Mit der 0:3-Supercup-Klatsche gegen RB endlich die letzte Saison abhaken

Nach durchaus gelungenen Auftritten in den Testspielen zeigten die Bayern im heutigen Supercup-Spiel gegen RB Leipzig fast alle Schwächen der Rückrunde der letzten Saison. Das Gute daran: Es bestehen große Chancen und Hoffnungen, dass man alles korrigieren kann. Der Supercup – das Duell Meister gegen Pokalsieger – gehört quasi noch zur alten Saison – und die MUSS mit dem heutigen Spiel endlich abgeschlossen sein.

Schon das 0:1 durch Dani Olmo – mit drei Treffern natürlich Man of the Match – nach nicht einmal drei Minuten war ein Spiegelbild der vergangenen Saison, in allen Details: Ein scheinbar leichter Ballverlust von Joshua Kimmich leitet eine FCB-Fehlerkette ein, die eine knappe Minute später endgültig zum Gegentreffer führte. Genauer beleuchtet war der leichte Ballverlust vom Joshua jedoch nicht unbedingt sein Fehler, sondern ein Foul an ihm. Dem 0:1 ging ein Freistoß für Leipzig voraus, das Vergehen des FCB-Abwehrspielers war jedoch klar weniger als kurz vorher die Aktion gegen den FCB-Kapitän. Das war so ein bisschen die Linie von SR Dankert im ganzen Spiel. Was man links pfeift, muss man rechts noch lange nicht ebenso tun. Der Leipziger Freistoß selbst war dann auch nicht wirklich zwingend. Mehrere FCB-Abwehrspieler hätten die Flanke final klären können – letztendlich verwandelte Olmo durch Freund und Feind hindurch nach einer totalen Konfusion in der FCB-Defensive (Titelbild).

Die restliche erste Halbzeit gehörte dann fast komplett dem FC Bayern. Leipzig ließ sich ganz tief fallen, machte die Räume dicht, trotzdem hatte der Meister riesige, eigentlich hundertprozentige Torchancen durch Serge Gnabry und noch mehr durch den 18-jährigen Mathys Tel. Als Leipzigs Mohamed Simakan bei einer Rettungsaktion kurz vor der Halbzeit den Ball an den eigenen Pfosten setzte, hätte Bayern längst in Führung liegen MÜSSEN. Stattdessen erhöhte Leipzig durch eine ebenso technisch feine wie glückliche Solo-Aktion zum 2:0. Ob die wunderbare Ballmitnahme, die er auch zum erheblichen Teil erstolperte, wirklich so geplant, wird Olmo wahrscheinlich nicht verraten. Abschluss per Pike durch die Hosenträger von Sven Ulreich.

Mit neuen Kräften – Minjae für de Ligt, Mazraoui für Pavard und Coman für Laimer – starten die Bayern technisch stark und furios in die zweite Halbzeit. Vor dem Tor wollte es aber einfach nicht klappen.

Dann wurde Harry Kane in der 64. Minute unter dem tosenden Applaus der Bayernfans für den engagierten aber glücklosen Tel eingewechselt. Das Tor fiel aber auf der anderen Seite. Ohne dass in der Situation nur ansatzweise Torgefahr bestand, ging der Ball an Mazraouis Arm. Olmo verwandelte den Handelfmeter zum 3:0 – die Entscheidung. Kritische Situationen im Leipziger Strafraum waren Dankert immer zu wenig für einen Strafstoß, der VAR hatte komplett dienstfrei.

Danach tat sich nicht mehr sehr viel. Mazraouis Kopfball aus kurzer Distanz – manche Fans hatten bereits den Torschrei auf den Lippen – streichelte noch den rechten Außenpfosten des RB-Tores, welches von Blaswich überragend gehütet wurde. Diese Aktion hätte eine Viertelstunde vor Spielschluss noch eine Aufholjagd einleiten können. Tat sie aber nicht und so plätscherte die Partie danach eher dem Schlusspfiff entgegen. Die Leipziger Konter blieben gefährlich, wurden aber nicht mehr so konsequent zu Ende gespielt.

Die Lehren aus dem Spiel:

Bayern hat ein Spiel gegen einen möglichen Meisterschaftskonkurrenten mit 0:3 verloren, obwohl man selbst über das gesamte Spiel hinweg die insgesamt besseren herausgespielten Torchancen hatte. Ein vergleichbares Dilemma wie in der Rückrunde der vergangenen Saison. Aber seit heute ist Harry Kane Bayernspieler! Mit einem Kane in Normalform wäre Bayern bereits Mitte der ersten Halbzeit in Führung gelegen und die Statik des Spiels wäre eine ganz andere gewesen.

Bayern hat einige hochkarätige Innenverteidiger, die jedoch noch nicht eingespielt und ganz fit sind. Upamecano hat in der vergangenen Saison die letzten sechs Wochen verletzungsbedingt gefehlt, de Ligt verletzte sich nach der Saison bei seiner Nationalmannschaft und startete verspätet in die Vorbereitung mit dem Team. Minjae Kim kam erst sehr spät zur Mannschaft, nachdem er noch in Südkorea einen Teil seines Militärdienstes absolvieren musste. Hier ist das Potenzial noch nicht ansatzweise ausgeschöpft.

Ähnlich wie bei den vielen hochkarätigen Torchancen des hochtalentierten 18-jährigen Tel wurde heute eine andere Schwachstelle offensichtlich, die jahrzehntelang beim FCB mit Weltklasse vertreten war, aber aktuell lediglich von vielen mit Ulle Ulle Ulle wegretuschiert wird. Die Bälle, die Leipzigs Torwart Blaswich großartig parierte, rutschten bei Sven Ulreich alle rein. Hier muss endlich nachgelegt werden. Und zwar absolut erstklassig, ohne dabei weiterhin hauptsächlich Richtung Manuel Neuer zu schielen.

Also: Ein Neuzugang, ansonsten muss das vorhandene großartige Personal schlichtweg besser zueinander finden. Wenn das bald passiert, muss man auch nicht mehr permanent über das Mittelfeld schimpfen bzw. einen neuen Sechser fordern.

Eine 0:3-Klatsche gegen einen wenig geliebten Gegner nervt. Aber sie kann so früh in der Saison auch hilfreich und lehrreich sein. Schauen wir jetzt einmal, wie RB das mental verkraftet. Sollten die Roten Bullen das heutige Ergebnis überbewerten, haben sie in der kommenden Spielzeit keine Chance …

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

2 Kommentare zu „Mit der 0:3-Supercup-Klatsche gegen RB endlich die letzte Saison abhaken

  1. Ganz starke Analyse! Eigentlich sollte man nur noch hier (und auf der Vereins-HP, wenn es nicht um “heikle” Sachen geht) lesen …
    Danke!

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