Die FCB-Spieler widersprechen: “Nagelsmann hat die Kabine nicht verloren!”

Wenn in dieser Saison, aber auch schon in der letzten Saison, die Leistungen der Mannschaft des FC Bayern nicht ihrem eigentlich überragenden Talent entsprochen haben, dann kam von den Medien und nicht wenigen Fans reflexartig das typische Todschlagargument Der Trainer hat die Kabine verloren.” Spielernamen konnten dazu – natürlich – nicht geliefert werden. Dieses stumpfsinnige Argument taucht nun im Zusammenhang mit der überraschenden Entlassung von Julian Nagelsmann wieder auf. Anlässlich des gestrigen Länderspieles gegen Peru haben Leon Goretzka und Joshua Kimmich dieser These klipp und klar widersprochen.

Beide Nationalspieler des FCB sind tief getroffen und traurig über die Entscheidung der Vereinsbosse.

Kimmich: “Klar ist es kurios. Am Ende des Tages ist so das Geschäft. Wenig Liebe, wenig Herz. Wir müssen lernen, damit umzugehen und auch mit der Entscheidung leben. Am Ende des Tages ist es natürlich, wenn es zu einem Trainerwechsel kommt, immer enttäuschend, weil das bedeutet, dass wir Spieler versagt haben, weil wir Spieler nicht kontinuierlich die Leistung auf den Platz bekommen haben. Wir haben es nicht geschafft, gute Ergebnisse zu erzielen. Anders kommt so ein Trainerwechsel nicht zustande.”

Starke Worte vom Vize-Kapitän des FCB, der dann noch nachlegt: “Der Trainer hat nicht die Kabine verloren! Ich habe schon ein paar Trainerwechsel mitgemacht und es war nicht so, dass sich das intern angedeutet hat oder Spieler unzufrieden waren. Wir waren überrascht.”

Ganz ähnlich äußerte sich auch Teamkollege Goretzka. “Ich würde lügen, wenn die letzten Tage uns nicht auch betroffen gemacht haben. Das ist immer extrem in diesem Geschäft, wie schnell so etwas gehen kann … die letzten Tage sind jetzt auch nicht spurlos an uns vorbeigegangenWir haben eine sehr enge Beziehung zu Julian gepflegt und wir haben jetzt auch die letzten Jahre mit ihm verbracht, eindreiviertel Jahre. Wahrscheinlich habe ich ihn häufiger gesehen als meine Familie. Und wenn dann so jemand plötzlich nicht mehr da ist, aus dem Nichts mehr oder weniger, dann ist es natürlich erstmal ein Schock für alle.”

Auf die nicht ganz korrekte Reporterfrage nach angeblichen Andeutungen von Hasan Salihamidzic, dass Nagelsmann die Kabine nicht mehr im Griff gehabt hätte, antwortete Goretzka taktisch: “Ich wäre ja doof, wenn ich jetzt meinem Chef widersprechen würde. Also von daher, ich persönlich hatte sicherlich keine Risse zu Julian, aber ich weiß nicht, wie das bei anderen Spielern war.

Ganz klar wollte der ZDF-Mann den Leon dabei in eine Falle locken, in welche der smarte FCB-Spieler aber nicht getappt ist. Auf der gestrigen PK wichen auch die Bayernbosse Oliver Kahn und Salihamidzic dieser Frage aus und betonten lediglich den eigenen guten Draht zu den Spielern. Mit viel Fantasie kann man daraus auch die Kabinen-Theorie entwickeln, muss man aber auch nicht, wenn man nicht plant, verfängliche Fragen zu stellen.

Goretzka zeigte aber abschließend auch seine ganze Professionalität im harten Profi-Fußballgeschäft: “Wir müssen auf unsere Klubverantwortlichen vertrauen, dass sie das Beste für unseren Verein tun. Deswegen ist das so im Fußball. Damit müssen wir professionell umgehen“.

