Die Entscheidung des DFB Andreas Rettig als Oliver Bierhoffs Nachfolger als Geschäftsführer zu präsentieren, kam auch für Lothar Matthäus überraschend. Der deutsche Rekordnationalspieler kritisiert auch die Umstände der Entscheidung scharf, in deren Folge Kalle Rummenigge und Oliver Mintzlaff sogar aus der DFB-Taskforce zurückgetreten sind.
Der Ex-FCB-CEO Rummenigge erklärt diesen Schritt: damit, dass die Taskforce in wichtige Beschlüsse des DFB nicht eingebunden gewesen sei, teilweise nicht einmal informiert worden sei. „So haben wir von der Installation Andreas Rettigs als Geschäftsführer Sport des DFB, eine durchaus sensible Personalie und diskussionswürdige Entscheidung, durch die Medien erfahren.“
DFB-Präsident Bernd Neuendorf wies die Kritik von Rummenigge und Mintzlaff zurück, weil die Taskforce nie die Kompetenz für Entscheidungen gehabt habe, sondern lediglich als beratendes Gremium einberufen worden sei.
Wie zahlreiche Fußballfans sieht Matthäus das jedoch ganz anders und kann den Schritt des Duos nachvollziehen. Der ehemalige Weltfußballer in seiner gestrigen Sky-Kolumne: „Rummenigge hat alles erlebt, was man im Fußball erleben kann. Wenn man jemanden wie ihn und Mintzlaff in einer Taskforce sitzen hat, sollten diese Personen erfahren, wer beim DFB in einer führenden Position auftaucht. In der Taskforce sitzen ja keine Bratwürste, sondern Menschen mit hoher Verantwortung in ihren Positionen“.
Es gehe nicht allein um die Person Rettig, sondern um die „Art und Weise, wie diese Personalie nicht kommuniziert wurde. Daran sieht man, was beim DFB nicht so läuft, wie es laufen sollte“. Matthäus zeigt sich zudem darüber verwundert, wie der DFB überhaupt auf Rettig gekommen sei. Schließlich galt davor lange Sami Khedira als Top-Kandidat auf die Nachfolge von Oliver Bierhoff.
Matthäus weiter: „Rettig geht von seiner Denkweise her in eine ganz andere Richtung“, um dann hierfür einen für Rettig wenig schmeichelhaften Vergleich zu benutzen: „Auf den Fußball übertragen wäre es so, wie wenn man einen schnellen, trickreichen Außenstürmer suche und am Ende einen langsamen Mittelfeldspieler bekomme, der nur lange Pässe schlagen kann.“
Dann geht der Lothar noch einmal in die Vollen, denn er habe gelesen, dass Rettig DFB-Präsident Bernd Neuendorf bei dessen Wahl unterstützt habe. „Wenn dem so wäre, dann hätte die Sache für mich ein Gschmäckle.“
Rettig selbst hatte bei seiner offiziellen Vorstellung am Montag Rummenigge und dem FC Bayern scheinbar die Hand gereicht. „Ich habe zur Kenntnis genommen, dass ich nicht unbedingt der Wunschkandidat des FC Bayern war. Ich kenne das belastete Verhältnis. Wir werden den FC Bayern brauchen, es ist der bedeutendste Klub. Es nutzt nichts, wenn wir uns hier auseinanderdividieren.“