Heute vor 18 Jahren, am 12. April 2005, spielten die Bayern zum allerletzten Mal im Europapokal im Münchner Olympiastadion, welches fast 33 Jahre ihre sportliche Heimat war. Gegner war an jenem kühlen Abend im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League der von José Mourinho betreute FC Chelsea. Die Ausgangssituation vor den 59.000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion war nicht die beste: eine 2:4-Hypothek aus dem Hinspiel an der Stamford Bridge.
Startelf Bayern
FCB-Chefcoach Felix Magath ließ folgende Elf beginnen:
Oliver Kahn – Willy Sagnol – Lucio – Robert Kovac – Bixente Lizarazu – Martin Demichelis – Bastian Schweinsteiger – Zè Roberto – Michael Ballack – Roy Makaay – Claudio Pizarro.
Parallelen zum Finale dahoam 2012
Das kurze Fazit des Kicker zu jenem Europapokalspiel lautete: “Die Londoner hatten das Glück und den überragenden Kopfballspieler Drogba bei ihren Toren auf ihrer Seite.“ War das nicht sieben Jahre später ganz ähnlich?
Auch wenn die Überlegenheit wohl nicht ganz so extrem wie beim Finale dahoam war, drückten die Bayern fast 90 Minuten auf das schon damals von Petr Cech glänzend gehütete Chelsea Tor – gegen eine tief stehende englische Mannschaft, die vielleicht nicht wie 2012 zwei Busse vor dem eigenen Tor parkte, aber doch immerhin einen riesigen. Auch 2005 war das Spielglück sicher nicht auf Münchner Seite.
Typisch dafür das 0:1 für Chelsea nach 30 Minuten „aus dem Nichts“: Lucio fälschte Paul Lampards Weitschuss unhaltbar für Kahn, der schon in die andere Torwartecke unterwegs war, ab. Die dadurch noch zum Weiterkommen benötigten drei Tore waren dann eine gewaltige Hypothek – und das gegen eine „Mourinho-Mannschaft“.
Auch aufgrund des definitiv nicht vorhandenen Bayern-Dusels – Aluminiumtreffer – nicht gegebener Elfmeter – Chelsea-Verteidiger rettet für schon bezwungenen Cech auf der Linie – kam letztendlich keine ganz große Spannung auf, obwohl die Bayern genügend Torchancen zum Weiterkommen verzeichnen konnten und am Ende tatsächlich noch – mehr als verdient – siegten.
Die weitere Torfolge
65. Minute: 1:1 Pizarro – 80. Minute 1:2 Drogba – 90. Minute 2:2 Paolo Guerrero – 90. + 5 Minute 3:2 Mehmet Scholl.
Kurzes Spielfazit
Schade, dass das Spiel nicht noch fünf Minuten länger dauerte, dann wäre es vielleicht sogar doch noch in die Verlängerung gegangen. Vielleicht auch erwähnenswert: In den zehn Minuten zwischen Drogbas für das Weiterkommen scheinbar entscheidendem 2:1 und Guerreros Ausgleichstreffer zum Ende der regulären Spielzeit hatten die Bayern eine Handvoll hochkarätiger Torchancen. Chelsea war in der Schlussphase stehend KO.
Magath wechselte mit Scholl und Guerrero (für den völlig abgemeldeten Makaay) spät die Siegtorschützen ein. Somit ist der Mehmet der letzte FCB-Torschütze im Europapokal im Münchner Olympiastadion – eine absolut würdige Wahl des Fußballschicksals.
Bester Bayernspieler war vor 18 Jahren der erst 20-jährige Bastian Schweinsteiger, der tragische Münchner Held sieben Jahre später …
Starke FCB-Bank: Ohne Spielminute blieben an jenem Abend Sebastian Deisler, Jens Jeremies und Torsten Frings – was für eine „Luxus-Bank“! Der heutige FCB-Sportvorstand Hasan Salihamidzic wurde übrigens in der 78. Minute für Lizarazu eingewechselt.
Aufregungen um José Mourinho
Typisch für den portugiesischen Egomanen zog dieser damals die ganze mediale Aufmerksamkeit auf sich, obwohl er von der UEFA wegen eines „Fehlverhaltens“ für beide Viertelfinalspiele gegen Bayern eine Sperre ausgesprochen bekommen hatte, wonach er nicht einmal das Stadion hätte betreten dürfen. Beim Heimspiel in London hatte er sich im Stadion vor den UEFA-Ermittlern in einem Wäschekorb versteckt und auch in München sah man ihn vor dem Olympiastadion im Taxi. Anschließend wurde er jedoch nicht mehr gesehen. Schwer vorzustellen, aber bei Onkel Mou nicht völlig ausgeschlossen, dass er auch in München Helfer in der Wäscheabteilung hatte 😉
Titelbild: Der zwischenzeitliche Ausgleichtreffer von Claudio Pizarro zum 1:1.
Herrlich (natürlich nicht das Ausscheiden) … aber Mourinho war damals wirklich durchgeknallt, dann wurde er immer ekeliger und unsympathischer, jetzt ist er minimal ruhiger …
Das mit dem “Chancenwucher” zieht sich irgendwie durch die FCB-CL-Geschichte durch … auffallend.