„Weichgespültes Pack“ – wieviel Wahrheit steckt hinter Nagelsmanns SR-Kritik?

Julian Nagelsmann ist seit zwei Monaten als FCB-Trainer Geschichte, trotzdem hallt seine Schiedsrichter-Kritik an Tobias Welz nach dem völlig unberechtigten Platzverweis von Dayot Upamecano in der 8. Spielminute bei der 2:3-Niederlage der Bayern in Mönchengladbach nach. Das tut sie nicht zuletzt deswegen, weil derselbe Schiedsrichter gestern beim Spiel FC Augsburg gegen den BVB erneut auf die gleiche Art und Weise in den Meisterschaftskampf eingegriffen hat. Auch der cholerische Deniz Aytekin zeigte sich am Samstag bei Bayern gegen Leipzig als Wiederholungstäter. Beide „Unparteiischen“ hätten von der DFL nie und nimmer für diese Spiele nominiert werden dürfen. FC Bayern Total bietet hier Statistikmaterial im Meisterschaftsduell zwischen FCB und BVB an, welches in dieser krassen Einseitigkeit doch überraschend ist.

Um gleich allen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Der FC Bayern hat für seine Verhältnisse eine sehr schwache Saison gespielt. Dafür gibt es sehr viele Gründe: Die unglaubliche mentale Schwäche dieser scheinbar Anführer-losen Mannschaft, welche sich vor allem im Einbrechen nach 1:0-Pausenführungen in der zweiten Halbzeit auf brutale Weise gezeigt hat. Dass die WM in Katar einen derartigen Bruch in den Leistungen bedeutete, ist neben den zahlreichen schwerwiegenden Ausfällen auch ein Symptom dieser mentalen Schwäche, aus welcher man 2023 nie so richtig herausgefunden hat.

Nach der WM fielen Kapitän Manuel Neuer und Lucas Hernández für die restliche Saison aus, Sadio Mané und Noussair Mazraoui monatelang. In Eric Maxim Choupo-Moting hat man zeitweise einen durchaus adäquaten Lewandowski-Ersatz gefunden, aber auch er fiel zu Beginn der Saison und nun dauerhaft in der entscheidenden Saisonphase aus. Der Trainerwechsel zur absoluten Unzeit ist der gravierende Fehler, den sich die Vereinsverantwortlichen anlasten lassen müssen.

Aber es gibt noch einen Grund, der noch viel stärker zu dieser schwachen FCB-Saisonleistung, zu dieser mentalen Krise beigetragen hat, als viele das zugestehen wollen – Bayernhasser und Medien sowieso, leider jedoch auch viele eigene Anhänger: Die BL-Schiedsrichter haben den Titelkampf maßgeblich beeinflusst. Die anschließenden Statistiken belegen das mehr als eindeutig:

Platzverweise

Während die Bayern drei eigene Platzverweise erhielten (zweimal Gelb-Rot und einmal glatt Rot), ist der BVB – u.a. der Empathie des Herrn Aytekin sei Dank – in dieser Saison ohne einen einzigen Feldverweis ausgekommen. Im Spitzenspiel in Dortmund trat der bereits vorher verwarnte Jude Bellingham Phonzie Davies per Kopftreffer ins Krankenhaus – eher glatt Rot als eine Ampelkarte, durfte aber bis zum Schlusspfiff auf dem Platz stehen. Mit den Bayernspielern Coman und Pavard verfuhr Aytekin wesentlich rigoroser. Borussia Dortmund ist zusammen mit Wolfsburg die einzige BL-Mannschaft, die in dieser Saison keinen einzigen Feldverweis erhielt. Die eigentlich wesentlich faireren Bayern (die mit Abstand wenigsten gelben Karten, weil auch fast permanent selbst in Ballbesitz) liegen dagegen in dieser Statistik auf dem geteilten fünftletzten Platz, was ihnen nachweislich satte fünf Punkte gekostet hat – zwei in Dortmund, drei in Gladbach.

Noch krasser ist der Unterschied, wenn man die Statistiken der Platzverweise bei den gegnerischen Teams betrachtet: In einem FCB-BL-Spiel wurde kein einziger Spieler einer gegnerischen Mannschaft frühzeitig zum Duschen geschickt! Dagegen passierte das fünfmal(!!) bei BVB-Spielen, dreimal in Halbzeit 1!! Der BVB konnte dadurch jede Menge zusätzliche Punkte sammeln.

Die Gesamtstatistik bei den gegebenen / erhaltenen Feldverweisen zwischen BVB und FCB lautet aus Münchner Perspektive 0:8 für Dortmund!! Unfassbar!

