Die Boulevardmedien brauchen für ihre Auflagen heftige Schlagzeilen. Im deutschen Profifußball erzielen sie dabei die größte Aufmerksamkeit, wenn die Themen von den Bossen, Spielern oder Trainern des Rekordmeisters FC Bayern handeln. Brazzo, Nagelsmann, Kimmich, Müller, Neuer, Tapalovic etc. sind nicht mehr aktuell, jetzt braucht man neue Protagonisten. Man hat sie in Serge Gucci Gnabry und Leroy Immer-zu-spät Sané gefunden, die beide derzeit auf dem Spielfeld nicht so recht an ihre glänzenden Vorstellungen vor der WM-Pause anknüpfen können.
Die SportBild poltert aktuell auflagenheischend sogar, dass sich beide schämen(!) sollten. Sané und Gnabry würden “unter Beobachtung stehen” und sogar ein Bayern-Abschied im Sommer sei wohl nicht ausgeschlossen!
Wohlwissend, dass beide Spieler aktuell nicht in ihrer besten Verfassung sind, betonte FCB-Präsident Herbert Hainer kürzlich: „Beide sind sehr wichtig für den FC Bayern und die Mannschaft. Wir brauchen sie, wenn wir die hohen Ziele erreichen wollen“. Der 68-jährige Hoeneß-Nachfolger erklärte zudem, dass beide „exzellente Fußballer“ sind und man extrem glücklich sei, beide zu haben.
Solche unterstützenden und mäßigenden Statements stören aber die SportBild auf der Suche nach Schlagzeilen keineswegs, will sie doch auch wissen, dass man Vereins-intern derzeit alles andere als zufrieden mit den Leistungen der beiden Offensiv-Spieler ist. Beide hätten in den vergangenen Wochen mehr Schlagzeilen durch ihre Eskapaden abseits des Platzes gemacht als durch starke Leistungen auf dem Rasen. Laut SportBild „beobachten die Bayern-Bosse die Entwicklung der beiden ganz genau.“
Da beide zu den Topverdienern des FCB zählen, werden in diesem Kontext automatisch die hohen Jahresgehälter mit den wenigen Torbeteiligungen der beiden in 2023 (vier) in Relation gebracht. Die FCB-Verantwortlichen würden dementsprechend auch Top-Leistungen und das auf einem konstanten Niveau von ihnen erwarten.
Spekulationen, dass der FC Bayern langsam die Geduld mit Serge Gnabry und Leroy Sané verliert, werden in den Raum gestellt, beide sollen nicht mehr als unantastbar beim FCB gelten, selbst ein Verkauf des Duos im Sommer soll nicht mehr kategorisch ausgeschlossen werden.
Es ist wie bei den permanenten medialen Ultimaten Richtung Chefcoach Julian Nagelsmann: Die Medien schaffen eine eigene FCB-Welt, die meist postwendend von den Vereinsverantwortlichen dementiert wird. Wenn aber eine hohe Anzahl an Fans und Lesern den Medien glauben möchte, sich schlichtweg über FCB-Protagonisten aufregen möchte, dann bleibt dies ein medialer Erfolgsweg.
Zur Erinnerung: Serge Gnabry hat im Sommer 2022 nach langen Verhandlungen seinen Kontrakt an der Säbener Straße bis 2026 verlängert, der Vertrag von Leroy Sané läuft noch bis 2025. Es besteht überhaupt kein Grund zur Annahme, dass sich der Verein im kommenden Sommer nur von einem der beiden Spieler trennen möchte. Behält man zudem den Überblick über die gesamte aktuelle Saison und bleibt nicht am Tellerrand der letzten Partien hängen, dann haben beide durchaus beachtliche messbare Leistungsdaten vorzuweisen: Gnabry sammelte wettbewerbsübergreifend 22 Torbeteiligungen (11 Tore / 11 Vorlagen) in 32 Spielen, Sané 18 (12 / 6) in 28 Spielen. Dafür muss sich niemand schämen!
An die vernünftigen FCB-Fans gerichtet (FC Bayern Total hat ausschließlich solche 😉 ): Kein FCB-Boss noch Julian Nagelsmann werden sich von solchen Schlagzeilen in irgendeiner Form beeinflussen lassen. Die Saisonleistungen der meisten Kicker, auch der allerbesten, sind mehr oder weniger schwankend. Bekommen Serge und Leroy bald wieder die (Leistungs-)Kurve, spielt der FCB eine starke bis überragende Saison bis zum Ende – mit den entsprechenden Titelgewinnen – dann werden auch SportBild & Co samt ihrer Leserschaft die beiden final für eine (sehr) gute Spielzeit 2022/23 feiern.
Dass Leroy Sané entgegen anderer Medien- und Fanmeinungen tatsächlich unbedingt möchte, belegt u.a. dieser noch ziemlich junge Beitrag Mit zusätzlichem Trainingspensum: Sané macht sich fit für die großen Saisonziele – FC Bayern Total
Klasse, klasse, diese Analyse!
Wie Meinungsmache funktioniert, das wird hier präzise analysiert. Danke dafür!
Was Medien UND Fans(!) leider bei ihrem Bashing vergessen: Auch wenn ein FCB-Profi ein 2-stelliges Mio-Jahresgehalt hat, ist er trotzdem ein Mensch. Und manche Menschen sind sehr sensibel. Deisler und Enke sind zwei extreme Beispiele, was dieser Druck, dieses Bashing mit Spielern machen kann. Und das war noch ein ganz anderes Social Media Zeitalter. Es muss nicht immer so extrem wie bei den beiden genannten ablaufen, trotzdem können Spieler tierisch darunter leiden, was wiederum nicht unbedingt positiv für die eigene Leistung ist.