Bayern gegen Freiburg – Bundesligapremiere, „Angstgegner“, Tonnentritt, Golfballattacke, Wechselchaos

Tabellendritter gegen Tabellenzweiter, beide Teams im Europapokal mit der maximalen Punktausbeute bereits für das Achtelfinale qualifiziert – wie in der vergangenen Saison ist das Spiel FC Bayern gegen den SC Freiburg am morgigen Sonntagabend tatsächlich wieder ein absolutes Bundesliga-Spitzenspiel. Hierzu ein Rückblick auf turbulente drei Jahrzehnte Fußballgeschichte zwischen den beiden Vereinen.

Wenn man sich die Bilanz der gesamten Spiele zwischen den beiden Vereinen seit dem ersten Bundesligaaufstieg der Freiburger im Jahr 1993 anschaut, dann kann man sich heute kaum vorstellen, dass der SC Freiburg in den ersten gemeinsamen Bundesligajahren sogar als „Angstgegner“ für den FC Bayern galt: Von den 45 Pflichtspielen (44 BL, 1 Pokal) seit August 1993 gewann der FCB 32, neunmal spielte man unentschieden und nur viermal siegte der SCF. Gesamt-Torverhältnis: 107:37 für Bayern.

Noch bitterer sieht es für die Breisgauer hinsichtlich ihrer Gastauftritte aus. Von 22 Partien (alle in der BL) gewann der FCB 19, dreimal spielte man unentschieden – Torverhältnis: 59:13!

Beim allerersten Bundesligaspiel seiner Historie musste der SC Freiburg am 7. August 1993 im Olympiastadion beim FC Bayern antreten. 58.000 Zuschauer erlebten einen 3:1-Sieg des FCB, bei dem Adolfo „El Tren“ Valencia mit zwei Toren einen glänzenden Einstand gab. Dagegen verloren die Bayern, die am Saisonende zum 13. Mal als Meister feststanden, zum Rückrundenauftakt (bereits am 27. November 1993!) ebenfalls mit 1:3 beim Aufsteiger. Ein gewisser Uwe Wassmer gilt seitdem in Freiburg als „Fußballheld“: Mit seinen drei Toren „erschoss“ er die Bayern damals im Alleingang.

Noch schlimmer erging es den Bayern am 2. Spieltag der Saison 1994/95: Der amtierende Deutsche Meister ging im Dreisamstadion mit 1:5 unter. Oliver Kahn hatte sich sein erstes Bundesliga-Auswärtsspiel mit dem FCB sicher ganz anders vorgestellt und kurz vor Spielende wurde der ebenfalls im Sommer 1994 verpflichtete ehemalige Weltklassestürmer Jean-Pierre Papin zu allem Überfluss auch noch mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Der SC Freiburg beendete damals die beste Saison seiner Vereinsgeschichte als sensationeller Tabellendritter – mit 46:22 Punkten lag man in der Abschlusstabelle lediglich drei Punkte hinter dem Meister Borussia Dortmund. Wiederum drei Punkte in der Tabelle hinter Freiburg fand sich der FCB zum Saisonfinale als Tabellen-Sechster wieder. Damit qualifizierten sich die Bayern nur knapp für die internationalen Plätze – aber wer ahnte am Ende der Saison 1994/95, dass dieser sechste Platz die Voraussetzung für den grandiosen UEFA-Pokalsieg in der Folgesaison bedeuten würde?

Auch sein drittes Auswärtsspiel in Freiburg verlor der FC Bayern – dieses Mal wieder mit 1:3 (9. März 1996). Und selbst als der FC Bayern in der Saison 1996/97 nach zweijähriger Abstinenz wieder Deutscher Meister wurde und Freiburg am Ende der Saison als Tabellen-Vorletzter zum ersten Mal in seiner Historie aus der Bundesliga abstieg, konnten die Münchner nicht in Freiburg gewinnen: 0:0 hieß es in der Hinrunde in Freiburg und überraschenderweise gelang dem späteren Meister FC Bayern auch im Rückspiel kein Sieg. Diese Partie am 10. Mai 1997 ist vielen aber aus einem anderen Grund in Erinnerung geblieben. Als Bayern-Coach Giovanni Trapattoni in der 80. Minute seinen Starstürmer Jürgen Klinsmann gegen einen gewissen Carsten Lakies auswechselte, kam es zum berühmten Tritt in die Werbetonne des Sponsorenpartners Sanyo. https://www.welt.de/sport/fussball/article112428299/Der-beruehmteste-Tritt-von-Juergen-Klinsmann.html

Nach vier Jahren Bundesliga stieg der SC Freiburg im Frühjahr 1997 also zum ersten Mal aus dem Fußballoberhaus ab, schaffte aber etwas Erstaunliches: Er tut dies mit einer positiven Bilanz gegen den FCB, welcher in diesem Zeitraum zwar keine seiner Glanzzeiten erlebte, aber immerhin zweimal Deutscher Meister und einmal UEFA-Pokalsieger wurde: 3 Siege / 3 Unentschieden / 2 Niederlagen bei 14:10 Toren lautete die damalige Bilanz aus Freiburger Sicht.

