Nachdem am Deadline Day so einiges schief gelaufen war, Thomas Tüchel deswegen auf den “dünn besetzten Kader” in Anbetracht des strammen Programms hingewiesen hatte, meinte der sich etwas in Bedrängnis befindende FCB-CEO Jan-Christian Dreesen Richtung Chefcoach: „Er muss ein wenig kreativer sein, das ist sein Job.“ Dieses Statement wurde von der BILD mit Wonne aufgesaugt und mit der Headline “Oha – Birgt diese Ansage etwa Sprengstoff?” ausgeschlachtet. Seitdem überbieten sich Medien und Experten darin, dem Bayerntrainer Vorschläge zu unterbreiten, welcher FCB-Spieler noch auf einer anderen chronisch unterbesetzten Position auflaufen könnte. Die nächste Steilvorlage dafür bot das gestrige Länderspiel Marokko gegen Burkina Faso.
Durch das Leihende von Joao Cancelo, den Abgang von Benjamin Pavard und die Leihe von Josip Stanisic nach Leverkusen ist Noussair Mazraoui auf der Rechtsverteidiger-Position beim FC Bayern gesetzt. Der 25-jährige marokkanische Nationalspieler könnte jedoch auch eine Option für das Mittelfeld werden, wie er im genannten Länderspiel eindrucksvoll gezeigt hat.
Mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Konrad Laimer hat der FC Bayern nur drei etatmäßige Mittelfeldspieler in seinen Reihen. Zu “dünn” aus Sicht von Thomas Tuchel. Zu allem Überfluss droht Joshua Kimmich für das bevorstehende Topspiel am Freitag gegen Bayer Leverkusen auszufallen. Der 28-Jährige plagt sich mit muskulären Problemen herum.
Tuchel könnte jedoch mit Noussair Mazraoui eine neue Option für das zentrale Mittelfeld bekommen. Der 25-Jährige lief gestern beim 1:0-Erfolg von Marokko gegen Burkina Faso vollkommen überraschend im Mittelfeld auf. Nous war im 4-1-4-1-System sogar der einzige Mann im Zentrum und konnte dabei durchaus überzeugen.
Ganz so überraschend ist die Versetzung aus der Viererkette ins Mittelfeld allerdings nicht. Mazraoui hat bereits zu Beginn seiner Profi-Laufbahn bei Ajax Amsterdam immer wieder auf dieser Position gespielt und rückte erst später auf die Außenverteidiger-Position.
Schönes Gedankenspiel, wenn da nicht ein großer Haken wäre: Neben dem Marokkaner gibt es im FCB-Profi-Kader nur noch einen einzigen gelernten Rechtsverteidiger: Bouna Sarr. Und den hat sein eigener Präsident zuletzt bei einer TV-Talkrunde vergessen aufzuzählen, als es um den FCB-Spielerkader ging…
Schön, wenn man flexibel einsetzbare Spieler hat. Es ändert nur nichts am (viel) zu dünnen Kader …