Die Bayern und die Bundesliga-Schiedsrichter: Bonus oder Malus?

Kommentar von Petersgradmesser

Seit Jahrzehnten gibt es im deutschen Fußball ein weitverbreitetes Märchen: Der FC Bayern hätte nicht nur dauerhaft extrem viel Glück, den sog. Bayern-Dusel, nein die Schiedsrichter würden ihn zusätzlich auch nicht bevorteilen, der sog. Bayern-Bonus. Als TV-Zuschauer könnte man tatsächlich zu diesem Urteil kommen, werden doch in Zusammenfassungen fast ausschließlich Szenen gezeigt, die diese Annahmen bestärken könnten.

Als Stadionbesucher, und zwar auch wenn man noch dem ersten Ärger die FCB-rote Brille abgenommen hat, gewinnt man jedoch selbst bei Heimspielen einen ganz anderen Eindruck. Kommt man von der Arena nach Hause und will sich in Ruhe in der Sportschau oder im Sportstudio noch einmal die strittigen Szenen ansehen, ist man nicht selten sehr erstaunt: Man bekommt definitiv ein anderes Spiel als im Stadion vorgesetzt. Von gefühlt fünf strittigen Szenen, die von den Unparteiischen gegen den FCB gewertet wurden, wird – wenn man Glück hat – vielleicht eine erwähnt. Andersherum wird jedoch jede Kleinigkeit aufgebauscht. Bestes Beispiel: Beim gestrigen Spiel in Wolfsburg wurde vor dem vermeintlichen 3:4 für die Gastgeber ein glasklares Foul an Leon Goretzka begangen. Dass es diesbezüglich sogar noch einen VAR gebraucht hat, ist schon bedenklich. Was aber zum Teil die Medien bis hin zu Livetickern aus der Szene gemacht haben, ist abenteuerlich.

Dagegen wurde das zum Bundesliga-Restart nicht gegebene vermeintliche Foul an Joshua Kimmich vor dem 1:1-Ausgleich für RB Leipzig im TV (SAT1) nicht ein einziges Mal korrekt gezeigt. Man verweigerte sich praktisch einer korrekten Aufklärung.

Noch weniger als in den letzten Jahren können die Bayern mit den Schiedsrichterleistungen, erstaunlich oft in der heimischen Arena, zufrieden sein. Nicht zuletzt der abenteuerlich einseitigen Spielleitung von SR Daniel Schlager hatten sie nach dem 1:1 gegen Gladbach am 4. Spieltag den Beginn der Ergebniskrise zu verdanken. Deniz Aytekins eigenartigen Empathie-Ansichten ermöglichten es dem BVB ein paar Spieltage später, dass er mit einem blauen Auge und einem Heim-2:2 anstelle einer bösen Klatsche gegen den FCB nach Hause gehen durfte.

Oliver Kahn kontert die peinliche Aytekin-Erklärung – FC Bayern Total

Mehr erinnern (sich) die TV-Sender jedoch an den 6. Spieltag, als Christian Dingert zweimal Fouls an Joshua Kimmich im eigenen Strafraum abpfiff bzw. einmal der VAR dabei ein VfB-Tor zurücknahm. Eine Kann-, eine Muss-Entscheidung. Vergessen wird jedoch geflissentlich, dass Dingert im selben Spiel in der Nachspielzeit einen Elfmeter für den VfB (zum 2:2) gab, den man zwar geben kann, der dem FCB aber seit vielen Jahren in Dutzenden Situationen nie zugesprochen worden war. Sehr sehr selektive Wahrnehmung und Wiedergabe.

Ampelkarten in der Saison 2022/23 – FCB-Malus / BVB-Bonus

Im oben erwähnten deutschen Clásico zeigte Aytekin viel Empathie, leider einseitig: Dortmunds Jude Bellingham hätte bereits in Halbzeit 1 vom Platz gestellt werden müssen, die korrekte Frage hätte eigentlich heißen müssen: glatt Rot oder Ampelkarte. Aytekins Antwort: “Empathie”. In der Schlussphase hatte er diese keineswegs mit Kingsley Coman. Die gleiche Fahrlässigkeit erlaubte sich Deutschlands angeblich bester Schiedsrichter am letzten Mittwoch im Pokal-Achtelfinale, als er früh im Spiel den Mainzer Silvan Widmer nicht mit einer Muss-Ampelkarte vom Platz stellte. Stattdessen sah der zurecht reklamierende gefoulte Thomas Müller die gelbe Karte. Mainz reagierte sofort und nahm den Spieler noch vor der Halbzeit vom Platz.

