging alles extrem schnell. Aber auch nachdem er die Spielszene zum  hundertsten in Zeitlupe gesehen hatte, ist der Autor dieses Beitrags der Meinung, dass der Platzverweis viel zu hart war.

Der eigentliche Skandal folgte aber noch: Die UEFA verurteilte Ribéry zu insgesamt DREI(!) Spielen Sperre. So verpasste er damals das Finale und wäre auch in einem Supercup-Finale gesperrt gewesen.

Auf den Ausgang des Halbfinales hatte diese Schiedsrichterentscheidung und das brutale UEFA-Urteil keine Auswirkung. Die Bayern siegten in der heimischen Arena mit 1:0 (Arjen Robben) und in Lyon sogar mit 3:0 (dreifacher Torschütze Ivica Olic, der das Spiele seines Lebens machte).

Nach der Qualifikation für das CL-Finale in Madrid setzten sich die Bayern in einem engen Meisterschaftsrennen gegen Schalke durch und eine Woche vor der Partie gegen Inter wurde Werder Bremen, damals immerhin Dritter in der Bundesliga, in einem einseitigen Pokalfinale mit 4:0 gedemütigt. Franck Ribéry war der überragende Mann auf dem Platz.

Zweckoptimismus vor dem CL-Finale

Trotz des bereits erreichten – vor der Saison nicht unbedingt erwarteten – Doubles und der souveränen Art und Weise, wie dieses im Saisonendspurt erzielt wurde, war das Fehlen des Weltklassespielers Franck Ribéry bei den Bayernfans, wahrscheinlich aber auch innerhalb des Vereins und der Mannschaft das Hauptthema vor dem Finale. Hamit Altintop hatte ihn zwar im Rückspiel in Lyon sehr gut vertreten, aber nur ganz wenige Spieler der Fußballwelt hätten Franck damals einigermaßen adäquat ersetzen können. Mit Verweis auf das überragende Pokalfinale – allerdings eben mit Froonck – machte sich in München dennoch so etwas wie Zweckoptimismus breit.

0:2- Finalniederlage – zwei Kontertore durch Diego Milito

Leider konnte Hamit den bayerischen Fußballkönig Ribéry im Finale nicht ansatzweise ersetzen.

Oft wurde von jenem Finale 2010 behauptet, dass es die einzige klare und wirklich verdiente Europapokal-Finalniederlage der Bayern war – dagegen waren die Pleiten 1982, 1987, 1999 und 2012 alle unverdient und höchst unglücklich. Das kann man so sehen.

Aber selbst wenn man die wirklich unglücklichen Vorzeichen mit der Sperre von Ribéry außen vor lässt: Chancenlos war Bayern in jenem Finale keineswegs.

Die Münchner waren bis zum Führungstreffer des Argentiniers Milito in der 34. Minute die feldüberlegene Mannschaft und hätten früh einen glasklaren Handelfmeter bekommen müssen. Der VAR hätte heute diesen unglaublichen Lapsus von Howard Webb ganz sicher korrigiert, zumal Thomas Müller in derselben Szene auch noch zusätzlich elfmeterwürdig gefoult wurde.

Müller war es auch, der kurz nach der Halbzeitpause eine Riesenchance zum 1:1 vergab, als er völlig frei vor Julio César an diesem scheiterte.

War Militos 1:0 noch in der Folge eines weiten Befreiungsschlages des brasilianischen Nationalkeepers von Inter gefallen, ließen sich die Bayern beim vorentscheidenden Konter zum 2:0 bereits im Mittelfeld übertölpeln. Bei beiden Gegentreffern wirkte die Münchner Innenverteidigung sehr behäbig und hölzern – beim 0:1 Martin Demichelis, beim 0:2 Daniel van Buyten.

So wurde ein insgesamt – auch hinsichtlich der Torchancen – ausgeglichenes Spiel mit 0:2 verloren.

Beeindruckend aus Bayern-Fansicht: Lucio, der vor der Saison nach sechs FCB-Jahren vom neuen Trainer van Gaal nach Mailiand zu Inter abgeschoben worden war, ging nach dem Spiel zur Bayernkurve und zeigte seine Sympathien für seine alte offensichtlich noch nicht erloschene Liebe – eine schöne, eine großartige Geste.

Positiv: Nach neun Jahren Abstinenz im absoluten europäischen Spitzenfußball war den Bayern 2009/10 insgesamt ein glänzendes Comeback gelungen. Noch bessere Jahre sollten folgen …

Tags darauf wurden die Bayern in München während einer Cabrio-Fahrt bei sonnigem Wetter und auf dem Marienplatz frenetisch gefeiert. Die gesamte Münchner Innenstadt war brechend voll von Bayernfans.


Titelbild: Choreografie der Bayernkurve in Madrid

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

2 Kommentare zu „CL-Finale ohne Ribéry: Das verpasste erste Triple der Vereinsgeschichte!

  1. Ja das stimmt – mit einem fitten und nicht gesperrten Ribéry hätte es vlt schon 2010 unter Louis van Gaal fürs Triple reichen können. Van Gaal hatte meiner Meinung nach noch vor Guardiola die entscheidendsten Weichen gestellt, warum der FCB jetzt seit knapp 12 Jahren in Europa um Titel mitspielt.
    PS: Leider gibts die Cabriofahrt nicht mehr 🙁 hoffentlich wird die wieder eingeführt. Viel persönlicher als die aktuelle Variante

    1. Cabriofahrt: 2013 hat es leider brutal geschüttet und 2020 … naja, Corona …

      Schaun ma mal … aber jetzt müssen zuerst wieder die sportlichen Weichen dafür gestellt werden.

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