Rund um Joshua Kimmich gibt es sowohl bei den Medien als auch bei den Fans immer wieder Diskussion hinsichtlich seiner richtigen Positionierung. Ex-FCB- und Nationalspieler Michael Ballack hat dazu eine klare Meinung.
Beim FC Bayern ist Kimmich aktuell unter Trainer Thomas Tuchel fest im Mittelfeld eingeplant, ebenso bei seinen Vorgängern. Auch unter Hansi Flick, welcher aber – aus der Not geboren – zuletzt als Bundestrainer den 28-jährigen Bayernspieler gegen Japan als Rechtsverteidiger aufgeboten hat, allerdings nicht als klassischen, sondern in einer Hybridfunktion. Dies ging insgesamt schief.
Dagegen Michael Ballack im Gespräch mit dem kicker, auf die Frage, wo Kimmich am besten aufgehoben ist: “Da gibt es von mir eine ganz klare Antwort. Ich bin ein Freund davon, die besten Spieler auf den für sie besten Positionen einzusetzen“.
Um dann noch so etwas wie eine alte Rechnung zu begleichen: “Schon bei Philipp Lahm hat man gesehen: Wenn du außen Weltklasse bist, funktioniert das auf einer anderen Position nicht zwangsweise ebenso. Und so sehe ich es bei Kimmich – auf ganz hohem Niveau – ähnlich.”
Zur Erinnerung: Lahm hatte den damals verletzten Ballack bei der WM 2010 als DFB-Kapitän vertreten. Die Deutschen spielten ein wunderbares Turnier, so dass der damals 26-jährige Bayernspieler diese Position nachfolgend – zurecht – auch weiter für sich beanspruchte. Ballack war daraufhin gekränkt, beleidigt und kehrte – allerdings vor allem form- und verletzungsbedingt – nie wieder in die Nationalmannschaft zurück.
Nachdem Pep Guardiola 2013 das Traineramt beim deutschen Rekordmeister übernommen hatte, ließ er den bis dahin ausschließlich Außenverteidiger spielenden Lahm – zuerst links, dann rechts – überraschend im Mittelfeld in der Schaltzentrale spielen. Der Katalane begründete das nicht zuletzt mit der außergewöhnlichen Spielintelligenz des Weltmeister-Kapitäns von 2014.
Zurück zu Ballack und Kimmich: Letzterer sei nach Ansicht des 46-Jährigen “ein sehr interessanter Spieler mit einer herausragenden Entwicklung, die auch noch nicht abgeschlossen ist. Und dass er beide Positionen spielen kann, hat er bewiesen. Weltklasse ist er für mich aber nur als Rechtsverteidiger, da ist er groß geworden mit der Art und Weise, wie er Fußball gespielt hat. Im Zentrum will er manchmal zu viel, das macht die Mannschaft mitunter anfällig.”
Die aktuellen Spitzentrainer – inkl. Xavi von Barcelona und Xabi von Leverkusen – scheinen das alle anders zu sehen. Das Argument, dass der Jo “im Zentrum manchmal zu viel will“, kann man aber auf alle Fälle so stehen lassen. Das dürfte nicht nur bei Experten, Medien und Fans ein Thema sein, sondern auch im Verein und in der Nationalmannschaft. Interessant in diesem Zusammenhang: Als der 80-fache Nationalspieler am Freitag gegen Leverkusen wegen seiner Verletzung von der Länderspielreise nach einer Stunde ausgewechselt wurde, entstand im Bayernspiel für einige Minuten so etwas wie ein Vakuum, niemand übernahm in diesem Zeitraum die Rolle des stets anspielbaren Ballaufsammlers.
Zu Michael Ballack habe ich meine eigene Meinung: Seine Verdienste für den deutschen Fußball sind – zweifelsohne – unbestritten. Was man ihm aber durchaus vorwerfen kann ist, dass er definitiv den rechtzeitigen Absprung vom Profifußball verpasst hat. Das zeigt vermutlich seine damalige Angst oder Sorge, mit der Zeit nach der Karriere umzugehen. Oder auch das fehlende Bewusstsein, dass die Karriere endlich ist. Und auch jetzt bei DAZN gibt er für mich eine tragische Figur ab.