Auch wenn die Übernahme des Traineramtes von Julian Nagelsmann für Thomas Tuchel sportlich bei Weitem nicht so reibungslos verlief, wie sich das alle beim FC Bayern und wohl auch er selbst gewünscht haben, hat er mit der gestern gewonnenen Deutschen Meisterschaft etwas erreicht, was in der 60-jährigen Bundesligageschichte bislang natürlich nur dem Kaiser Franz gelang.
Tuchel ist nach Franz Beckenbauer erst der zweite Cheftrainer der Bundesligahistorie, der eine Mannschaft in der Rückrunde übernommen und zur Deutschen Meisterschaft geführt hat.
Die FCB-Legende übernahm in der Saison 1993/94 die Verantwortung für das Team um Matthäus, Scholl, Helmer & Co nach dem 20. Spieltag von Erich Ribbeck. Die Bayern standen damals auf Platz 3 und obwohl der Franz seine Premiere als FCB-Coach am 13. Februar 1994 zuhause gegen den VfB Stuttgart mit 1:3 verlor, befanden sich seine Bayern zwei Spieltage später schon an der Tabellenspitze und gaben diese anschließend nicht mehr her. Die Meisterschaft war damals tatsächlich ein Schneckenrennen und wurde wie in der gerade abgelaufenen Saison am letzten Spieltag entschieden. Beckenbauers Bayern hatten am Saisonende umgerechnet 61 Punkte, nie hatte der FCB bei seinen 32 BL-Meisterschaften weniger Punkte, in der BL-Historie nur Eintracht Braunschweig 1966/67 mit 60 Punkten noch weniger. Dafür traf der Kaiser am Abend des Titelgewinns im Aktuellen Sportstudio an der legendären Torwand (unten rechts) von einem Weißbierglas aus 😉
Tuchels Bayern haben somit in der abgelaufenen Saison 10 Punkte mehr gewonnen als Beckenbauer, Matthäus & Co 1993/94. Mit einem Punkteschnitt von 2,11 hat Tuchel zudem einen etwas besseren als der Kaiser damals (2,07). Es war damals die erste Deutsche Meisterschaft für den FCB nach vier Jahren Wartezeit, die Erwartungen sind dagegen heute ganz anders.