Es könnten nun jede Menge Spieler aufgezählt werden, die Nagelsmann in der Kabine sicherlich nicht verloren hat – auf der anderen Seite werden lediglich zwei Spieler genannt, der eine hat seit fast einem halben Jahr nicht mehr die FCB-Mannschaftskabine gesehen, der andere (Routinier) hat sich zuletzt öffentlich auch ganz anders geäußert. Es bleibt ein – vor allem in diesem Kontext – absurdes Todschlagargument …

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

6 Kommentare zu „Die FCB-Spieler widersprechen: “Nagelsmann hat die Kabine nicht verloren!”

  1. Um ehrlich zu sein, können wir nicht wissen, wer die Wahrheit sagt und wer lügt.
    Ich bin mit dem Abschied von Nagelsmann nicht einverstanden, kann aber die häufigen Schwankungen in der Mannschaftsleistung nur schwer anders erklären, als dass zwischen Trainer und Spieler etwas nicht so funktioniert hat, wie es sollte.
    Als mögliche Erklärung ist hier auch die Meinung von Raphael Honigstein erwähnenswert: „A hugely gifted manager who didn’t so much lose the dressing room as failed to properly connect with it in the first place.”

    1. Ich verstehe deine Einleitung nicht …
      “Um ehrlich zu sein, können wir nicht wissen, wer die Wahrheit sagt und wer lügt.”
      Warum sollten Kimmich, Goretzka, Pavard, Cancelo & Co lügen?
      Dass der “Boulevard” für Clicks definitiv lügt, ist klar, und dass viele Menschen, die ausschließlich in ihrer Schwarz-Weiß-Welt” gefangen sind, auch gerne krachende nicht zu belegende Statements als Beweise heranziehen, ist auch bekannt.
      Aber es sollte eigentlich klar sein, dass Nagelsmann die Kabine definitiv nicht verloren hat.
      Daran ändern auch unzufriedene Reservisten nichts, auch nicht ein Langzeitverletzter (Ex-)Kapitän.

      1. Ich habe nicht gesagt, dass die Spieler gelogen haben. Ich habe eine Möglichkeit genannt. Schliesslich gab es im Fußball Fälle, in denen Spieler in einem bestimmten Moment etwas gesagt haben, nur um nach einer Weile zuzugeben, dass es tatsächlich anders war. Dies gilt auch für Trainer und Vereinsverantwortliche.

      2. Aber eigentlich ist die Sachlage vollkommen klar. Das Thema “Kabine (verloren)” spielt eher eine untergeordnete Rolle. Die “Bosse” haben knallhart abgewägt, Tuchel war (noch) auf dem Markt – und Nagelsmann kurz später Geschichte. Die Art und Weise unwürdig.
        Die Spieler haben eigentlich keinen Grund zu lügen und die Bosse “die Hosen runter gelassen”.

    2. Die aktuelle Mannschaft des FCB ist sicherlich eine der qualitativ besten der Vereinsgeschichte, aber vielleicht auch die “sensibelste”. Stellvertretend dafür stehen Sané und Gnabry. Das ist von meiner Seite nicht abwertend gemeint, dazu hat sich auch Nagelsmann – auf großartige Art und Weise – geäußert. Dem schließe ich mich zu 100% an.
      Dass es nicht ausschließlich am Trainer liegen kann, beweist doch auch die Nationalmannschaft. Flick (ja, genau der, den viele wieder als FCB-Trainer zurückhaben möchten!) stößt auf dasselbe Problem. Fast schon eine Lachnummer: Als es bei der WM nicht lief, wurden Nagelsmanns Bayern als Positiv-Beispiel herangezogen, wie super es laufen kann und der Hansi war der “Depp”.

  2. Auch am Tag zwei nach Nagelsmann bin ich immer noch schockiert über die Art und Weise wie alles von statten abgelaufen ist. Man hat noch in drei Wettbewerben die Möglichkeit das man diese auch gewinnen könnte. Ich bin echt gespannt auf den Bundes- Clasico, was machen die Herren Vorstände wenn alles schief geht? Man wusste doch bei der Verpflichtung von Nagelsmann wie alt er ist und was er mit den verschiedenen Vereinen erreicht hat. Man verpflichtet ihn und kauft ihn für über 20 Millionen frei, und nach nicht mal zwei Jahren schmeißt man ihn raus, auch das wird wieder Millionen kosten. Als nächste Konsequenz, wenn es schief geht muss zumindest Brazzo gehen.

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