Konnte man das Vorrunden-Ausscheiden bei der Winter-WM in Katar noch in die Rubrik sehr unglückliches Ausscheiden unter widrigen Bedingungen einordnen, stolpert, taumelt die DFB-Elf 2023 in einem zunehmend blamableren Maße der Heim-EURO 2024 entgegen. Erhofft man sich vor jedem Länderspiel eine Wende zum besseren, wird man jedes einzelne Mal vom Gegenteil enttäuscht. Im Fokus dabei der zunehmend hilf- und ratlose Bundestrainer Hansi Flick, der noch vor zwei Jahren als bayerischer Sextupel-Trainer als Heilsbringer nach dem in der Endphase seiner Amtsausübung ebenfalls unglücklichen Jogi Löw gesehen worden war. Wird jetzt gar sein FCB-Nachfolger Julian Nagelsmann, der dort immer an der überragenden Flick-Saison 2020 gemessen wurde und letztendlich scheitern musste, auch beim DFB sein Nachfolger?
Die deutsche Nationalmannschaft hat gestern Abend eine herbe 1:4-Klatsche gegen Japan kassiert. Für das DFB-Team war es bereits die dritte Niederlage in Folge, Leistungstendenz zudem weiterhin stark sinkend. Gestern haben in der Schlussphase BL- und Zweitliga-Profis aus Bochum und Düsseldorf der ideenlos und fehlerhaft auftretenden deutschen Nationalmannschaft den Rest gegeben. Hansi Flick steht kurz vor dem Aus. Selbst eine starke Leistung gegen Vizeweltmeister Frankreich am Dienstagabend wird ihn wohl nicht mehr retten können. Daran glauben tut sowieso niemand – außer vielleicht ihm selbst – mehr.
“Wir sind alle ein wenig unter Schock”, betonte Rudi Völler nach der 1:4-Niederlage gegen Japan gestern Abend in Wolfsburg. Der DFB-Direktor sprach von einer “schmerzvollen Blamage”. Angesprochen auf die Zukunft von Hansi Flick zeigte sich der 63-Jährige sehr zurückhaltend und vermied ein klares Bekenntnis: “Wir sollten alle mal ein bisschen in uns gehen und überlegen, wie’s weitergeht. Mal gucken.”
Ein Trainerwechsel vor dem bevorstehenden Länderspiel gegen Frankreich am kommenden Dienstag ist unwahrscheinlich. Dennoch hat Flick nicht nur bei den Fans sämtlichen Kredit verspielt, auch die DFB-Verantwortlichen sollen sich längst mit einem Trainerwechsel beschäftigen, wie die BILD bereits vor den Länderspielen gegen Japan und Frankreich berichtet hatte. Die beiden Duelle galten DFB-intern als letzte Gelegenheit für Flick das Ruder vor der Heim-Europameisterschaft 2024 noch rumzureißen. Teil 1 ist bereits auf blamabelste Weise in die Binsen gegangen.
Sollte man sich beim DFB tatsächlich dazu entscheiden die Reißleine zu ziehen, gibt es aktuell leider nur wenige Optionen. Neben Matthias Sammer und Rudi Völler, die zwar für den Verband aktiv sind, aber schon lange kein Traineramt mehr bekleidet haben, gelten vor allem Oliver Glasner und Julian Nagelsmann als Kandidaten. Beide sind derzeit ohne Job und wären sofort verfügbar.
Ex-Bayern-Coach Nagelsmann wird sich aber sicherlich – wie jeder andere Kandidat auch – die Frage stellen, ob er überhaupt bereit ist den Job als Bundestrainer als fast schon prädestinierter Buhmann zu übernehmen. Nagelsmann hatte im Sommer lukrative Angebote aus Paris, London und Neapel abgelehnt und wartet auf die passende Offerte. Und die DFB-Auswahl scheint derzeit nicht die attraktivste Option zu sein, liegt es natürlich längst nicht nur am Coach, dass Die (ehemalige) Mannschaft auf dem Spielfeld fast ausschließlich rumpelt und nicht mehr glänzt.
Den FC Bayern würde ein Nagelsmann-Engagement beim DFB sicherlich freuen, denn dieser besitzt noch bis 2026 einen Vertrag beim Rekordmeister und wird dafür monatlich königlich entlohnt. In den vergangenen Monaten wurde immer wieder davon berichtet, dass man für den 36-Jährigen eine beträchtliche Ablösesumme verlangen würde, sollte dieser sich einem neuen Verein anschließen. Beim DFB würde man wohl aber eine Ausnahme machen – und spart damit trotzdem Geld ein.