Nachdem die Transferpolitik des FC Bayern, vor allem des Sportvorstands Hasan Salihamidzic, in den vergangenen Jahren zum Teil heftig kritisiert worden ist, wird diese in diesem Transfer-Sommer fast ausschließlich gelobt. Nicht zuletzt Salihamidzic gilt als großer Gewinner und Macher hinter den Verpflichtungen von Matthijs de Ligt, Sadio Mané, Ryan Gravenberch & Co.. Julian Nagelsmann erklärt in einem FAZ-Interview, dass hinter dem Erfolgsrezept der Münchner aber ein klares System steht, welches auf einer hervorragenden Teamarbeit basiert.
Transfers – Ergebnis von Teamarbeit
Laut Nagelsmann sind bei der Verpflichtung eines neuen Spielers Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic, der Technische Direktor Marco Neppe und er selbst aktiv beteiligt. Die Teamarbeit beginnt bereits bei der Frage, welcher Spieler zum FC Bayern passt: „Wir besprechen uns zunächst intern und wählen die Spieler zusammen aus. Wenn es mit einem dann in die heiße Phase geht, gibt es ein Meeting mit Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic, Marco Neppe und mir.“
Interessant ist zudem: Der FCB-Coach hat kein Vetorecht bei Transfers: „Ich bin der Überzeugung, dass der Klub das letzte Wort haben sollte. Weil die Halbwertzeit eines Spielers in der Regel länger ist als die eines Trainers. Vor allem wenn es um junge Spieler geht. Dann darf der Verein sagen: Wir holen diesen Spieler, und du arbeitest mit ihm.“
Bei älteren Spielern, würden aber „Oliver oder Hasan nie einen Spieler holen, den der Trainer nicht will“.
Brazzo: „Nagelsmann sitzt immer mit am Tisch“
Auch der FCB-Sportvorstand betonte zuletzt bei Sky90, wie wichtig die Teamarbeit bei Transfers ist: „Wir arbeiten zusammen und unterhalten uns. Wir stimmen uns gut ab und das ist mir wichtig. Jeder von uns kann auch ansprechen, was ihm nicht gefällt und keiner ist beleidigt.“
Brazzo betont aber ausdrücklich, dass der Trainer natürlich besonders gefragt ist: „Nagelsmann sitzt immer mit am Tisch. Er sagt, was ihm gefällt und was nicht. So entscheiden wir auch. Entweder wir überzeugen ihn oder er überzeugt uns. Das klappt ganz gut. Er war auch immer mit den Jungs bei den Gesprächen dabei. Deshalb ist es auch seine Mannschaft, aber wir machen das für den Verein und auch die Fans.“
Nachdem es in den letzten Jahren, vor allem beim offensichtlichen Zwist zwischen Brazzo und dem bei den Fans unglaublich beliebten Sextupel-Trainer Hansi Flick, immer wieder Verwunderung und Ärger über die scheinbare Transferhandhabung beim FC Bayern gegeben hat, kann man dem Verein zu dieser aktuellen Teamarbeit nur gratulieren. Diese beruht ganz offensichtlich auf großem Vertrauen und einer großen gegenseitigen Wertschätzung wie auch Respekt. Ob dies grundsätzlich schon immer so getätigt wurde oder ob der Verein in dieser Hinsicht aus Fehlern gelernt hat, ist nicht mehr wichtig. Nicht nachkarten, nach vorne schauen.