Die WM 2022 in Katar ist voller Überraschungen und Sensationen. Wer hätte schon mit einem Halbfinalisten Marokko gerechnet? Natürlich außer den Marokkanern selbst. So ist das Ranking der Fußballvereine mit den meisten WM-Halbfinalspielern durchaus auch ein erstaunliches. Der FC Bayern spielt nach dem Vorrundenausscheiden der Deutschen mit sieben Bayernspielern dabei trotzdem noch eine überraschend (sehr) gute Rolle.
104 (4 x 26) Spieler stehen insgesamt im Halbfinale. Es gibt zwei Vereine mit sechs WM-Halbfinalspielern, einen mit fünf, einen mit vier und fünf mit drei. 36 HF-Spieler verteilt auf die Top 9, die anderen 68 auf viele unterschiedliche Vereine, darunter aus der Bundesliga Eintracht Frankfurt mit zwei, Leverkusen, Gladbach, Stuttgart und Leipzig mit je einem Spieler. Diese gewaltige Streuung kommt deshalb zustande, weil die Spieler der vier WM-Halbfinalisten mit überwältigender Mehrheit im Ausland spielen. Im Kader Argentiniens steht zum Beispiel mit Franco Armani (River Plate) nur ein einziger Spieler aus der heimischen Liga. Er ist bei der WM einer der beiden Ersatztorhüter der Gauchos.
Auch bei den drei anderen Halbfinalisten sieht es nicht viel anders aus: Beim französischen Serienmeister PSG spielt mit Kylian Mbappé nur ein einziger Spieler für L´Equipe Tricolore. Bei den Kroaten sind es immerhin vier, die für den Meister Dinamo Zagreb spielen, bei Marokko sind drei Spieler von Wydad Casablanca dabei. Von diesen sieben Spielern stand aber auch nur jeweils einer in der Viertelfinal-Startelf, bei Kroatien der nach Neuers Verletzung angeblich für die Bayern interessante Dominik Livakovic.
Während der bayerische Champions League Achtelfinal-Gegner aus Paris nur Mbappé für das eigene Land abstellt, sind es vier Spieler von den Münchnern, die in Katar für Frankreich spielen (bzw. spielten – siehe die tragische Verletzung von Lucas Hernández). Und dies ist auch der Hauptgrund, dass der FCB gemeinsam mit Atlético Madrid an der Tabellenspitze steht:

Acht der neun Vereine sind Champions League-Teilnehmer – alle außer Wydad AC. Während sich jedoch die Bayern, PSG, Real Madrid und Tottenham mehr oder weniger souverän für das Achtelfinale qualifiziert haben, sind Atlético, Sevilla, Zagreb – alle drei in den Top 4 des Rankings – und Juve kläglich in der Gruppenphase gescheitert. Der Lokalrivale von Real Madrid ist ebenso wie Dinamo ganz aus dem Europapokal ausgeschieden. Der italienische Rekordmeister aus Turin hat sich mit kümmerlichen drei Punkten (Sieg gegen Maccabi Haifa) aus sechs Spielen für die Europa League qualifiziert, ebenso wie der FC Sevilla, welcher aktuell in La Liga sogar auf einem Abstiegsplatz steht.
Fest steht vor dem Halbfinale übrigens schon, dass mindestens ein Spieler von Bayern, Atlético, PSG und Tottenham in einem Team ist, welches im Endspiel spielen wird. Diese vier Klubs haben Spieler für jeweils drei Halbfinalisten abgestellt.
Fun Fact: Fünf Spieler vom FC Sevilla, alle bei Marokko und Argentinien – das passt bestens. Die andalusischen Fans zuhause sind sehr heißblütig, die von Marokko und Argentinien bieten in Katar ihren Nationalmannschaften den mit Abstand besten Support aller Teilnehmer. Dass bei Argentinien noch zwei weitere Spieler in Sevilla bei Betis kicken, ist das Tüpfelchen auf dem „i“.
PS: Es geht hier nicht um die Qualität der Spieler – Bayerns CL-Achtelfinalgegner PSG läge mit Mbappé, Messi und Hakimi sicherlich ganz vorne – sondern um die Anzahl.
2. PS: FC Bayern Total hofft aus verschiedenen Gründen auf ein Finale ohne Argentinien. Die Gründe sind naheliegend (“bayerisches Finale“) und haben durchaus auch etwas mit Sympathiewerten zu tun.
Titelbild: Dayot Upamecano – der bayerische Halbfinalist, welcher mit seinem Team wohl die besten Chancen auf den Titel hat und zugleich die bisher beste Turniergesamtleistung gezeigt hat.