Die sehr komplizierte Torwartsituation beim FC Bayern

Kommentar von Petersgradmesser

Manuel Neuers Idee, den Kopf nach der unglücklich verlaufenen Katar-WM auf vereister und schneearmer Piste freizubekommen, ist gründlich schief gelaufen: Ein offensichtlich komplizierter Unterschenkelbruch hat ihm sehr frühzeitig das Saisonende beschert und seinem Verein großes Kopfzerbrechen. Gerade nach der grandiosen Serie von Nagelsmanns Truppe vor der WM waren die Ambitionen des FCB – trotz des wenig glücklichen Loses mit PSG für das CL-Achtelfinale – sehr groß. Dafür muss man aber auch auf der Torwartposition absolut erstklassig besetzt sein. Und bei aller Sympathie für Sven „Ulle“ Ulreich – mit Blick zum Beispiel nach Paris oder zu ManCity ist dort die Reservistenrolle auf dieser Position schon wesentlich besser besetzt. Und jetzt mit dieser „Nr. 2“ und einem 19-Jährigen (Johannes Schenk) in die alles entscheidende Saisonphase gehen? Absolut fahrlässig, wenn man größere Ambitionen hat – und der FCB hat sie.

Die Aktivitäten der Vereinsverantwortlichen deuten bereits eindeutig darauf hin, dass man in der Wintertransferperiode auf der Torwartposition nachlegen muss und will.

Option Nr. 1 ist natürlich Alexander Nübel. Der mittlerweile 26-Jährige wurde im Sommer 2020 ablösefrei von Schalke geholt und sollte als Neuers Nachfolger aufgebaut werden. In seiner Debütsaison 2020/21 hatte Nübel jedoch keine Chance, am viermaligen Welttorhüter vorbeizukommen – jeweils ein Bundesliga- und ein Champions League Spiel konnten ihn nicht zufrieden stellen.

Deswegen ließ sich Nübel im Sommer 2021 für zwei Jahre nach Monaco ausleihen und „Ulle“ kam nach der verpatzten Aufstiegsmission in Hamburg zurück nach München. Neuers Pech – Ulles Glück: Aufgrund von Verletzungen der Nr. 1 kam Sven Ulreich zu wesentlich mehr Einsätzen als Nübel im Jahr zuvor. Vielleicht hätte Alexander Nübel auch nur ein bisschen mehr Geduld haben müssen …

Im Vergleich zu Ulreich ist Nübel sicherlich der wesentlich bessere Fußballspieler, extrem wichtig auf dieser Position beim FCB. Manuel Neuer hat da – weltweit – Maßstäbe gesetzt. Die Bayernfeldspieler sind es gewohnt, ihren Keeper auch in schwierigen Situationen anzuspielen. Nicht Svens Kernkompetenz und Lieblingsdisziplin.

Kommt Nübel jetzt im Winter, muss man ihm im Falle einer Rückkehr des bisherigen „Alpha-Keepers“ Neuer einen fairen Wettkampf um die Position im FCB-Tor zusagen. Keine klare Nr. 1 mehr. Manuel Neuer muss das auch akzeptieren, genauso wie es der Verein jetzt zähneknirschend hinnehmen muss, dass seine klare Nr. 1 aufgrund eines unprofessionellen Verhaltens im Privatleben für sehr lange Zeit ausfällt. Ob eine Rückkehr auf dem alten Niveau möglich ist, ist nicht einmal gewiss.

Die Bayern müssen Nübel überzeugen, natürlich selbst von dessen Klasse überzeugt sein und sicher auch für den eigenen Torwart (Vertrag in München bis 2025) an den Leihverein im Fürstentum eine Kompensationszahlung leisten. Letzteres ist zwar bitter, aber nachvollziehbar, weil Nübel in Monaco aktuell die klare Nr. 1 ist.

Klappt es aus irgendwelchen Gründen nicht mit Nübel, muss man sich nach einem anderen Klassemann umschauen. Alle Wege scheinen dabei aktuell nach Zagreb zu Kroatiens WM-Helden Dominik Livakovic zu führen. Für das entsprechende Kleingeld würde der kroatische Serienmeister Dinamo aber sicherlich schwach werden und Dominik ziehen lassen.

Abgesehen davon, dass – zumindest FC Bayern Total – bei all seinen gehaltenen Elfmetern und Klasseparaden die fußballerischen Fähigkeiten des Kroaten nicht bekannt sind, würde seine Verpflichtung alles noch komplizierter gestalten, wie übrigens bei jedem anderen fest zu verpflichtenden Torwart mit entsprechender Klasse auch. Einen geeigneten Torwart für eine Halbjahres-Leihe zu verpflichten, erscheint dagegen nicht realistisch.

Überzeugt Livakovic, kommt Nübel sicherlich nie mehr nach München zurück, es sei denn, Neuer verkündet im Sommer sein Karriereende, was wiederum auch nicht realistisch erscheint. Wer kannte Livakovic vor der WM? Ist er gar ein „One-Hit-Wunder“, d.h. tanzt er wirklich so richtig nur auf dieser einen WM? Nicht einmal in Kroatien ist er mit bislang 39 Länderspielen eine Torhüterinstitution. In knapp einem Monat wird er 28 Jahre.

Die Situation ist vertrackt, persönlich hoffe ich, dass Nübel kommt. Dann zeigt er bestenfalls, dass er die immer vom Verein angedachte Zukunftsoption ist – und sollte Neuer zur neuen Saison tatsächlich zurück kommen können, wird es ein Generationenduell um die Position im FCB-Tor geben. Zuletzt gab es so etwas 2009 zwischen Michael Rensing und Jörg Butt und natürlich Mitte der 1980er Jahre das legendäre Duell zwischen Jean-Marie Paff und Raimond Aumann.

Update 15.12.2022:

Wenig überraschend ist Alexander Nübel tatsächlich die von den FCB-Bossen bevorzugte Option. Es haben bereits Gespräche mit AS Monaco und seinem Berater Stefan Backs stattgefunden. Letzterer benützt aktuell etwas die Medien, um seinen Klienten in eine bessere Position zu bringen. Backs scheint aufs Ganze zu gehen mit Sätzen wie „Neuer und Nübel funktioniert nicht„. Man kann da sehr viel Taktik heraushören. Zudem scheint Monaco eine Entschädigungssumme von 2 Millionen EURO für den vorzeitigen Abgang des Stammtorhüters abzurufen – anständig. verständlich.

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

3 Kommentare zu „Die sehr komplizierte Torwartsituation beim FC Bayern

  1. Update 15.12.2022:

    Wenig überraschend ist Alexander Nübel tatsächlich die von den FCB-Bossen bevorzugte Option. Es haben bereits Gespräche mit AS Monaco und seinem Berater Stefan Backs stattgefunden. Letzterer benützt aktuell etwas die Medien, um seinen Klienten in eine bessere Position zu bringen. Backs scheint aufs Ganze zu gehen mit Sätzen wie „Neuer und Nübel funktioniert nicht“. Man kann da sehr viel Taktik heraushören. Zudem scheint Monaco eine Entschädigungssumme von 2 Millionen EURO für den vorzeitigen Abgang des Stammtorhüters abzurufen – anständig. verständlich.

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