Der Abschluss einer überragenden FCB-Ära: Zum ersten Mal Weltpokalsieger

Der FC Bayern ist mittlerweile vierfacher Klubweltmeister bzw. Weltpokalsieger. Zum ersten Mal wurde er vor 47 Jahren am 21. Dezember 1976 Weltpokalsieger, damals wurde der Wettbewerb noch in Hin- und Rückspiel zwischen dem Europapokalsieger der Landesmeister und dem Südamerikameister ausgespielt.

Nachdem man sich aus unterschiedlichen Gründen als amtierender Europapokalsieger der Jahre 1974 und 1975 nicht auf Spiele mit dem Südamerikameister hatte einigen können, speziell wollte man nicht gegen die damals sehr aggressiven und unfair auftretenden argentinischen Teams spielen, war es 1976 endlich soweit: Der brasilianische Klub Cruzeiro Belo Horizonte war der Gegner in zwei völlig unterschiedlichen Spielen.

Das Hinspiel am 23. November 1976 fand im Münchner Olympiastadion vor lediglich 22.000 Zuschauern auf Schneeboden statt. Die Bayern gewannen mit 2:0 nach zwei späten Toren von Gerd Müller und Jupp Kapellmann.

Jupp Kapellmann dreht nach seinem 2:0 zum Jubeln ab.

Typisch für die damalige Zeit: Es gab keine Liveübertragung von jenem Spiel – Zittern vor dem Radio war in jener Zeit angesagt. Und auch die brasilianischen Reporter zitterten an jenem Abend im eiskalten Olympiastadion … wohl sogar noch mehr vor Kälte als vor Anspannung und Nervosität 😉

Das Rückspiel vier Wochen später fand vor 117.000 Zuschauern und bei schwüler Hitze in Belo Horizonte statt. Auch dieses Spiel, welches mitten in der deutschen Nacht stattfand, wurde nicht im TV übertragen. Ich kann mich wirklich noch daran erinnern, wie ich damals als kleiner Junge  nervös und voller Spannung in aller Früh auf die entsprechende Fußballnachricht im Radio gewartet habe. Es hieß damals, dass die Bayern nach einer leidenschaftlichen Abwehrschlacht ein 0:0 über die Zeit gebracht hatten und somit der erste deutsche Weltpokalsieger geworden waren.

Wer sich allerdings den Spielverlauf im nachfolgenden Youtube-Beitrag anschaut, kann durchaus erkennen, dass zum einen Sepp Maier in großer Form war, zum anderen aber auch, dass die Bayern eine beträchtliche Anzahl an Großchancen hatten. Bemerkenswert übrigens auch die „Torwartabwurf-Technik“ des Sepp …

Final Mundial Interclubes 1976 Cruzeiro x Bayern de Munique – YouTube

(Zunächst kurze Zusammenfassung von Spiel 1, dann ausführlicher Spiel 2).

Vor allem vom Rückspiel in Belo Horizonte gibt es kaum Bilder bzw. TV-Aufnahmen – diese Schwarz-Weiß Bilder sind absolut sehenswert und eigentlich für jeden Bayernfan ein Muss.

Interessante Notiz dazu: Vor ein paar Jahren hatte ich zu diesem Fußballereignis eine schriftliche Kommunikation mit einem Reporter von damals. U.a. schrieb dieser: „Das war überhaupt ein kalter Winter. Das hat sich dann auch auf den Flug der Bayern nach Belo Horizonte ausgewirkt. Verschneite Flugfelder machten Umleitungen über ganz Europa notwendig und sorgen für Verspätungen. Das Ergebnis war, dass Bayern erst vier Stunden vor Anpfiff in Belo Horizonte gelandet ist.


Titelbild: Die stolzen Weltpokalsieger – das Bild ist Monate nach den beiden Finalspielen zuhause an der Säbener Straße gemacht worden. Es zeigt 12 der 13 in den beiden Partien eingesetzten Spieler:

Oben von links nach rechts: Torstensson; Andersson; Schwarzenbeck; Müller; Rummenigge; Hoeneß; Beckenbauer; Trainer Cramer.

Unten: Weiß; Horsmann; Maier; Arbinger (kam im Rückspiel in der 85. min. für Rummenigge); Kapellmann.

Es fehlt Dürnberger, welcher im Hinspiel in München anstelle von Weiß gespielt hatte.

Dieser Klubweltmeister-Titel war schließlich der krönende Abschluss der großen FCB-Ära mit den Legenden Franz Beckenbauer (verließ den Verein ein paar Monate später Richtung New York), Gerd Müller und Sepp Maier, welche mit dem BL-Aufstieg 1965 begonnen hatte. Bis 1980 gewann der FC Bayern keinen einzigen Titel mehr, die Protagonisten waren dann ganz andere.

2 Kommentare zu „Der Abschluss einer überragenden FCB-Ära: Zum ersten Mal Weltpokalsieger

  1. Zu den damaligen Fernsehübertragungen:

    Komplette Spiele von Vereinsmannschaften konnte man in den 1970ern nach meiner Erinnerung nur im Europacup anschauen (jedenfalls Landesmeister, eventuell auch UEFA-Cup und Cupsieger-Cup, den damals z.B. Borussia Mönchengladbach und der HSV gewonnen hatten). Bundesliga, Pokal, das wurde nur in der Sportschau als Zusammenfassung übertragen.

    Bei Spielen auf dem amerikanischen Kontinent kamen Besonderheiten dazu. Es hatte zwar erstmalig schon von der WM 1970 live-Bilder auch in Europa gegeben (über Satellit), und kurze Zeit nach dem Weltpokal-Finale, bei der WM 1978, wurden nach meiner Erinnerung sogar jeden Tag drei Spiele übertragen (zeitlich schön gestaffelt). Auch wenn es also technisch möglich gewesen wäre, das Spiel live zu senden (zu welchen Kosten ist allerdings fraglich), hätten die Übertragungszeiten schon nicht gepasst. Das Rückspiel dürfte abends stattgefunden haben (in Brasilien war Sommer) – dann wäre in Deutschland der Anstoß wahrscheinlich um 23:00 Uhr gesendet worden – schlicht uninteressant für die damalige Zeit.

    Im Vergleich ist das schon interessant. Heute werden WM-Finals so terminiert, dass möglichst die ganze Welt zusehen kann. Damals hat man sich danach gerichtet, wann die brasilianischen Zuschauer aus der Arbeit kamen.

    Der längere Zusammenschnitt des Rückspiels deutet darauf hin, dass das Spiel in Brasilien wichtiger genommen wurde als in Deutschland.

    1. Ich kann mich an ein einziges BL-Spiel erinnern, welches in den 1970er Jahren live im TV gezeigt wurde: Das Saisonfinale 1972 zwischen Bayern und S04 am Mittwochabend im BR.
      DFB-Pokal: Nur die Endspiele.
      Europapokalspiele: Ausgewählte Spiele, aber nicht ganz selten. Es war oft Verhandlungssache zwischen den Vereinen und den TV-Anstalten. Das AF-Hinspiel des Landesmeistercups 1973/74 zwischen Bayern und Dresden wurde nicht im TV gezeigt, weil die Bayern dadurch geringere Zuschauereinnahmen befürchteten. Das Rückspiel in Dresden dagegen wurde sehrwohl übertragen.

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