Yann Sommer bei Bayern “durch Dreckschleuder gezogen”

… so der Vorwurf des aktuellen Schweizer Nationaltrainers Murat Yakin in einem Interview mit Sport1.

Die Bayern-Zeit ist nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Er braucht ein Urvertrauen, um 100 Prozent Leistung bringen zu können“, so Yakin über den in München nie unumstrittenen 34-Jährigen, der mittlerweile bei Inter Mailand unter Vertrag steht: “Yann wurde durch eine Dreckschleuder durchgezogen. Das hatte er nicht verdient. Er wurde zu einem Opfer eines Mechanismus, der sich nur bei Bayern abspielt.

Der 48-Jährige weiter: “Als er zur Nationalmannschaft kam, habe ich natürlich mit ihm gesprochen. Das war nicht der Yann, wie ich ihn kenne. Er hatte einen extremen Druck bei Bayern, dem er letztlich auch standgehalten hat.

Bei Sommer müsse man immer auch den Menschen sehen, erklärte der frühere Bundesligaprofi (1. FC Kaiserslautern, VfB Stuttgart). Sommer habe bei Bayern zwar sportlich den Rückhalt gespürt, aber es habe dann doch etwas gefehlt. “Die ganze Kritik hat sehr an ihm genagt. Ich habe diese nicht verstanden. Man kannte Yann und wusste, wen man holt. Er hat gezeigt, was er kann. Und er hat sich auch nie beklagt. Die Bayern-Zeit war nicht leicht für Yann, damit hat er schon zu kämpfen gehabt“.

Sommer war im Januar von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern gewechselt. Nach nur sieben Monaten als Vertreter des verletzten Manuel Neuer zog er weiter in die Serie A zum CL-Finalisten Inter Mailand.

Yakin spricht damit völlig zurecht den gewaltigen Druck an, den im Grunde genommen alle Spieler des deutschen Rekordmeisters erleiden. Deswegen sind die Forderungen zahlreicher Fans nach dem regelmäßigen Einbau von jungen Talenten völlig realitätsfremd. Wenn diesen zu viel Verantwortung übertragen wird und sie liefern nur kurz nicht zur Zufriedenheit der Fans ab, dann passiert so etwas, wie es dem höchsttalentierten Mathys Tel nach dem Supercup-Spiel gegen Leipzig passiert ist.

Ein bisschen nebulös bleibt auch, an wen Yakins scharfe Kritik hauptsächlich gerichtet ist. Der meiste Druck kommt durch die riesige Erwartungshaltung der vielen Millionen an eigenen Fans, die im Grunde genommen Woche für Woche Weltklasse einfordern. Diesen Ball nehmen die Medien natürlich dankend auf und der Verein hat dann nur wenige Möglichkeiten, den eigenen Spielern zur Seite zu stehen, vor allem in den Fällen, wo diese auch nicht unbedingt die hohen Erwartungen des Vereins erfüllen.

Yann Sommer war dennoch in München in seinem Verhalten ein Sympathieträger und Vorzeigeprofi. Zudem hat er mit 34 Jahren mit der Deutschen Meisterschaft den ersten großen Titel seiner Karriere gewonnen. Der gewaltigen Mehrheit der Bayernfans wird er sehr positiv in Erinnerung bleiben. Dennoch bedenklich, wenn so ein routinierter Nationaltorhüter derart unter dem gewaltigen Druck leidet. Nicht recht haben dürfte Yakin jedoch, wenn er behauptet, dass sich dieser Mechanismus nur beim FC Bayern abspielt. Bei allen anderen Weltklassevereinen sollte das ganz genauso sein.


Update 7. September 2023

Dass dies keine Kritik an der Vereinsführung des Rekordmeisters war, wie es Teile des Boulevards etwas schäbig ausgeschlachtet haben, sollte jedem Fußballfan sofort klar gewesen sein. Das betont nun Yakin auch gegenüber der BILD: “Es geht mir nicht um die Art und Weise, wie Bayern mit einem Spieler oder in dem Fall unserem Torwart umgeht, sondern darum, wie sehr ein Spieler der Bayern im Fokus der Medien, der Experten und der Öffentlichkeit steht. Diesem Mechanismus sind eben vor allem Spieler des FC Bayern ausgesetzt.” (Siehe dazu oben auch die Ausführungen in diesem Beitrag)

Veröffentlicht von fcbayerntotal

Admin und Autor von FC Bayern Total

2 Kommentare zu „Yann Sommer bei Bayern “durch Dreckschleuder gezogen”

  1. Ich bleibe dabei und habe das auch schon hier mehrfach in diesem Forum geschrieben:
    “Es war ein Riesenfehler von den damaligen Verantwortlichen Yann Sommer zu holen und ihn
    mehr oder weniger der Nr. 2 – Sven Ulreich – vor die Nase zu setzen und ihm dazu noch das absolute Spieleinsatzrecht zu geben! Viele Mitglieder und FCB-Fans haben das nicht verstanden. Insofern hatte Yann Sommer von Beginn an, sportlich gesehen, ein sehr schweres Standing in München, zumal sein Torwartspiel nicht ohne Fehler war – vielleicht wegen dem Druck, der von außen auf den Menschen Yann Sommer prasselte. Diejenigen, die damals diesen strategischen Fehler begangen, sind nicht mehr im Amt; daher ist es müßig jetzt noch darüber zu diskutieren.
    Yann Sommer ist ein ausgezeichneter, sympathischer Sportler – chrakterlich absolut in Ordnung.
    Für ihn als Mensch tut es mir unheimlich leid, und ich wünsche ihm privat und bei Inter Mailand
    alles erdenklich Gute. Leider war er zum falschen Zeitpunkt, am falschen Ort (FC Bayern München).

    1. Und ich bleibe dabei: es war absolut richtig, Yann Sommer zu holen. Er konnte zwar nicht in die übergroßen Fußstapfen des 5-maligen Welttorhüters treten, ist aber dennoch eindeutig besser als Ulreich.

      Diese Nibelungentreue einiger “Ullegans” nervt gewaltig. Seine gewaltigen Defizite im Fußballerischen hat er in allen 3 BL-Partien zur Genüge gezeigt. Hoffentlich kommt Neuer bald … oder alternativ Peretz.

      PS: Sommer war auch nicht zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Er selbst hat sich ja auch überschwänglich von München verabschiedet. Möglicherweise bleibt die DM 2023 sein einziger großer Titel (sorry Schweiz!)

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