Am Wochenende stellte der wenig empathische Robert Schröder bei der Partie in Dortmund Freiburgs Sildillia per Ampelkarte bereits in der 17. Minute vom Feld – der BVB bedankte sich mit einem 5:1-Sieg. Der Platzverweis war keineswegs zwingend – Freiburg-Coach Streich regte sich zurecht gewaltig darüber auf.

Und dann als krönender Abschluss des Spieltags Kartenspieler Harm Osmers: Er schaffte es doch tatsächlich, dem FC Bayern für neun Fouls in der kompletten Partie sechs(!) gelbe Karten zu verpassen. Die vierte gelbe Karte führte zur Ampelkarte für Kimmich in der 54. Minute. Es war zu dem Zeitpunkt erst das fünfte FCB-Foul! Blind war der Bremer(!) Osmers jedoch beim klaren Foul von Wolfsburgs Svanberg, in dessen Folge Kimmich wegen eines leichten Schubsers die erste gelbe Karte sah. Die Werkself spielte übrigens einmal mehr als der FCB Foul und sah dafür ganze zwei Verwarnungen. Unter anderem blieb ein rüdes Einsteigen gegen Jamal Musiala ohne Folgen.

Bittere Statistiken

In den fünf Pflichtspiel-Partien 2023 spielten die FCB-Spieler selbst insgesamt 40 Mal Foul und wurden 55 Mal gefoult. Darunter übrigens auch das angeblich Foul von Yann Sommer gegen Frankfurt, welches nie und nimmer eines war und für welches er sogar Gelb sah. Sven Jablonski zeigte den Bayern in dem Spiel drei Karten für insgesamt sechs begangene Fouls – die für Sommer und Upamecano waren eher ein Witz.

Für ihre insgesamt 40 Fouls bekamen die Bayern 13 gelbe Karten, also durchschnittlich eine Karte pro drei Fouls. Die Gegner aus Leipzig, Köln, Frankfurt, Mainz und Wolfsburg erhielten dagegen lediglich neun Karten für ihre 55 Fouls, eine pro sechs begangene Fouls. Eine durchaus aussagekräftige Statistik, die besagt, dass die Spieler des Rekordmeisters, alles andere als eine Tretertruppe, doppelt so schnell den Karton vor die Nase gehalten bekommen wie ihre Gegner … Bayern-Bonus???? …..


Update 09.02.2023

Es nimmt fast schon groteske aberwitzige Formen an: Beim gestrigen Pokalspiel zwischen dem VfL Bochum und dem BVB hat es ein Schiedsrichter doch tatsächlich gewagt, die Gelb-Schwarzen in einer Szene gröber zu benachteiligen. Tobias Stieler gab trotz längerer VAR-Überprüfung einen fragwürdigen Handelfmeter für den VfL, der zum zwischenzeitlichen 1:1 genutzt wurde. Der BVB zog aber trotzdem mit einem 2:1 ins Viertelfinale ein.

Ja, ich hätte das Handspiel auch nicht unbedingt gegeben, kann aber Stielers Argument verstehen, dass es eine Perspektive gab, in welcher es nach einem strafbaren Handspiel aussah.

Aber was machen die Medien daraus? Stellvertretend ran.de: “Handspiel-Irrsinn: 2 Fehlentscheidungen gegen den BVB?!” Zu Wort kommt dabei unter anderem der für mich mit Abstand schlechteste SR der BL-Geschichte, Manuel Gräfe, welcher es doch tatsächlich geschafft hat, den FCB in jedem einzelnen Spiel gegen den BVB zu verpfeifen – und er durfte das oft.

Es soll ja auch vor der Handspielszene ein Foul gegeben haben. BVB-Fan Gräfe dazu: “Klares Foul zuvor, da Stoß in den Rücken mit beiden Händen…” Ja, auch das gestern übertragende ZDF zeigte diese Szene gefühlt zwei Dutzend Mal. Es gab schon ein Schubserl … Jetzt blicken wir noch einmal knapp drei Wochen zurück zum BL-Auftaktspiel 2023 in Leipzig: Vor dem 1:1-Ausgleich der Sachsen war Joshua Kimmich ungeahndet gefoult worden – die ARD hatte diese Szene kein einziges Mal in einer Form gezeigt, in welcher sie zur Aufklärung der Szene hätte beitragen können.

So bauscht man das Märchen vom stets benachteiligten BVB medial – mit Hilfe von Schiedsrichtern, die dem BVB früher auf dem Platz schon ganz ungeniert geholfen haben – immer weiter auf. Kein Wunder, dass der BVB selbst und seine Wahre Liebe Fans dies liebend gerne aufsagen und immer mehr glauben. Eine medial konstruierte Realität ….

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: