Legendäre FCB-Europapokalschlachten – ein bitterer Sieg und eine süße Revanche

Während die aktuellen Bayern und ihre Fans nach dem bitteren 0:3 im Champions League Viertelfinal-Hinspiel bei Manchester City im morgigen Rückspiel in der Allianz Arena auf ein “Wunder” hoffen, jähren sich heute zwei Europapokalspiele des FC Bayern mit großem Erinnerungswert.

18. April 1990  FC Bayern – AC Mailand 2:1 n.V.

Wenn es für die Bayern über die Jahre im Europapokal einen absoluten Angstgegner gegeben hat, dann war dies der AC Mailand. Von 1968 bis 2007 konnten die Bayern gegen den 7-maligen Champions League Sieger in 10 Europapokalpartien nur ein einziges Mal gewinnen. Bei einem Torverhältnis von 17:8 verbuchte Milan dagegen sechs Siege im direkten Duell und es gab drei Unentschieden. Dass diese Bilanz gar so schlecht ausfiel, ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass Bayern dabei in vier Jahren auf den späteren Europapokalsieger traf, zweimal davon im Halbfinale (1967/681989/90; 2002/03; 2006/07). In den starken Siegerjahren der Münchner waren die Mailänder dagegen „unter ferner liefen“.

An jenem regnerischen Aprilabend 1990 trafen die Bayern auf eine der besten Milan-Mannschaften aller Zeiten, deren Topspieler die drei holländischen Superstars und Europameister Marco van Basten, Frank Rijkaard und Ruud Gullit waren. Letzterer war jedoch in München verletzungsbedingt nicht dabei.

Die Bayern hatten das Halbfinal-Hinspiel im Europapokal der Landesmeister in San Siro mit 0:1 verloren, man muss sagen nur mit 0:1 verloren. Raimond Aumann hatte einen Glanztag erwischt. Ebenso wie an jenem denkwürdigen Europapokalabend im Münchner Olympiastadion, welches mit 73.000 Zuschauern restlos ausverkauft war. Hätte der deutsche Teamchef Franz Beckenbauer jene beiden Weltklasseleistungen von Aumann zum Maßstab genommen, wäre wohl dieser anstelle von Bodo Illgner zum Stammtorwart der Weltmeistermannschaft 1990 geworden.

Jupp Heynckes Bayernteam von 1990 hatte keinen herausragenden Star, aber es war ein funktionierendes, aufopferungsvoll kämpfendes Kollektiv. Augenthaler, Kohler, Reuter, Thon, Pflügler und Aumann (als Ersatztorwart) wurden dennoch ein paar Monate später in Italien Fußball-Weltmeister.

Die Bayern gingen im Rückspiel durch den jungen Thomas Strunz in der 63. Minute gegen technisch überlegene Gäste mit 1:0 in Führung. Bei diesem Spielstand blieb es bis zum Ende der regulären Spielzeit – Verlängerung. Borgonovos Ausgleichstreffer in der 100. Minute verschaffte den Italienern – vor allem aufgrund der Auswärtstorregel – einen großen Vorteil. Die Bayern gaben trotzdem nicht auf, gingen nur wenig später durch Alan McInally erneut in Führung. Das für den Finaleinzug notwendige 3:1 wollte aber nicht mehr fallen.

Nach dem Schlusspfiff feierten die Bayernfans bei strömenden Regen die Mannschaft noch minutenlang. Der Autor dieses Beitrags, welcher im nicht überdachten Stehplatzbereich der Südkurve, welche damals gewaltig groß war, stand, nahm als „Andenken“ aus jenem Spiel eine sechswöchige schwere Erkältung mit. 😉

Das Lob für die Mannschaft, ob von Uli Hoeneß  („..das Beste, was ich je von unserer Mannschaft gesehen habe“) oder der italienischen Presse, war riesengroß.

Wahrscheinlich auch noch in dieser Euphorie schwelgend versprach Jupp Heynckes auf der Meisterfeier 1990 den jubelnden Fans auf dem Marienplatz den Gewinn des Europapokals. Nach 23 Jahren, im Jahr 2013, konnte er dieses Versprechen letztendlich einlösen.

Obwohl der FCB Milan 1990 zum einzigen Mal besiegen konnte, reichte es auch in jener Saison nicht dazu, die damalige „Mailänder Übermannschaft“ zu eliminieren. Diese Aufgabe bleibt bis heute auf der „FCB-to-do-Liste“.

18. April 2001 –  FC Bayern – Manchester United 2:1

Ganz anders als die Bilanz gegen Milan sieht jene gegen ManUnited aus, auch wenn die Bayern natürlich die wichtigste Partie zwischen beiden Vereinen im tragischen CL-Finale 1999 in Barcelona, der „Mutter aller Niederlagen“, aufgrund der beiden United-Tore in der Nachspielzeit verloren: 4 Siege – 5 Unentschieden – 2 Niederlagen – 16:13 Tore. Dreimal schaltete der FCB ManUnited seitdem im CL-Viertelfinale aus (2001; 2010; 2014) und zweimal kam man gemeinsam nach den Gruppenspielen in die nächste Runde (1998; 2002).

Paulo Sergios später Siegtreffer zum 1:0 zwei Wochen zuvor in Old Trafford verschaffte den Bayern für jenes CL-Viertelfinalrückspiel eine sehr gute Ausgangslage. Das Olympiastadion war im Rückspiel mit 60.000 Zuschauern natürlich restlos ausverkauft, die Stimmung prächtig.

Giovane Elber ließ die Bayernfans bereits früh in der 5. Minute jubeln, Mehmet Scholl legte kurz vor der Halbzeit zum 2:0 nach. Dieser komfortable Vorsprung wurde jedoch schon sehr bald nach der Pause von Ryan Giggs geschreddert. Dieses 1:2 weckte die Engländer so richtig auf, Oliver Kahn erwischte einen seiner besten CL-Abende, die Unterstützung der Heimfans war auch großartig. Am Ende feierten die Bayern glücklich und verdient den dritten CL-Halbfinaleinzug in Serie, die Revanche für die bittere Finalniederlage von 1999 war gelungen. Der Start zu einem grandiosen Saisonfinale war geglückt und der Rest ist bekanntermaßen legendäre FCB-Geschichte.


Titelbild: Hansi Dorfner nimmt es im Halbfinale 1990 mit „Halb-Mailand“ auf.

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