“Ein Trainer ist nicht ein Idiot” – die Causa Müller

Kommentar von Petersgradmesser

Dass Thomas Müller bereits mit 33 Jahren eine FC Bayern Legende ist, kann niemand bestreiten. Trotzdem gilt in dieser Saison sowohl unter Julian Nagelsmann als auch jetzt unter Thomas Tuchel das “Müller spielt immer” von Louis van Gaal aus dem Jahr 2009(!) nicht mehr – zurecht. Der Ur-Bayer selbst hat das längst eingesehen, sehr viele seiner Fans nicht, was wieder ein gefundenes Fressen für die Medien und all ihre Experten ist.

Der 121-fache deutsche Nationalspieler und Weltmeister von 2014 erzielt zwar in dieser Saison einen Rekord nach dem anderen, fühlt sich aber im FCB-System in dieser Spielzeit nicht mehr so wohl wie in den letzten Jahren, als er zusammen mit seinem kongenialen Sturmpartner Robert Lewandowski Tore wie am Fließband produzierte. Hinzu kommen zahlreiche Verletzungen und Wehwehchen, wie man sie früher von ihm nicht gekannt hatte. Und es gibt auf seiner Position mit Jamal Musiala einen 20-Jährigen, der wohl als größtes deutsches Fußballtalent seit Franz Beckenbauer zu sehen ist, auch wenn es bei dem sympathischen jungen Mann derzeit wie bei so vielen seiner Teamkollegen “hakt“.

Trotz Leistungsknick: Warum Tuchel in höchsten Tönen von Musiala schwärmt – FC Bayern Total

All das sind triftige Gründe, warum Müller im Jahr 2023 beim FC Bayern keine Startelfgarantie mehr besitzt. Obwohl es sicherlich nicht seine Lieblingssituation ist, hat er selbst sich damit ganz offensichtlich abgefunden, arrangiert. Viele FCB-Fans allerdings nicht – und dies führt medial aktuell zu endlos vielen – meist nervigen und völlig unnötigen – Diskussionen. Experten wie z.B. Lothar Matthäus prophezeien Trainer und Verein große Probleme, wenn Müller nicht spielt (klar Loddar, wenn Ex-Spieler vor und nach fast jedem Spiel darauf herumhacken, ist das kein Wunder!), Didi Hamann sieht in Müller einen Sommerabgang 2023.

Für den legendären Raumdeuter steht im Bayern-Spielsystem 2022/23 nicht mehr dieser exponierte Platz zur Verfügung wie in den 13 Jahren zuvor, mit Ausnahme der Kovac-Zeit. Dieser hatte den damals 30-Jährigen brutal rasiert, Jogi Löw hatte es als Bundestrainer schon zuvor getan. Beide leider stillos. Das kann man Nagelsmann aber auch Tuchel keineswegs vorwerfen. Jedoch sind (waren) beide dazu gezwungen dieses mediale Fanproblem entsprechend zu moderieren – und sie tun (taten) es bemerkenswert gut!

Thomas Müller für Nagelsmann ein sehr wichtiger Spieler – FC Bayern Total

Nagelsmann: “Thomas Müller auf mehreren Positionen Weltklasse!” – FC Bayern Total

Tuchel: Höchste Wertschätzung für Thomas Müller – FC Bayern Total

Vielleicht ist er auch ein grandioser Schauspieler, der gute Miene zum bösen Spiel macht. Wer aber den Thomas nach den letzten beiden gewonnenen Spielen gegen Hertha und in Bremen, in welchen er jeweils in der zweiten Halbzeit als Einwechselspieler kam, euphorisch vor der Fankurve den Sieg feiern sah, muss davon ausgehen, dass er mit seiner aktuellen Rolle – zwischenzeitlich auch als Rat gebender Co-Trainer – durchaus zurecht kommt.

Die neue Rolle von Thomas Müller – FC Bayern Total

Auch seine Statements nach dem 2:0-Sieg gegen die Alte Dame aus Berlin vor einer Woche lassen darauf schließen.

FCB-Legende mit Meister-Ansage: “Wir holen uns das Ding”! – FC Bayern Total

Wer jetzt den Assist-König der Bundesliga-Geschichte als Tuchel-Opfer sieht, macht ihn selbst unnötig klein. Sollte er selbst sich nicht verrückt machen lassen – was bei dem geerdeten Naturburschen ziemlich unwahrscheinlich erscheint – dann wird er bei seinem Verein noch eine gute Zeit mit dem einen oder anderen Titel haben, als Einwechselspieler, sicherlich aber auch nicht selten als Startelf-Spieler. Mit seinen 11 Deutschen Meisterschaften ist er sowieso der deutsche Rekordspieler in den Geschichtsbüchern. Bislang steht er bei 439 BL-Spielen für den FCB. Der Rekordspieler des Vereins ist die Legende Sepp Maier mit 473 BL-Einsätzen. Diesen Bestwert könnte der Thomas durchaus noch knacken – und so ganz nebenbei wären dann auch der Rekord von 706-FCB-Pflichtspielen vom Sepp fällig (Müller bisher 663).

Ein Trainer ist nicht ein Idiot“!

Natürlich stammt dieses Zitat aus der legendären Wutrede von Giovanni Trapattoni auf der FCB-PK vom 14. März 1998. Er hat diese Worte damals vor allem an seine aufsässigen Spieler Scholl, Basler und Struntz gerichtet. Heute würde er mit diesen Worten wohl eher die Medien und größere Teile der Anhängerschaft ansprechen. Trainer wie der Trap, Naglesmann oder auch Tuchel wissen nämlich durchaus, was sie tun …

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