Nachdem Oliver Kahn anfangs nach seiner Amtsübernahme als FCB-Vorstandsboss im Sommer 2021 mit seiner neuen verantwortungsvollen Aufgabe – zumindest in der Öffentlichkeit – noch etwas gefremdelt hat, läuft der ehemalige Spieler-Vulkahn nun immer mehr heiß. Diese Gewinnermentalität – “am schönsten ist es, wenn alle gegen uns sind” – versucht er nun mehr und mehr der jetzigen FCB-Spielergeneration einzuimpfen.
Kahn in der Allianz Arena nach dem souveränen 3:0-Sieg gegen Union (via BILD): “Ich habe der Mannschaft schon zu Saisonbeginn gesagt, dass es nicht viele gibt – wenn nicht sogar gar keinen außer unseren Fans – die wollen, dass wir Meister werden“.
In diesem Kontext ging er auch auf die jüngsten Schiedsrichterentscheidungen ein, die in den Augen der Bayern nicht unbedingt zum eigenen Vorteil ausgefallen waren. Zunächst erklärte er zwar, nichts zu den Schiedsrichtern zu sagen, dann konnte sich der ehemalige Weltklassetorhüter aber doch nicht zurückhalten: “Wenn wir alles auf den Platz bringen, können wir mit diesen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter sehr gut leben“.
Auf die Frage, ob sich der FC Bayern aktuell wieder zum “FC Hollywood” entwickelt, konterte er: “Das ist nicht Hollywood. Das ist ein Begriff, den ihr immer benutzt. Beim FC Bayern gibt es immer irgendwelche Störfeuer. So ein bisschen Reibung ist auch nicht ganz so schlecht. Wenn wir hier alle einen auf Harmonie machen, ist das auch nicht immer das Beste.”
Auch den insgesamt durchwachsenen sportlichen Leistungen im Jahr 2023 kann Kahn etwas Positives abgewinnen: “Ich habe immer gesagt, dass es gut ist, wenn du in allen Wettbewerben kämpfen und dranbleiben musst, weil das die Spannung in allen Wettbewerben erhöht.” Das war übrigens letztendlich auch das Erfolgsrezept 2001, als Kahn, Effe, Brazzo & Co. nach einer insgesamt mäßigen Saison am Ende für das Double aus Meisterschaft und Champions League Sieg, dem ersten nach 25 Jahren FCB-Durststrecke, gefeiert worden waren.
Der Vorstandsboss weiß, dass (fast) ganz Fußballdeutschland nach dem Ende der bayerischen Dominanz dürstet. Nach zehn Jahren soll endlich wieder ein anderer Verein Deutscher Meister werden als der Rekordmeister. “Wir gegen alle” lautet deshalb Kahns nachvollziehbares Motto, welches er schon als Spieler des FCB von 1994 bis 2008 eindrucksvoll gelebt hatte.
Wenn es nach Kahn geht, werden sich die Bayern nicht unterkriegen lassen – weder von der Missgunst der anderen, noch von den Schiedsrichtern, der Unruhe außerhalb des Platzes. Dann gehören die sportlichen Schwierigkeiten zu Jahresbeginn auch sehr schnell der Vergangenheit an, das souveräne Spiel gegen Union kurz nach dem Teamabend war nur der Anfang.
Miasanmia – mia gega alle!
Titelbild: Oliver Kahn wird nach seinem letzten großen Finale von der ganzen Mannschaft gefeiert: DFB-Pokalsieger 2008 nach einem 2:1 n.V. gegen den BVB.