Wäre Manuel Neuer rechtzeitig zum Trainingsauftakt fit geworden, wäre das große FCB-Torwart-Sommer-Theater sicherlich nicht zur Aufführung gekommen. So gibt es täglich neue Inszenierungen mit wechselnden Protagonisten. Vor allem Yann Sommer hat sich das wohl anders vorgestellt, denn bei einer rechtzeitigen Rückkehr des fünfmaligen Welttorhüters, hätte er den Verein wechseln können, um seinen Stammplatz im Schweizer Team für die EURO 2024 zu sichern.
André Onana ist dabei, Inter Mailand in Richtung Manchester United zu verlassen. Deshalb möchte der CL-Finalist Yann Sommer als Ersatz für den Kameruner verpflichten. Auch der 34-jährige Keeper der Nati ist offen für einen Wechsel nach Italien. Sein Problem: Er darf den FC Bayern erst verlassen, wenn Neuer eine gewisse Anzahl an Spielen absolviert hat.
In den vergangenen Tagen gab es zahlreiche Diskussionen und Spekulationen rund um die ominöse Ausstiegsklausel von Sommer. Laut Sky soll es diese Klausel gar nicht geben, demnach kann der Schweizer die Bayern nicht ohne Zustimmung des Vereins verlassen. Die BILD dagegen verweist auf Uli Hoeneß, der vor kurzem öffentlich bestätigt hat, dass Sommer eine entsprechende Klausel in seinem Vertrag besitzt, die es ihm ermöglicht den FCB vorzeitig zu verlassen.
Neben einer festgeschriebenen Ablöse, die sich auf 9-10 Millionen Euro belaufen soll (andere Quelle schreiben von mindestens 8 Millionen Euro), gibt es allerdings eine weitere Bedingung, die erfüllt sein muss, damit Sommer seine Ausstiegsklausel ziehen kann. Christian Falk und Tobi Altschäffl informieren im Podcast Bayern Insider, dass die Klausel erst dann in Kraft tritt, wenn Manuel Neuer drei Pflichtspiele absolviert hat.
Das erscheint unmöglich, denn somit müsste der 37-Jährige vor dem Ende der Sommer-Wechselperiode alle Pflichtspiele des Rekordmeisters absolvieren. Die Bayern bestreiten im August exakt drei davon: Am 12. August gegen RB Leipzig im DFL Supercup, am 18. August bei Werder Bremen zum Bundesliga-Auftakt und am 27. August zuhause gegen den FC Augsburg. Stand heute – Neuer soll im August nach der Asien-Tour seiner Kollegen ohne ihn langsam ins Teamtraining integriert – ist dieses Szenario nicht denkbar.
Ein schönes Dilemma für alle Beteiligten. Worst Case für Sommer: Er steht im August bei allen drei Spielen im Bayerntor und verliert dann im September seinen Stammplatz an den gesetzten Neuer. Worst Case für den FCB: Man lässt Sommer im Sommer doch noch ziehen, aber Neuer erreicht seine alte Form nicht mehr etc…
Sollte man sich beim Rekordmeister nicht lieber doch noch nach einem zukunftsträchtigen jungen Torwart umschauen, der entweder Neuer ganz schnell ersetzen kann / muss oder perspektivisch sein Nachfolger wird? Der kostet dann aber auch seine 30 Millionen Euro … im Vergleich zu Neunern und Sechsern sowieso ein Schnäppchen … und dennoch ebenso wichtig.
Ich kann mich nur wiederholen: “Sommer zu Inter Mailand auf jeden Fall ziehen lassen, denn mit seinen Leistungen war er kein Gewinn für den FCB. Dann versuchen de Gea (vertragslos und ablösefrei) als Übergangslösung zu verpflichten – für die nächsten zwei, drei Jahre. Sollte das nicht gelingen, was durchaus an den Gehaltsvorstellungen scheitern könnte, dann endlich das Vertrauen in Sven Ulreich setzen, dem man meines Erachtens in dem ganzen Torwart-Theater viel zu wenig Wertschätzung entgegen bringt. Mit “Ulle” kann man die Zeit auf jeden Fall überbrücken, bis Manuel Neuer wieder fit ist. Sollte er nicht zurückkommen, was durchaus denkbar sein könnte, dann hat man immer noch in der Winterpause Zeit um in der “Zerberusfrage” einen Torhüter mit Klasse und Zukunftsperspektive zu verpflichten. Ich habe zwischenzeitlich wenig Verständnis, dass unsere Verantwortlichen dieses elementare Personalproblem nicht lösen!