Elfmeter

Der BVB bekam in dieser Saison bislang selbst fünf Elfmeter zugesprochen, ihre Gegner lediglich einen einzigen (am 32. Spieltag Gladbach beim Stand von 4:0 für Dortmund). Keine andere Bundesligamannschaft erhielt weniger Strafstöße gegen sich als der BVB. Mit 5:1 Elfmetern (+4) liegt man in der BL-Netto-Elfmeter-Tabelle auf Platz 2 hinter der TSG Hoffenheim (9:3; +6).

Ganz anders sieht es dagegen beim FC Bayern aus: 5:9 (-4) Elfmeter, Vorletzter in dieser Disziplin. Nur die Bochumer Freunde liegen in dieser Tabelle mit 3:14 – eine unfassbare Bilanz – noch weit hinter dem Rekordmeister.

Natürlich erhielten die Bayern einige Elfmeter – mit neun so viele wie noch nie in ihrer 58-jährigen BL-Geschichte – durch tapsige Unkonzentriertheiten. Aber nicht jeden hätte man geben müssen und vor allem hätte man viel mehr selbst bekommen sollen / müssen.

Auch bei den Elfmetern ein sattes Plus von 8 pro BVB!

VAR-Entscheidungen bei Toren

Während dem FCB insgesamt sechs Tore durch VAR-Entscheidungen aberkannt wurden, davon mindestens zwei Mané-Tore sehr umstritten (zuhause gegen Gladbach, in Mainz; kostete in Summe wieder fünf Punkte!), waren es beim BVB nur ganze zwei … Das tausendprozentige Abseitstor von Malen in München zum Endstand von 4:2 wurde dagegen völlig unverständlicherweise gegeben.

Den FCB-Gegnern nahm der VAR lediglich zwei Tore, den Dortmund-Gegnern mit vier doppelt so viele – insgesamt 6:2 versus 2:4 – wieder ein Plus von 6 pro Dortmund.

Zusammenfassung

Wenn man sämtliche Statistiken zu den wichtigen SR-Entscheidungen zusammen nimmt – Platzverweise, aberkannte VAR-Tore, Elfmeter – kommt man zu einem Plus von 22 pro Dortmund. Das ist mehr als beachtlich (eindeutig). Natürlich soll das nicht unterstellen, dass darunter extrem viele Fehlentscheidungen waren. Wenn aber die Statistiken der beiden spielstärksten deutschen Mannschaften so unfassbar unterschiedlich sind, dann stimmt vieles definitiv nicht. Und in diesen Statistiken sind zum Beispiel nicht das 1:1 von RB beim Hinspiel (Foul an Kimmich), das 1:1 von Hoffenheim in München (krasse Fehlentscheidung beim Freistoß vor dem Tor) oder die Spiel- und wahrscheinlich Meisterschafts-entscheidende Szene vom Samstag – geht der FCB per Foulelfmeter mit 2:0 in Führung, gewinnt er gegen Leipzig, so kassiert er das 1:1 und geht mit 1:3 baden – enthalten.

Diese Statistiken sind zu krass einseitig als dass sie nicht absolut entscheidend für die Meisterschaft gewesen wären. Steile These: Hätten die BL-SR den FCB wie den BVB gepfiffen und umgekehrt, wäre Bayern – wie gewohnt – spätestens am 30. Spieltag Meister geworden und der BVB hätte wohl nicht einmal die internationalen Plätze erreicht.

Aber es ist auch so: Diese durchaus unfaire Beeinflussung des Meisterschaftsduells hat wesentlich mehr Leute glücklich gemacht als wäre es komplett korrekt abgelaufen. Das alberne Märchen vom – tatsächlich nie existierenden – Bayern-Bonus sollte man aber nach dieser Saison bitte endgültig knicken.

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

5 Kommentare zu „„Weichgespültes Pack“ – wieviel Wahrheit steckt hinter Nagelsmanns SR-Kritik?

  1. Es ist wie es ist, sämtliche Statistiken sprechen laut dem vorraus gehenden Bericht, alle gegen die Bayern. Aber alles jammern nützt nichts, wir gewinnen am Samstag in Köln und die Ruhrpott- Bienen verlieren ihr Spiel zuhause. Das ist noch meine Hoffnung. Vielen Dank Peter für den ausführlichen Bericht.

  2. Krasse Zahlen, hätte ich in dieser Dimension nicht ansatzweise vermutet.
    Und jetzt verbrenne ich mir lieber nicht den Mund … ich meine die Finger

  3. Mal ganz im Ernst: das hier sind FAKTEN.
    Wer meint, dass er dies mit dem laaaangweiligen Mimimi beleidigend abwerten muss, der wird gesperrt und der Kommentar gelöscht, speziell wenn er Null Komma Null Inhalt enthält und / oder mit eigenen komplett falschen „Fakten“ plump manipulieren will.
    Braucht hier niemand – aber es gibt genügend andere Seiten in den Social Media, die dieses „Niveau“ liebend gerne aufsaugen.

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