Kommentar von Petersgradmesser
Dem FC Bayern droht nach elf Jahren die erste titellose Saison. Nach der 1:3-Heimniederlage gegen RB Leipzig hat es der Rekordmeister am letzten Spieltag nicht mehr in der eigenen Hand, die Schale zum elften Mal in Serie nach München zu holen. Dafür erntet der Verein in der BILD scharfe Kritik vom Ex-Spieler Lothar Matthäus.
Lothar via Boulevard: “Ob doch noch vielleicht Meisterschaft oder nicht: So kann es nicht weitergehen beim FC Bayern! Es muss jetzt eine knallharte Analyse geben und eine schonungslose Aufarbeitung mit Konsequenzen, auf und neben dem Platz. Ohne Rücksicht auf Namen oder Positionen.”
Er wettert weiter: “Das, was wir seit einiger Zeit sehen, ist nicht mehr Bayern-like. Es wurden insgesamt viel zu viele Fehler gemacht, in der Klubführung und sportlich. Nicht erst in dieser Saison, das fing schon in der vorigen Saison an. Zum Beispiel die Kaderzusammenstellung: Es wurden Namen verpflichtet, aber die Frage ist, sind das auch wirklich Bayern-Spieler, Mia san mia-Spieler? Ich habe in der zweiten Halbzeit gegen Leipzig kein Mia san mia mehr gesehen. Das ist das, was viele andere Bayern-Insider und auch ich seit Wochen sagen: Das Mia san mia, diesen fast einzigartigen Zusammenhalt, diese Identifikation mit dem Klub, gibt es nicht mehr. Das sieht man auch an der Mannschaft wie sie spielt“.
Alles Mia san mia – oder was? Dieses Mia san mia war übrigens ein Marketing-Schachzug des Westfalen Kalle Rummenigge – abgekupfert vom katalanischen “Més que un club” des FC Barcelona und das nach(!) Lothars Spielerkarriere. Abgesehen von der mangelhaften korrekten Aussprache dieses bayerischen Ausspruches benutzen viel zu viele Fans ihn auch noch inhaltlich falsch. Der Loddar aus Franken irgendwie auch.
Nur weil eine Mannschaft mental kollabiert, heißt es noch lange nicht, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl nicht stimmt. Ohne echten Anführer geht sie zuletzt regelmäßig unter, wenn der Spielverlauf es nicht gut mit ihr meint. Mit dem Verein identifiziert sich die Truppe aber eigentlich mehr als die Bayern zu Lothars Zeiten (1984 – 88; 1992 – März 2000). Dass man nach jedem Spiel – auch den ganz gruseligen – noch in die Fankurve geht, kennt der Lothar kaum aus seiner eigenen Karriere. Da ist man meist grußlos nach dem Match in die Kabine gestapft.
Und die Leistungen waren in Lothars Karriere selten wirklich besser als in dieser so verpatzten FCB-Saison – und das ganz ohne störende WM und massenhafte Benachteiligungen durch die Bundesliga-Schiedsrichter. Holen die Bayern noch den Sieg in Köln, haben sie ein besseres Punkt- und Torverhältnis als Matthäus in neun seiner elf FCB-Spieljahre, die er zu Ende gespielt hat. Die Bayern kämen – bei einem immer noch herausragenden Torverhältnis – auf 71 Punkte. Zu Lothars Zeiten waren die Bayern nur 1986/87 (73 Punkte) und 1998/99 (78 Punkte) besser.
Und ganz zum Schluss seiner FCB-Zeit verließ der Lothar das Team mitten in der Saison im März 2000, um nach New York zu gehen. Wenig “Mia san mia”-like. Zusammen hätte man tatsächlich die Chance gehabt, die Champions League zu holen. Übrigens waren zu Loddars Zeiten die Grüppchen-Bildungen in der Mannschaft viel offensichtlicher als heute. Einige Spieler konnten – ganz offen – gar nicht miteinander, wie z.B. Matthäus und Jürgen Klinsmann. Von welchen (positiven) Mia san mia Erfahrungen spricht unser fränkischer Möchtegern-Greenkeeper eigentlich?
PS: In der Rehhagel-Saison 1995/96 – damals spielten die Spieler offensichtlich tatsächlich gegen den Trainer – holten die Bayern ganze 62 Punkte, obwohl sie vor der Saison gewaltig aufgerüstet hatten. Der BVB wurde mit 68 Punkten – so viele hat der FCB nun nach 33 Spieltagen – Meister. An den letzten sechs Spieltagen holten die Bayern ganze fünf(!) von 18 möglichen Punkten! Eine Mia san mia Diskussion gab es trotzdem nicht.
Langsam geht es zu weit mit denen Kommentare, ich finde es hat noch keine einzige Mannschaft geschafft in 10 Jahren wo Meister geworden ist, wie Bayern München, wenn es nicht klappen sollte, steht man weiterhin hinter der Mannschaft und schimpft nicht auf Spieler, es gibt nur ein Bayern München ❤️❤️ Mia San Mia ❤️❤️
Zumal es in dieser Saison viele triftige Gründe gibt, warum es nicht so funktioniert.
Von Verantwortlichenseite heißt es nun, seriös und besonnen zu reagieren. Nicht wie es die Medien fordern und auch nicht wie manch wild und nervös gewordener Fan, der alles umkrempeln will.