Original Thomas Müller zum letzten Spieltag: Nie den Optimismus verlieren und am Ende „gemeinsam die Verrücktheit feiern“!

Einmal im Monat kommt der mittlerweile legendäre, immer interessante und meistens höchst amüsante Newsletter von Thomas Müller heraus. So auch heute Abend. Den verrückten Meisterschaftstag in Köln fasst er im kommenden Beitrag zusammen. Thomas, ich hoffe, du gestattest, dass dein Originalbeitrag hier quasi als Gastbeitrag für alle FCB Fans dieser Seite verwendet wird:

Abgerechnet wird zum Schluss

Das letzte Spiel beginnt für mich eigentlich eine Woche vorher im direkten Anschluss an die Niederlage gegen Leipzig in der Allianz Arena.
 
Wir hatten alles in der Hand und verlieren dann das Spiel. Ihr könnt es euch denken: die komplette Enttäuschung auf allen Ebenen.
 
Aber irgendwie habe ich sehr schnell ein anderes Gefühl bekommen. Ich wollte dieser allgemeinen Enttäuschung gar keinen Platz geben und habe versucht sofort gegenzusteuern. Positivität und Optimismus waren angesagt. Es ging nur darum, uns am letzten Spieltag nochmals in Positionen zu bringen. Volle Kraft voraus und schauen wir mal, was wir dafür bekommen. Wunder gibt es immer wieder 🙃

Für Negatives, Kritik und tiefere Analysen bietet die Sommerpause sicherlich genug Zeit.

Verrücktes Ende einer turbulenten Saison

Die Kölner mit Mannschaft, Fans und Stadion sind kein leichtes Pflaster. Das Team ist bekannt für aggressiven Fußball mit starkem Pressing. Der Platz trocken und stumpf, das Wetter heiß. Ein herausforderndes Setup also.

Das Spiel gleicht einem Spiegelbild unserer durchwachsenen Rückrunde. Ein klasse Tor durch Kingsley bringt uns die frühe Führung, meine eigene gute Chance geht an den Pfosten. Das Tor von Leroy wird korrekterweise aberkannt.

Es geht also mit 1:0 in die Halbzeit. Alles vermeintlich auf Spur, aber dennoch weiterhin Spitz auf Knopf.

Zur Halbzeit stellen wir ein bisschen um und konzentrieren uns aufgrund der Gesamtkonstellation bewusst mehr auf die Defensive.

Durch den späten Elfmeter für Köln mit anschließendem Gegentor werden diese Pläne dann wieder komplett über den Haufen geworfen. Rolle rückwärts, zurück in die Offensive. Wir brauchen mindestens ein Tor.

Gleich nach meiner Auswechslung besorge ich mir ein Handy von einem unserer Physiotherapeuten, um ganz nah an den Geschehnissen in Dortmund zu sein.

Seit der 2:0 Pausenführung der Mainzer beim BVB sind meine Gedanken: Wenn Mainz bis zur 80. Minute in Führung bleibt, könnte es klappen. Verrückt.

Aber zunächst müssen die eigenen Hausaufgaben erledigt werden.

Dann die Erlösung auf unserer Seite.

Jamal macht eine Aktion wie aus einem Guss. Ich habe einen perfekten Blickwinkel auf die Flugbahn des Balles und sehe schon direkt beim Schuss, dass er in die rechte Tasche gehen wird.

Ein Weltklasse Tor zur Meisterschaft?!

Die Emotionen, die bei uns Spielern und allen Fans des FCB dadurch freigesetzt werden, sind dann der Wahnsinn. Dieser Verlauf hat wirklich den maximalen Impact auf die Drüsen.

Nach dem Spiel stehen wir im Kreis zusammenrund um das Handy. Ich gebe im 5 Sekundentakt den Spielstand durch.
 
Unsere Stimmung: Pfeif ab, scheiße 2:2 … peif doch einfach das Ding ab.
 
Auf einmal kommt der Jubelschrei aus unserer Fankurve. Die ersten Jungs von uns geben sich dem Jubel hin. Im Ticker auf dem Handy steht aber noch nichts von einem Abpfiff.
 
Aber dann denke ich mir, passt schon, die werden schon recht haben. Jetzt wird gefeiert und zwar gescheit!

Die Stimmung auf dem Platz und im gesamten Station war überragend. Nicht nur unsere Fans waren gelöst, auch die Kölner Fans haben gefeiert. Weniger uns, aber ihren langjährigen Kapitän Jonas Hector und ihren Torwart Timo Horn, die beide verabschiedet wurden. Ich kenne den Jonas schon lange. Jeder Kölner hatte ein Hector-Trikot an. Toller Abschied, Gratulation auch von meiner Seite.
 
Wir waren lange auf dem Platz, irgendwann sind wir dann rein in die Kabine. Unser Präsident Herbert Hainer wollte etwas sagen. Natürlich auch zur Bekanntgabe der Personalentscheidungen rund um Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić, die bereits während des Spiels in der Presse durchgesickert waren. Dazu komme ich gleich noch, aber zurück zum Feiern.

In der Kabine wurde lauthals gefeiert. Musik, Bier und Pizza durften nicht fehlen, Choupo war DJ.

Ein schöner Aspekt, den vielleicht nicht alle mitbekommen haben: Unser ganzes Team hinter dem Team und alle Spieler waren nach Köln mitgereist, auch wenn sie vor Ort keinen Job zu erledigen hatten. Wir lagen uns alle in den Armen.
 
Und so haben wir gemeinsam die Verrücktheit gefeiert und uns gefreut, das miterleben zu dürfen. Wir sind alle Kinder der Bundesliga und des Fußballs. Und dieses Finale war einfach der Wahnsinn. Dafür liebe ich den Fußball.
 
Später ging’s mit dem Flieger zurück nach München. In einer Partylocation haben wir dann noch im engeren Umfeld weiter gefeiert.

Veröffentlicht von gastautorfcbtotal

Gastautoren von FC Bayern Total

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