Der nächste aus dieser FCB-Generation: Nach Helmer, Effenberg, Basler, Matthäus und nicht zuletzt Hamann drängt nun auch der früher als Spieler als ruhig und besonnen geltende 50-jährige Markus Babbel mit heftigen Aussagen ins Rampenlicht. Der gebürtige Münchner spielte von 1981 bis 2000 mit einer zweijährigen Unterbrechung (1992-94 HSV) beim Rekordmeister. Als Trainer konnte er aber bislang nicht wirklich überzeugen, bei seiner letzten Station Sydney wurde er im Januar 2020 entlassen.
In der aktuellen Ausgabe der ran Bundesliga Webshow bezog Babbel exklusiv Stellung zum Streit zwischen FCB-Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn und Lothar Matthäus. Babbel lobt Kahn für dessen Aussagen über den Schellenkönig und richtet scharfe Kritik gegen den Ex-FCB-Coach Julian Nagelsmann und Matthäus.
Im öffentlich ausgetragenen Streit von Oliver Kahn und Lothar Matthäus positioniert sich der Europameister von 1996 klar auf der Seite des FCB-Chefs: “Oliver Kahn fand ich da Weltklasse. So kennt man den FC Bayern. Das ist dieses “Mia san Mia”. Der Verein wird angegriffen und – egal wer es ist – da wird zurückgeschossen! Das hat Oliver Kahn in meinen Augen hervorragend gemacht. Ich fand es klasse, wie er da aus den Puschen kam und sich gewehrt hat.“
Babbel zur Diskussion über den angeblichen Verlust des familiären Zusammenhalts beim FC Bayern: “Diese Kuschel-Atmosphäre gab es beim FC Bayern doch noch nie. Das ist ein hochprofessioneller Fußballklub. Da geht es um Leistung. Und wenn die nicht erbracht wird, gibt es knallharte Entscheidungen. So war der FC Bayern schon immer. Ich weiß nicht, was der Lothar [Matthäus] da unter “Mia san Mia” versteht. Ich habe 16 Jahre für den Verein gespielt. Ich weiß, wenn mir jetzt irgendwas passieren sollte, könnte ich mich an den FC Bayern wenden. Aber nicht, wenn es um die sportlichen Ziele geht. Da ist es ein Fußballklub, der knallharte Entscheidungen trifft. Ein zweiter Platz ist nicht gut genug!”
Ganz offensichtlich ist Babbel überhaupt kein Fan des 15 Jahre jüngeren Julian Nagelsmann. Seine Kritik gegen ihn eskaliert, ist völlig unsachlich und aus der Luft gegriffen. Vor allem kritisiert er Nagelsmanns Skiurlaub nach der Leverkusen-Pleite, welcher aber in die Länderspielpause und eine vorher abgesprochene Trainingspause der wenigen in München gebliebenen Spieler fiel:
“Was macht denn ein Trainer, nachdem es nicht so rund läuft und du gerade mit einer Niederlage nach Hause kommst, beim Skifahren? Das hat mich verwundert. Und dann sollen Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic ins Zillertal fahren und ihn besuchen? Wo kommen wir denn da hin? Der Trainer ist ein hochbezahlter Angestellter, der die maximale Leistung für den FC Bayern bringen muss. Wenn ich aber nach so einem Spiel das Gefühl habe, ich kann in den Urlaub fahren. Als ich das gehört habe, hätte es mich fast von der Couch gehauen. Das fand ich erschütternd.“
Und dann kommt es zu Babbels Generalabrechnung mit Nagelsmann, der als 35-Jähriger als Trainer schon mehr erreicht hat als es Babbel wohl jemals in seiner gesamten Trainerkarriere schaffen wird:
“Der Skiurlaub passt ein stückweit zu Julian Nagelsmann. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er dazulernen will. Er hat gesagt, dass er so ist wie er ist – und wenn es einem nicht passt, muss er Konsequenzen ziehen. Sowas ist dumm. Du musst doch als Trainer des FC Bayern tagtäglich versuchen, dazuzulernen. Du darfst dich nicht über die Mannschaft stellen und meinen, du wärst wichtiger. Da gab es so viele Dinge, bei denen ich nur den Kopf geschüttelt habe und merkte, dass der FC Bayern für Julian Nagelsmann im Moment noch eine Nummer zu groß ist. Da ist er einfach zu kindisch.“
PENG!!!!!
Lieber Markus, willst du dich tatsächlich mit einem derartigen Rundumschlag gegen die letzten FCB-Kritiker (Matthäus, indirekt auch Gerland) und FCB-Opfer (Nagelsmann) für einen (Trainer-)Posten beim Rekordmeister bewerben? Gerade die harsche Kritik an Nagelsmann ist zum Teil völlig an den Haaren herbeigezogen – ohne nun auf die einzelnen Punkten einzugehen – und im Tonfall schlichtweg unverschämt. Kahn und Brazzo haben sich zuletzt sichtbar unwohl gefühlt, als es um die (mediale) Aufarbeitung der Nagelsmann-Entlassung ging, das könnte man durchaus auch mit einem schlechten Gewissen erklären. Kahn hat bei der medialen Umsetzung zurecht von einer Katastrophe gesprochen, eine weitere völlig unnötige und deplatzierte Eskalationsstufe ist dabei keineswegs hilfreich! Also: Nix Trainerposten! 😉
Apropos Babbel und Kahn: Am Samstag beim BL-Spitzenspiel zwischen dem FCB und dem BVB bezeichneten nicht wenige den Lapsus von Kobel als einmalig. Nicht wirklich! Man frage bei den beiden genannten Herren nach: In der CL-Gruppenphase 1997/98 spielte der fast sicher für das Viertelfinale qualifizierte FC Bayern am 6. Spieltag (es war der 10. Dezember 1997) im eiskalten leeren Olympiastadion gegen den Tabellenletzten IFK Göteborg und verlor tatsächlich mit 0:1. Babbel hatte die glorreiche Idee auf dem damals holprigen Rasen des Olympiastadions den Ball einigermaßen scharf auf Kahn zurückzupassen, das Leder hoppelte über das nicht ganz grüne Grün, Kahn machte den Kobel und Göteborg führte und gewann mit 1:0. Vielleicht war der Markus dem Olli deswegen auch noch etwas schuldig …
(Bayern war übrigens trotzdem für das Viertelfinale qualifiziert, schied dort aber dramatisch in der Verlängerung in Dortmund aus)
Titelbild: Nach der turbulenten Saison inkl. Trapattoni-Wutrede gewannen die Bayern am Ende wenigstens den DFB-Pokal. Babbel erzielte beim 2:1-Sieg gegen den MSV Duisburg den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich (Siegtor Basler). Kahn, Babbel, Kuffour und Nerlinger mit dem Pokal.
Keine Ahnung, was den Babbel da geritten hat. Aber er ist schon ein bisschen länger etwas komisch bzw. extrem drauf …