Nach einem Jahr Bundesliga-Abwesenheit stiegen die Freiburger sofort wieder auf und erleiden am 12. September 1998 etwas, was in den Folgejahren „Normalität“ sein wird: Sie verlieren zum ersten Mal zu Hause gegen die Bayern, damals mit 0:2 durch Tore von Giovane Élber und Thomas Strunz.

Anderthalb Jahre später, am 12. April 2000, passierte etwas im Dreisamstadion, was man bis dahin den Freiburger Fans nicht ansatzweise zugetraut hätte: Aus Wut über den späten Siegtreffer der Bayern – Mehmet Scholl per Foulelfmeter in der 87. Minute – drehte ein damals 16-jähriger Schüler in der Fankurve durch und warf einen Golfball auf das Spielfeld, welcher Oliver Kahn an der Schläfe traf. Der Titan lag am Boden, tobte kurze Zeit später, holte – blutüberströmt aber geistesgegenwärtig – noch den von einem Freiburger Ordner schnell versteckten Golfball als „Beweisstück“, ließ sich behandeln. Die Bayern gewannen das Spiel mit 2:1, obwohl sie über 75 Minuten in Unterzahl spielen mussten (Rot gegen Sammy Kuffour).

Hier nachzulesen:

http://www.spiegel.de/sport/fussball/golfball-attentat-schueler-war-der-taeter-a-72946.html

http://www.spiegel.de/sport/fussball/kahn-attacke-golfballwerfer-muss-30-stunden-gutes-tun-a-87366.html

Über 19 Jahre nach dem dritten Heimsieg in Serie (am 9. März 1996) erzielen die Freiburger ihren insgesamt vierten Pflichtspielsieg gegen Bayern: Am 16. Mai 2015 erzielte dabei der ehemalige Bayernspieler Nils Petersen in der 89. Minute das 2:1 gegen die nach dem Champions League Halbfinal-Aus gegen Barcelona indisponierten Bayern von Pep Guardiola. Dies schien damals am 33. Spieltag die Rettung für den SC Freiburg – ein Trugschluss: Aufgrund einer Vielzahl an „unglücklichen Ergebnissen“ am letzten Spieltag der Saison 2014/15 musste der SC Freiburg doch noch in die 2. Liga absteigen.

Seitdem ist der deutsche Rekordmeister in zwölf Bundesliga-Spielen gegen den SCF unbesiegt (neun Siege, drei Remis). Das erwähnte 1:2 in Freiburg im Mai 2015 war die einzige Niederlage der Bayern gegen Freiburg in den jüngsten 38 Bundesliga-Duellen (29 Siege, acht Remis). 

In der vergangenen Saison gewannen die Bayern beide Spiele – mit Erinnerungswert. Das 2:1 in München am 6. November 2021 war das erste Bayern-Heimspiel in einem vollen Stadion (75000 in der Allianz Arena; Titelbild) nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 und blieb dies auch für fünf Monate.

Das 4:1 im Rückspiel in Freiburg bleibt wegen des Wechselchaos in negativer Erinnerung. Unkonzentrierte nicht fokussierte Bayern verloren anschließend in Villarreal, schieden aus der Champions League aus und trotz der 10. Deutschen Meisterschaft in Folge verabschiedete man sich mit einem unzufriedenen Gefühl aus der Saison.

Zum morgigen Spiel:

Mit einem Sieg überholen die Bayern die Freiburger und rutschen auf Platz 2 der Tabelle vor.

Um 9:30 Uhr am heutigen Vormittag gibt es die PK mit Julian Nagelsmann zum Spiel. Die Bayernfans dürften vor allem mit Spannung, aber auch einem gewissen Bangen darauf warten, welche der zuletzt zahlreichen Ausfälle morgen einsatzbereit sind.

Lucas Hernández (begann in dieser Woche mit dem Lauftraining) und der gelb-rot-gesperrte Kingsley Coman fehlen definitiv. Bei Manuel Neuer scheint es auch nicht allzu gut auszusehen.

Was ist mit Jamal Musiala (zuletzt Covid-positiv), Serge Gnabry und Matthijs de Ligt (verletzt) und Alphonso Davies (Schädelprellung)?

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

3 Kommentare zu „Bayern gegen Freiburg – Bundesligapremiere, „Angstgegner“, Tonnentritt, Golfballattacke, Wechselchaos

  1. Ich bin vorsichtiger als Sabine. In Pilsen haben wir eine sehr gute Halbzeit gespielt, auch weil uns der Gegner es erlaubt hat. Dass Freiburg so schlecht wie die Tschechen spielen wird, glaube ich nicht. Daher tippe ich auf ein knapperes Ergebnis (2:1). Wichtig ist, dass wir gewinnen. Es ist ein Muss, (auch) weil ich dabei sein werde 😉

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