CL-Auslosung: FCB-Angstgegner? Nein, Wunschgegner!

Kommentar von Petersgradmesser

Auch wenn der FC Bayern im laufenden Wettbewerb bereits die souveränen Tabellenführer aus Spanien und Frankreich eliminiert hat, ist das Teilnehmerfeld des Viertelfinales so prominent und stark wie selten zuvor in der Geschichte der Champions League bzw. des Europapokals der Landesmeister besetzt. Sechs der acht Vereine haben sich bereits in die Siegerliste der Königsklasse eingetragen – darunter auch derjenige, welcher in der Geschichte des Europapokal als DER Angstgegner, Albtraumgegner des FC Bayern zu bezeichnen ist. Und genau dieser Verein wäre nun mein absoluter Wunschgegner im CL-Viertelfinale für den FCB.

Ein einziger Sieg aus zehn Aufeinandertreffen – eine typische Negativserie eines nationalen oder internationalen Konkurrenten des FC Bayern. Aber dass der deutsche Rekordmeister auch so eine Horrorbilanz gegen einen Klub aufweist, kaum vorstellbar! Es gibt sie – und zwar gegen AC Mailand, Milan – ein Sieg – drei Unentschieden – sechs Niederlagen – 8:17 Tore von 1968 bis 2007.

Traf der FCB auf Milan, schied er aus dem Wettbewerb aus! 1967/68 im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger (0:2; 0:0) als Cupverteidiger, 1989/90 im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister (0:1; 2:1 n.V.), 2002/03 gar in der Gruppenphase der Champions League (1;2; 1:2), 2005/06 im CL-Achtelfinale (1:1; 1:4), 2006/07 im CL-Viertelfinale (2:2; 0:2). Und mit Ausnahme von 2006 holten die Mailänder anschließend jedes Mal den Titel.

Schon nach der ersten Partie zwischen beiden Vereinen am 1. Mai 1968 im mit 90.000 Zuschauern ausverkauften San Siro Stadion konnten die Bayern auf den portugiesischen Schiedsrichter Garcia (auf wen sonst? 😉 ) sauer sein. Anfang der zweiten Halbzeit sah sich Sepp Maier vom Milan-Stürmer Angelo Sormani beim Abschlag aus der Hand gefoult – der Brasilianer attackierte ihn mit gestreckte Bein – und der Ball trudelte anschließend zum 1:0 ins FCB-Tor. Rainer Ohlhauser und Franz Roth verhinderten anschließend, dass der wütende Sepp dem Schiedsrichter an den Kragen ging (Titelbild).

Und auch das letzte Europapokal-Aufeinandertreffen am 11. April 2007 haben die Bayern ähnlich schlecht in Erinnerung. Nach einem ehrenhaften 2:2 in Mailand konnte man sich durchaus im Rückspiel Hoffnungen auf das Erreichen des Semifinales machen. Zwei schnelle Gegentore, darunter eines aus klarer Abseitsposition durch Pipo Inzaghi, zerstörten diese jedoch sehr frühzeitig. Beim 0:2 blieb es bis zum Schlusspfiff.

Die Spiele vom Mai 1968 kenne ich nur vom Hörensagen, aber bei den restlichen vier Heimspielen war ich jeweils im Stadion (Olympiastadion; Allianz Arena). Es waren allesamt Frusterlebnisse, sogar der einzige FCB-Sieg gegen Gullit, van Basten & Co am 18. April 1990 – man schied in der Verlängerung wegen der Auswärtstorregelung aus. Dieses Spiel blieb mir damals aus einem anderen Grund noch länger in negativer Erfahrung: Die Stehplatzränge in der Südkurve gingen damals bis weit aus dem Stadiondach heraus. Ich stand mit meinen Kumpels ungefähr drei Stunden lang im Dauerregen und holte mir die schlimmste Erkältung meines Lebens. Der Kartenvorverkauf war übrigens eine Woche vor dem Spiel an den Kassenhäuschen des Grünwalder Stadion an einem Morgen / Vormittag abgewickelt worden. Ab 5:00 in der Früh anstehen – um ca. 11:00 dann Giesing als glücklicher Kartenbesitzer verlassen.

Und ich fühle es jetzt: 2023 ist das Jahr, in welchem sich der FCB für so manche Schmach an Milan revanchieren kann. Der amtierende italienische Meister ist bei Weitem nicht mehr so stark wie bei den Begegnungen in den vergangenen Jahrzehnten, der FCB hoffentlich im Viertelfinale in PSG-Form.

Im Lostopf ist auch Benfica Lissabon – die FCB-Europapokal(traum-)bilanz gegen den portugiesischen Rekordmeister lautet 12 Spiele – neun Siege – drei Unentschieden – bei sage und schreibe 35:9 Toren – aber ich hätte gerne den AC Mailand!