Ex-Bayern-Star Mehmet Scholl, der 15 Jahre beim deutschen Rekordmeister (1992-2007) spielte, äußert sich im Podcast “Einfach mal Luppen” von Toni und Felix Kroos zur Krise bei seinem Ex-Verein, jedoch ganz anders als beispielsweise Lothar Matthäus, Markus Babbel oder gar Didi Hamann.
Vom 4:2-Sieg beim Debüt von Neu-Trainer Thomas Tuchel über Borussia Dortmund war Scholl noch begeistert gewesen. Dort hat der CL-Sieger von 2001 eine Bayern-Mannschaft gesehen, die gut spielte, gut strukturiert und physisch präsent war. Anschließend konnte die Mannschaft jedoch nur noch eines von sechs Spielen gewinnen. Dazu Scholl: “Man hat das Gefühl, jetzt kam der erste wirkliche Orkan mit drei Klatschen hintereinander. Davon erholt sich eigentlich eine Mannschaft mit einer guten Struktur.” Doch genau diese fehlt aktuell laut dem Ex-Nationalspieler: “Es fehlt die Klarheit, wer macht überhaupt was. Wer darf kreativ sein?”
Dass Team und Verantwortliche aber seit Wochen heftig von zahlreichen seiner Ex-Kollegen, die mittlerweile als Experten arbeiten, angegangen wird, kann Scholl nicht nachvollziehen: “Wir ehemaligen Spieler dürfen nicht alle so tun, als hätten wir immer nur gewonnen oder nicht auch mal solche Phasen gehabt. Bayern ist Zweiter, zwei Titel sind weg und sie haben immer noch eine Chance auf den dritten. Stell dir mal vor, dass eine Mannschaft Meister wird und man redet von einer verkorksten Saison.”
Scholl positiv: “Ich sehe, dass die Spieler sich wohlfühlen und wollen“. Aber viel entscheidender ist für ihn, wie die Mischung aus kreativen Spielern, Führungsspielern und normalen Spielern auf dem Platz ist. “Da herrscht es ein gehöriges Durcheinander. Jeder will, aber keiner kann mehr Kommandos geben. Die Mannschaft bricht bei jedem Druck auseinander. Das kann man nicht mit Taktik auszugleichen. Wo ist die Achse?“
Den Sportvorstand Hasan Salihamidzic, mit dem Scholl neun Jahre zusammen spielte, bewertet er positiv: “Er macht einen guten Job“. Brazzo sei ein “eifriger und engagierter Mensch. Ich sehe nur, wie er sich präsentiert, schaue mir die Transfers an und er macht einen guten Job. Er macht das total authentisch und so, wie er ist.“
Scholl erklärt, dass er insgesamt zu wenig Kontakt zum FC Bayern oder den Spielern habe, um zu erklären, was definitiv falsch gelaufen sei in jüngster Vergangenheit. Das gilt auch für das Handeln seines anderen ehemaligen Teamkollegen Oliver Kahn: “Bei Olli kann ich überhaupt nicht beurteilen, was er macht, weil ich keinen Einblick in die Arbeit eines Vorstandsvorsitzenden habe.”
Der gesamte Verein müsse laut Scholl nun wieder Struktur reinbringen, Aufgaben verteilen und Freude zurückbringen. “Dann wird der FC Bayern auch wieder oben stehen“.
Danke Mehmet, eine sehr wohl tuend(ander)e Analyse!