… vor allem wenn man die Konstellation betrachtet.
Schade, dass es ganz am Ende doch nicht mehr zum Unentschieden gereicht hat, sonst hätte die Überschrift nämlich geheißen “Bayern-Bubis düpieren (blamieren) den Champions League Sieger” in der zweiten Halbzeit.
Das heutige Spiel gegen den amtierenden Triple-Sieger Manchester City hatte zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten. Aber schon die Grundvoraussetzungen beider Teams waren ungleich: Während die Bayern erst seit – inklusive heute – zwölf Tagen im Training sind, befindet sich Peps Truppe schon seit fast drei Wochen in der Saisonvorbereitung. Das hängt auch damit zusammen, dass die Premier League eine Woche früher als die Bundesliga startet.
Bekanntermaßen hat ManCity – wie alle englischen und spanischen Topvereine – einen viel größeren tieferen Kader. Zudem spielte der FCB heute ohne Sechs: Zu den in München gebliebenen Manuel Neuer, Thomas Müller, Eric Maxim Choupo-Moting (Aufbautraining) und Raphael Guerreiro (Muskelbündelriss in der Wade) verzichtete Thomas Tuchel auch noch auf die in der Vorbereitung hinterher hinkenden Matthijs de Ligt und Minjae Kim. Auch das spielte im heutigen Match eine riesige Rolle.
In die erste Halbzeit startete der FCB mit der vermeintlichen Bestbesetzung: Yann Sommer; Alphonso Davies; Dayot Upamecano; Benjamin Pavard; Noussair Mazraoui; Konrad Laimer; Joshua Kimmich (C); Kingsley Coman; Jamal Musiala; Leroy Sané; Serge Gnabry.
Die Bayern dominierten mit dieser Aufstellung in Halbzeit 1 insgesamt den CL-Sieger, hatten vor allem ein deutliches Übergewicht an (Groß-)Chancen. Unter anderem krachte Leroy Sanés fantastischer Freistoß aus fast 25 Metern an die Latte. Ederson wäre völlig chancenlos gewesen, er reagierte nicht einmal.
Das Tor fiel aber – nicht untypisch für die Bayern – auf der Gegenseite. Nachdem Sommer vorher noch glänzend pariert hatte, staubte James John McAtee zum 1:0 (21.) ab. Das war auch der Halbzeitstand.
Zur Halbzeit wechselte Tuchel dann komplett durch. So standen auf dem Platz: Sven Ulreich; Frans Krätzig, Josip Stanisic, Antonio Tikvic, Bouna Sarr; Ryan Gravenberch, Leon Goretzka; Paul Wanner, Gabriel Vidovic, Sadio Mané; Mathys Tel.
Guardiola konnte dagegen beide Halbzeiten mit voller Profikapelle durchspielen, ließ sogar den überragenden Bernardo Silva bis zur 72. Minute auf dem Platz und konnte zum zweiten Durchgang unter anderem mit Erling Haaland nachlegen.
ManCity dominierte zwar die 2. Halbzeit mit dem gewohnten Ballbesitzfußball, ein derartiges Chancenplus wie die Bayern in den ersten 45 Minuten konnte der CL-Sieger jedoch nicht herausspielen. Die Bayern setzten zudem immer wieder Nadelstiche. Früh in der 2. Halbzeit hätte man außerdem gerne eine Wiederholung gesehen oder den VAR gehabt, als Joao Cancelo (nun wieder im City-Trikot) Sadio Mané im eigenen Strafraum robust von den Beinen holte.
In der 81. Minute dann der überraschende aber insgesamt absolut verdiente 1:1-Ausgleich der Bayern. Frans Grätzig setzte sich auf der linken Außenbahn mit seiner starken Technik durch, eigentlich hätte schon Paul Wanner seine präzise Hereingabe zum Ausgleichstreffer nutzen müssen, dies tat dann aber Mathys Tel in Mittelstürmer-Manier im Nachschuss. Der 18-Jährige krönte damit seine starke Leistung.
Anschließend brachte Tuchel auch noch Aleksandar Pavlovic (für Wanner) und Arijon Ibrahimovic (für Vidovic). In der 86. Minute fiel dann leider doch noch der City-Siegtreffer durch Aymeric Laporte – wie beide Treffer zuvor auch im Nachschuss.
Die Bayern in Halbzeit 2 mit zwei 17-Jährigen (Wanner, Ibrahimovic), einem 18-Jährigen (Tel), drei 19-Jährigen (Vidovic, Tikvic, Pavlovic) und einem 20-Jährigen (Krätzig). Unter 20 Jahre war in Peps Truppe heute lediglich der 18-jährige Engländer Rico Lewis.
Fun Facts:
Edelreservist Bouna Sarr spielte in der zweiten Halbzeit eine durchaus starke unaufgeregte Partie. Für sehr viele Bundesligisten wäre er definitiv eine Verstärkung.
Wie schon im CL-Achtelfinale gegen Kylian Mbappé spielte Stanisic eine bockstarke Partie gegen Haaland. Der Wikinger kam kaum zum Zug.
Auch letztes Jahr startete der FCB im Sommer mit einer – damals 0:1 – Niederlage gegen City in die Saison. Die Grundvoraussetzungen waren nicht unähnlich. Die heutige Leistung sollte aber dem deutschen Rekordmeister noch viel mehr Selbstvertrauen für die nächste Saison geben.
PS: Die heutige insgesamt sehr starke 1. Halbzeit lieferte erneut den Beweis, dass der FC Bayern mit einer richtigen “Neun” spielen muss. Wo bleibt Harry? Oder man beginnt eben mit Mathys Tel. Der Junge hat es definitiv auch drauf, kann aber auch in anderen Offensivpositionen eingesetzt werden.
Mit der Leistung kann man heute – vor allem auch angesichts aller Umstände – sehr zufrieden sein.