Campus-Strategie bleibt: Individuelle Entwicklung vor Mannschaftserfolg

Auch nach der letzten doch sehr mäßigen Saison im Nachwuchsbereich bleibt das erklärte Ziel auf dem FCB-Campus:  „Spieler für den Profifußball ausbilden.” In einem Interview auf der Homepage des FC Bayern betont dies der Sportliche Campusleiter Holger Seitz immer wieder.

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Seitz auf die Frage, mit welchen Erwartungen die U17 und die U19 am kommenden Wochenende in die neuen Junioren-Bundesliga-Spielzeiten starten:

„Um diese Frage richtig beantworten zu können, möchte ich zunächst noch mal auf einen Prozess eingehen, den wir in den vergangenen Jahren angeschoben haben. Wir möchten unsere Toptalente früh nach oben schieben, sprich sie im Liga-Alltag auch mal gegen Ältere spielen lassen, um sie vor größere Herausforderungen zu stellen. Und wir wollen unsere U19 zukünftig eher als U18 auflaufen lassen und den älteren Jahrgang größtenteils schon in unseren Kader der Amateure stecken, um diese Spieler früher an den Männerfußball heranzuführen. Das hat letzte Saison auch dazu geführt, dass unsere A-Junioren in der Bundesliga tabellarisch nicht im oberen Bereich gelandet sind. Platz neun war unter anderem dem Fakt geschuldet, dass Trainer Danny Galm regelmäßig nur einen Bruchteil der Spieler aus unserem sehr starken 2003er-Jahrgang zur Verfügung hatte und dafür eine Reihe von jüngeren Spielern aus der U17 eingesetzt hat.”

Die U19 ist auch in dieser Saison eher eine U18:

„… Aktuell gehören nur noch vier Talente aus dem älteren 2004er Jahrgang zum Kader der A-Junioren. Justin Janitzek, Yusuf Kabadayi, Eyüp Aydin und Lucas Copado – alle noch spielberechtigt in der U19 – waren teilweise letzte Saison schon Stammspieler bei den Amateuren. Wir wollen noch mehr auf die individuelle Entwicklung unserer Spieler schauen und werden dabei keine Rücksicht auf die Tabelle nehmen – wobei natürlich eins auch klar ist: Als eine Mannschaft des FC Bayern willst du jedes Spiel gewinnen, egal in welcher Altersstufe. Wir wollen ja auch Gewinner ausbilden! Dennoch sind wir absolut davon überzeugt, dass wir mit dieser Ausbildungsphilosophie den größten Erfolg bei unserem sportlichen Hauptziel am Campus haben: Spieler für den Profifußball auszubilden.”

Aktuell gehören sechs Spieler dem Profikader an, die größtenteils oder teilweise am Campus ausgebildet wurden. Insgesamt zehn Spieler, die in der Saison 2021/22 für die Bayern Amateure aufliefen, sind in den Profifußball gewechselt oder wurden ausgeliehen. Ist das ein nachhaltigerer Erfolg als eine Deutsche Meisterschaft mit der U17 oder U19?


Ja, davon sind wir alle beim FC Bayern überzeugt. Was bringt ein Titel im Nachwuchsfußball, wenn die individuelle Entwicklung auf Kosten von Spielergebnissen hintenangestellt wird und es deswegen kein Spieler aus dieser Mannschaft später in den Profifußball schafft? Wir wollen Spieler am Leistungslimit und sehen Fehler als wichtigen Teil der Entwicklung. Selbstverständlich erringe ich auch im Nachwuchs eine deutsche Meisterschaft nur mit vielen guten Spielern in der Mannschaft. Wir werden im Einzelfall aber trotzdem dazu tendieren, ein Talent nach oben zu schieben oder auszuleihen, wenn wir davon überzeugt sind, dass dieser Schritt für seine Entwicklung zielführender ist. Es bestätigt unsere Arbeit, dass in der jüngeren Vergangenheit einige Campus-Talente bei unserer Profimannschaft Fuß gefasst haben. Darüber hinaus entwickeln sich einige Spieler prächtig bei ihren Leihstationen, wie beispielsweise Malik Tillman, der kürzlich die Glasgow Rangers mit seinem entscheidenden Tor in die Playoffs der UEFA Champions League geschossen hat.”

Für die Campus-Zuschauer bedeutet diese Strategie natürlich auch, dass man sich nach wie vor darauf einstellen muss, dass die Nachwuchskicker des FCB immer wieder einmal gegen die Vertretungen von Zweit- oder gar Drittligisten verlieren können und auch werden. Für diese bedeutet dies regelmäßig das „Spiel des Jahres“ und Erfolge auf dem FCB-Campus werden dann nicht selten mit einer größeren Anzahl an mitgereisten Fans frenetisch gefeiert. Dass diese Erfolge dann hauptsächlich der FCB-Nachwuchsstrategie geschuldet sind, ist den Auswärtsteams natürlich egal – und für die Bayernfans werden die Besuche weiterhin häufig kein großes Vergnügen sein, vor allem für die erfolgsverwöhnten … 😉


Titelbild: Finale um die Deutsche U17-Meisterschaft 2018 auf dem Campus. Der robustere BVB besiegt die technisch versierteren Bayern mit 3:2. Beim BVB damals dabei: Moukoko, bei Bayern Joshua Zirkzee.

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

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